Neviges. Frühstück auf der Terrasse, abends die letzten Sonnenstrahlen hinten an der Hecke genießen. Die Huths aus Velbert-Neviges wandern mit der Sonne.

Sie blühen in lila und rosa Schattierungen, bestechen als prächtige Farbtupfer an vielen Ecken, setzen sich reizvoll als breites schneeweißes Band von der grünen Hecke ab – und sind das einzige Thema, bei dem Erhard Huth in seinem Garten keinen Spaß versteht: „Mit Hortensien darf ich nicht mehr ankommen, dann bekomme ich Ärger mit meinem Mann“, sagt Annemie Huth vergnügt. Bei so vielen Hortensiensorten ist bei Erhard Huth einfach Schluss mit lustig, dabei blüht „Annabell“ in diesem Jahr so üppig wie nie zuvor. Man könnte doch vielleicht… Aber zum Glück sind sich die Huths, deren blühendes Paradies wir in dieser Folge der Serie „Mein grünes Wohnzimmer“ vorstellen, einig: „Es muss nicht schrecklich ordentlich sein, aber wir haben gern Struktur im Garten“, sagt die begeisterte Hobbygärtnerin.

Kaffeetrinken unterm Baum

Hier fühlen sich auch Libellen und Molche wohl: An der Stelle des Teiches stand einst ein Kirschbaum.
Hier fühlen sich auch Libellen und Molche wohl: An der Stelle des Teiches stand einst ein Kirschbaum. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Und beide lieben ihre Ruheplätzchen: Frühstück in der Morgensonne auf der Terrasse, abends wärmen die letzten Strahlen des Tages hinten auf der lauschigen Bank. „Ja, wenn wir wollen, können wir mit der Sonne ziehen“, so Erhard Huth. An Tagen wie diesen trinken die Huths ihren Nachmittagskaffee auch gern unter ihrem Schatten spendenden Apfelbaum. „Passen Sie auf, wenn die runter plumpsen, ich hab schon so manchen abbekommen.“ Fallobst wandert in die große Schüssel – „prima für Apfelkuchen“ – oder schmecken sofort als Vitaminbombe. Ihre beiden Apfelbäume, der Birnbaum und auch die Johannisbeerbüsche sind den Huths bei aller Blumenpracht nach wie vor wichtig. Auch, wenn sich ihr Garten nach beinahe 50 Jahren, in denen die Huths hier wohnen, mächtig verändert hat.

Töchter weinten um den Kirschbaum

Farbenfrohe Pracht: Mehr als 20 verschiedene Hortensien-Sorten zieren den Garten der Familie Huth.
Farbenfrohe Pracht: Mehr als 20 verschiedene Hortensien-Sorten zieren den Garten der Familie Huth. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Als sie 1974 das Haus an der Eichenstraße mit dem 700 Quadratmeter Grundstück kauften, „da war das hier ein reiner Nutzgarten. Viel Wiese, Gemüseanbau“, erinnert sich Annemie Huth. „Wir haben das damals extra erstmal so gelassen, etwa zehn Jahre lang. Die Kinder waren noch klein, wir wollten zeigen, dass Lebensmittel nicht im Supermarkt wachsen.“ Als Teenager haben die Töchter Astrid (heute 50) und Stefanie (47) dann auf eindrucksvolle Weise bewiesen, dass die Lektion in Sachen „Naturverbundenheit“ geglückt war, wie sich Erhard Huth lächelnd erinnert: „Hier, wo jetzt unser Teich ist, da stand mal ein Kirschbaum. Er war nicht mehr gesund, sollte weg. Die Mädchen sind dann in den Baum geklettert und haben ihn tagelang besetzt.“ Bei so viel Einsatz hatte Papa ein Einsehen, der Kirschbaum bekam eine Gnadenfrist. „Irgendwann war er dann so morsch, dass es nicht anders ging.“ Unter Protest und Tränen, so die Huths, wurde er schließlich gefällt.

Weg mit den Gartenzäunen

Inzwischen gefällt die Alternative auch den Töchtern: Seerosen, Teichlilien und Wasseranemonen locken Libellen und Molche an. Den Teich hat Erhard Huth, einst Agrar-Ingenieur beim Landesumweltamt, selbst geschaffen, so wie er auch den einstigen Nutzgarten nach und nach in eine grüne Wohlfühl-Oase verwandelt hat. „Ich habe jeden Stein selbst heran geschafft, jede Mauer hat ihre Geschichte“, sagt der rüstige 76-Jährige. Seine Idee war es auch, die Nachbarn vor einigen Jahren davon zu überzeugen, gemeinsam die Zäune niederzureißen. „Alles ist jetzt viel weiter, viel freier.“

Die Huths, beides passionierte Tennisspieler, teilen ihr herrliches Fleckchen gern mit Freunden und Bekannten, „wenn wir einladen, kommen alle“, freut sich Annemie Huth. Doch am allergrößten ist es, wenn die vier Enkel den Garten erobern. Erhard Huth strahlend: „Dann bau ich die Wasserrutsche auf, die flitzen hier die Wiese bis zur Terrasse herunter. Ein Riesenspaß.“ Man könnte meinen, nicht nur für die Enkel.