Velbert. .
Hört man Dr. Friedhelm Krieger zu, Architekt und Ur-Velberter, hat man den Eindruck, seine Familie habe seit 1900 halb Velbert erbaut. Im VHS-Erzählcafé erzählte er – vor über 80 Leuten, viele davon ihm bekannt – die Geschichte seines Werdegangs. Sie handelt von Familie, deutscher Geschichte und guten Ideen.
Schon Vater Krieger war in den Baubetrieb des Velberter Onkels hineingewachsen. Die Mutter lernte er kennen und lieben, als beide als Hochwassertouristen in Werden aufeinander trafen. Wenn der Vater mit Sohn Friedhelm spazierte, zeigte er immer: „Das hammwer gebaut, das da und das auch.“
Krieger junior kam früh der Krieg dazwischen. Er war 17, und als die höheren Jahrgänge Offiziere wurden, „wollte ich auch – wie sie – ein Notabitur nachgeschmissen bekommen“. Stattdessen mauerte und schreinerte er, das Zweite machte ihm Spaß, die Mutter sagte: „Pass auf de Finger auf!“
Der Reichsarbeitsdienst schickte ihn an die polnische Grenze, dort bekam er ein Gewehr in die Hand gedrückt und marschierte bis kurz vor Moskau mit. Den Rest des Krieges verbrachte er als Funker an Bord eines Panzers. Aus Dänemark floh er vor den Russen in britische Kriegsgefangenschaft, wurde aber schon bald entlassen. „Ich war doch Maurer!“
Und es war ja alles kaputt. Krieger studierte in Aachen Architektur und kam heim. Sein erster Auftrag, den er alleine bestreiten musste, war zu groß für ihn: das Velberter Schwimmbad. „Schon als Stift“ hatte er an Vaters Bauplänen dafür mitgezeichnet. 1950 starb der Vater. Plötzlich und ohne kaufmännische Erfahrung musste der Sohn in große Fußstapfen treten.
„Die jahrzehntealten Baurichtlinien waren der größte Blödsinn!“, stellte er bald fest. Er ging zurück an die Uni und promovierte über seine Idee: Durch die Bahnlängen von 25, 50 Metern kann man alle Bauteile auf ein Vielfaches von 2,50 Meter zurückführen. Mit industriell vorgefertigten Elementen baute er über 60 Bäder in ganz Deutschland. „Dann war ich Doktor, hielt Vorträge, alle haben genickt und geglaubt: So ist das.“ Eine weitere Idee: „Bäder sind immer große Zuschussobjekte, siehe Nizzabad. Um Kosten zu sparen: Statt zwei Bädern bau eins – mit Schiebedach!“ Noch eine: Ein hoher Wasserturm musste her, weil Velbert so hoch liegt. Krieger baute das BKS-Hochhaus: zehn Etagen Sozialer Wohnungsbau, darüber zwei riesige Wassertanks.
Friedhelm Krieger ist heute 89 und verbringt „jede Woche ein paar Stunden im Büro.“ Vor ein paar Jahren erlitt er einen Schlaganfall. Aber Krieger kämpfte. Ein halbes Jahr trainierte er, Lesen, Schreiben, Sprechen – Singen. Kriegers Erfahrung: „Beim Singen atmen die Menschen auf – und können auf einmal wieder sprechen!“