Velbert. Strom und Wärme sind nur zwei von fünf Feldern, in denen die Stadt Potenzial und Nachholbedarf sieht. Beispielsweise gibt es nur wenige Windräder.

Wo kann bzw. sollte die Reise hingehen, um in Sachen Klimaschutz in Velbert die Kurve zu kriegen und lokal klug und weitsichtig zu handeln? Eine Menge Antworten und Ansätze liefert ein 75-Seiten-Papier namens Potenzialanalyse, das sich detailliert fünf Handlungsfelder vorknöpft und die jeweils darin steckenden Potenziale herausfiltert und beschreibt: Es sind Strom, Wärme, Verkehr, Wirtschaft sowie Landnutzung und Ernährung. „Diese Analyse liefert uns das Rüstzeug, um in unsere kommunale Klimastrategie reinzugehen“, umreißt der Beigeordnete Jörg Ostermann Bedeutung und Stellenwert.

Und zu tun gibt es Einiges. So wurden beispielsweise in Velbert zuletzt insgesamt 1698 Gigawattstunden Strom in einem Jahr verbraucht.

In Velbert keine Zeit mehr vergeuden

Die Klimaschutzmanagerinnen Michaela Tiedke (li.) und Melanie Bayo sowie der Fachdezernent Jörg Ostermann erläuterten auch die Bedeutung der Analyse auf dem Weg in eine kommunale Klimastrategie.
Die Klimaschutzmanagerinnen Michaela Tiedke (li.) und Melanie Bayo sowie der Fachdezernent Jörg Ostermann erläuterten auch die Bedeutung der Analyse auf dem Weg in eine kommunale Klimastrategie. © Stadt Velbert | Patrick Ryg

Das ist wohlgemerkt noch der Wert der Treibhausgasbilanz aus dem Jahr 2018; aktuell wird just die für 2020 zusammengestellt. Es stecke immer Zeitverzug darin, erläutert Melanie Bayo. Nach Auskunft der Klimaschutzmanagerin lautet das bundesweite Zieljahr in puncto Klima-Neutralität 2045, hingegen gebe es für die Stadt Velbert insgesamt kein konkretes Jahr. „So schnell wie möglich“, sagt die Umweltwissenschaftlerin zum Tempo, „und keine weitere Zeit mehr vergeuden.“

Stadt Velbert fühlt sich fachlich sehr gut aufgehoben

Erarbeitet haben das Papier die beiden beauftragten Büros „4 K – Kommunikation für Klimaschutz“ und (federführend) „Hamburg Institut Consulting“. Besonders letzterem attestiert Ostermann „vielfach spezielles Know-how“: „Wir fühlen uns fachlich sehr gut aufgehoben“. Noch sei Velbert Gewinner und Profiteur vom Bundesstrommix. Der Begriff bezeichnet die Aufteilung von Strom aus unterschiedlichen Quellen und von unterschiedlichen Energieträgern, die insgesamt zur Stromversorgung beitragen.

Die Regenerativen im Blick

Man habe vor Ort lediglich Photovoltaik und drei Windenergieanlagen, sagt der Fachdezernent mit Blick auf die regenerativen Energien. „Das ist gewiss nicht die Masse an regenerativen Energien, die man sich vorstellt und die auch bitter nötig sind.“ Ein separat ausgewiesenes Handlungsfeld „Energie sparen“ existiert übrigens nicht; dieser Aspekt zieht sich ohnehin allenthalben durch.

Reger Austausch und Meinungsbildung

Die Nutzung der Sonnenenergie soll künftig eine ganz gewichtige Rolle spielen.
Die Nutzung der Sonnenenergie soll künftig eine ganz gewichtige Rolle spielen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Die Überlegungen zur Potenzialanalyse münden in die finale Beschlussfassung zur Klimastrategie ein. Im Vorfeld findet just an diesem Mittwoch ein auf ca. zweieinhalb Stunden – „Das kriegen Sie in einer normalen Sitzung nicht abgebildet“ (Ostermann) – angesetzter Workshop im Rathaus statt. Dort treffen sich rund 30 Teilnehmer, Kommunalpolitiker und selbstverständlich Mitarbeiter der genannten Büros, zwecks Austauschs und Meinungsbildung. Im nächsten Schritt ist die Erarbeitung der eigentlichen Strategie an der Reihe.

Was schnell passieren muss

Mit Blick auf die Umsetzung Zug um Zug ab dem kommenden Jahr gehe es auch maßgeblich um die Frage und Festlegung, „welche Maßnahme müssen wir möglichst zügig anstoßen, weil sich ihre Effekte nicht unbedingt kurzfristig und rasch wirksam einstellen“, erklärt Michaela Tiedke. Derzeit größter Strom-Verbraucher vor Ort, so die Betriebswirtschaftlerin mit spezifischem Energie-Know-how und ebenfalls Klimaschutzmanagerin bei der Stadt, seien die privaten Haushalte. Und hauptsächlicher Energieträger beim Heizen sei mit mehr als 50 Prozent Erdgas. Hier, beim Thema Wärme, sehen die Autoren des Papiers denn auch das größte Potenzial in der Umstellung der Energieträger bei Heizanlagen im Bestand: nämlich dezentral und Einsatz von Wärmepumpen.

Grenzen des Machbaren

Man hoffe darauf, in Zukunft einen möglichst hohen Anteil regenerativer Energien mit Photovoltaik und Windenergie zu realisieren, betont Jörg Ostermann: „Gerne ergänzt durch die bedeutsame Rolle, die Wasserstoff spielen kann.“ Allerdings gebe es natürlich auch Grenzen des Machbaren, sowohl in wirtschaftlicher als auch technischer Hinsicht. Bestandsgebäude betrachte er mit großer Sorge. „Davon haben wir reichlich.“ Und die Stadt habe keinen Daumen drauf, es sei ja schließlich Privatbesitz.

>>> Möglichst Beschluss bis zum Jahresende

Für die eigentliche Klimastrategie ist die letzte Sitzungsrunde dieses Jahres vorgesehen. Diese beginnt am 2. November mit dem Ausschuss für Klima und Umwelt (bislang 31. Oktober).

Den Schlusspunkt soll nach bisherigem Stand dann Mitte Dezember der Stadtrat setzen. Wenn das Gremium die lokale Strategie beschließt, geht’s ab Anfang 2024 an die Umsetzung.