Velbert. Mussten die Schriftzüge auf dem „BKS-Hochhaus“ in Velbert nach 63 Jahren demontiert werden? Ja, sagt Vermieter Stadtwerke. Nein, sagt Mieter BKS.
Das „B“ berstet in der Mitte, das „K“ knickt halb nach vorne, das „S“ schleift über den Boden: Es sind die letzten Lebenszeichen eines Velberter Wahrzeichens, bevor es mit Getöse und den Buchstaben nach unten auf das Pflaster klatscht. Ein Kran beendet am Montagmittag in gut anderthalb Minuten die 63-jährige Geschichte des ersten von vier BKS-Schriftzügen auf dem Hochhaus-Dach in Velbert-Mitte.
Vom „Wasserturmhochhaus“ über das „Haus Niederberg“ bis zur „Thermosflasche“ hatte das 1958 eröffnete Gebäude viele Namen. Im Volksmund dagegen bürgerte sich schnell „BKS-Hochhaus“ ein, wenn es um den 47-Meter-Klotz aus Wasserturm, Wohnungen, Restaurant und Geschäften ging. Die Werbung der gleichnamigen Schlösserschlosser von der anderen Straßenseite strahlte in vier Himmelsrichtungen – und über Velbert hinaus.
„BKS-Hochhaus“ in Velbert: Standsicherheit der Schriftzüge in Gefahr
Mit der Strahlkraft ist es derweil schon ein bisschen her. Verblasst blickte das einst leuchtende Rot zuletzt auf die Stadt, die weißen Buchstaben setzten Patina an. Dazu fielen den Stadtwerken als Hochhausbesitzer bei der alljährlichen Sicherheitsbegehung altersbedingte Mängel beim Thema „Standsicherheit“ auf, wie Sprecherin Gesa Weppelmann berichtet, die Sanierungsbedarf an den Schildern nach sich gezogen hätte.
Die Stadtwerke hätten dem Besitzer der Schriftzüge, also „Dachmieter“ BKS bzw. dem baden-württembergischen Mutterunternehmen Gretsch-Unitas, angeboten, die Schriftzüge auf dem Dach zu belassen, wenn in Eigenleistung saniert wird. „BKS hat dieses Angebot abgelehnt“, sagt Weppelmann.
BKS bestätigt am Dienstagnachmittag per Mail die Gespräche bezüglich der „notwendigen Sanierung der Werbe- und Trägeranlagen“ sowie das Angebot, stellt die Abläufe aber anders dar. Die Geschäftsführung schreibt: „Im Mietvertrag war eindeutig geregelt, dass die Sanierung der Trägeranlage von den Stadtwerken Velbert durchzuführen ist.“ Ein von BKS unterbreiteter Kompromissvorschlag zur Kostenaufteilung sei „bedauerlicherweise“ abgelehnt worden.
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Die Stadtwerke dementieren, einen solchen Vorschlag hätte es von BKS nicht gegeben. Und kommunizieren in Person von Weppelmann am Dienstagabend folgende Unterscheidung: „Wir haben Sanierungsbedarf an den Schriftzügen, also an der Werbeanlage festgestellt. Hier hat laut Mietvertrag BKS die Verpflichtung zur Sanierung, bei der Trägeranlage hätten wir sanieren müssen.“
Die BKS-Geschäftsführung schreibt weiter, nachdem ein Kompromiss abgelehnt worden sei: „Stattdessen kündigten die Stadtwerke Velbert den Mietvertrag und unterbreiteten einen neuen Mietvertrag mit für uns völlig unakzeptablen Bedingungen.“ Näher auf die Bedingungen gehen sie nicht ein. Nach der abschließenden Absage durch BKS hieß die einzige Alternative deshalb Abbau. „Dies bedauern wir sehr. Aus unserer Sicht hätte es hierzu nicht kommen müssen“, schließen die Verantwortlichen.
Demontage statt Sanierung: Die BKS-Schriftzüge verschwinden
Am Montagmorgen rückte deshalb ein Abriss-Unternehmen an, um die Schriftzüge zu demontieren. Schweißarbeiten trennten die Verbindungen, Hammerschläge übertönten den Straßenlärm, bevor das erste der vier Meter hohen und neun Meter breiten Schilder in Richtung Boden schwebte. Der Rest folgte bis Dienstag, selbst der Wikipedia-Eintrag ist schon auf dem neusten Stand.
Bei Facebook überwog das Bedauern über den Schritt. „Jedes Mal, wenn ich wieder in der Heimat bin, erkenne ich sie kaum wieder“, schrieb etwa eine WAZ-Leserin, eine andere: „Ich find das schon schlimm alleine drüber nachzudenken, dass das BKS-Zeichen da weg gemacht wird.“ Ein Museum eigens für den Schriftzug solle errichtet werden, kommentierte ein weiterer User konstruktiv. Daraus wird aber wohl nichts, ein Bauschutt-Container wartete am Montag an der Lindenstraße 1 auf die Wahrzeichen.
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Ist BKS also Geschichte in der Stadt? Nein. Während das Unternehmen weiter Schlösser und Schließsysteme produziert, fasste ein WAZ-Leser über Social Media zusammen: „Und trotzdem bleibt es das BKS Hochhaus von Velbert.“
>> Das „BKS-Hochhaus“, ein millionenschwerer Koloss
- Kosten von 2,15 Millionen Mark, ein Koloss von 7000 Tonnen Beton – das ist das 1958 eröffnete Hochhaus an der Lindenstraße. 77 Wohnungen „umbauten“ den Wasserturm, im Erdgeschoss war und ist Platz für Geschäfte.
- Ins elfte Obergeschoss lockte dagegen ein Restaurant. Dieses ist längst Geschichte, danach betrieb die Awo für Jahre eine Altentagesstätte in den Räumlichkeiten.