Velbert. BKS beliefert die Welt mit Schlössern und Schließsystemen. Wie sehr die Velberter das tägliche Leben beeinflussen, zeigt ihr neuer Showroom.

Der Punker hat breit grinsend seinen Selfiestick ausgepackt. Ihm bietet sich Auswahl: Rechts liegt das Brandenburger Tor, links türmt sich ein gläsernen Koloss hoch auf – das Hauptquartier der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Dazwischen braust ein grünes Auto über die Straßen, während eine Kamera das Kennzeichen abliest. Was sich nach George Orwell im Miniatur-Wunderland anhört, nutzt BKS in Velbert zur Präsentation seiner Produkte. Ein Besuch im neuen Showroom, zwischen Lego und Knastzelle.

Das Traditionsunternehmen von der Heidestraße exportiert neben Schließzylindern, Schlössern und Schließsystemen auch Gebäudemanagement- und Zutrittskontrollsysteme in alle Welt. Es hat die EZB-Zentrale ebenso ausgestattet wie die Elbphilharmonie oder den Louvre Abu Dhabi. Da ist es folgerichtig, sich die Welt auch mal nach Velbert zu holen – und wenn nur in Spielzeuggröße. Von einer Verbindung aus „technischen Innovationen, Digitalisierung und Spaß“ spricht der Verantwortliche Jan Rippen an diesem Mittwochmorgen, als er launig das neue Aushängeschild von BKS und seiner Mutter Gretsch-Unitas (G-U) vorstellt.

BKS will in Velbert Produkte hautnah erlebbar machen

Rückblick. Über zwei Jahre ist es her, dass sich die Chefs des Weltunternehmens die Fragen stellten: Wie können wir unseren Kunden Software anders präsentieren als per USB-Stick? Wie können wir Systeme vorführen, die normalerweise am Flughafen Passagiere scannen oder geheime Rechenzentren absichern? Denn, wie Rippen es bemerkt: „Die lassen dich nicht mal eben rein, selbst wenn du ein schönes Gesicht hast.“

Brandenburger Tor neben G-U-Zentrale und EZB-Tower – das gibt es wohl nur bei BKS in Velbert.
Brandenburger Tor neben G-U-Zentrale und EZB-Tower – das gibt es wohl nur bei BKS in Velbert. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Die Lösung kommt als langgezogener Raum im ersten Stock der BKS-Zentrale daher, in dem Kunden „bestenfalls die Produkte erleben, ein Gefühl bekommen“, wie Marita Schwenkedel-Braun vom gleichnamigen Architektenbüro erklärt. Sie sowie ihr Mann Ulrich Braun haben das Konzept des Showrooms erdacht, sprechen von Dramaturgie, schnellem Eintauchen und spielerischem Erfahren.

Produkte von BKS und G-U sind Teil des täglichen Lebens

Und das ist wörtlich zu nehmen. Das Lego-Land etwa führt mittels Kennzeichenerkennung vor, ob der Wagen zur Weiterfahrt berechtigt ist – und schafft nebenbei die emotionale Verbindung zum Kinderzimmer. Tiefer im Raum wartet eine echte Gefängniszelle mit dicker Stahltür, inklusive Schließtechnik von BKS. Selbst der Strichkalender an der Wand fehlt nicht. Ein Foto durch die Essenslucke will an diesem Mittwoch niemand machen.

Lesen Sie hier weitere Berichte aus Velbert:

Ein Gang durch die Ausstellungsbereiche privat und gewerblich macht deutlich: Produkte der Unternehmensgruppe sind Teil des täglichen Lebens. Da geht es um Sensorik zum Fiebermessen für das Krankenhaus, Schließfächer für den Campus, Lieferservice-Boxen für das Mehrfamilienhaus (gibt es auch mit Kühlung), Überwachung für die Tankstelle oder Drohnentechnologie, die das Gelände sichert und im Katastrophenfall schnelle Bilder liefert.

Kosten im sechsstelligen Bereich – Raum auch für Vorträge und Diskussionen

Nicht alles kommt von BKS und G-U selbst, präsentiert wird aber „Hersteller-neutral“. Die Velberter steuern dann Schließsysteme oder das Managementsystem „Gemos“ bei. Letzteres visualisiere Informationen aus einem Gebäude an einem Arbeitsplatz und erlaube eine einfache Steuerung, erläutert Jan Rippen, der dem entsprechenden BKS-Bereich „connect“ als Betriebsleiter vorsteht.

Vom Schloss bis zur Drohne: Dirk Komatowsky als Verkaufsleiter Objekt von BKS präsentiert die Sicherheitstechnik.
Vom Schloss bis zur Drohne: Dirk Komatowsky als Verkaufsleiter Objekt von BKS präsentiert die Sicherheitstechnik. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Mehrere hunderttausend Euro habe die Ausstellung gekostet, sagt der ausführende Projektmanager Tobias Hackel, der nicht nur Produktpräsentationen im Blick hat. Auch Kunden sowie deren Geschäftspartner könnten zusammenkommen, ein spezieller Bereich für Vorträge dient zum Diskutieren und Netzwerken. Der breiten Öffentlichkeit bleiben dagegen wohl vorerst Einblicke verwehrt. Schade drum.

>> Die Geschichte hinter BKS

  • 1903 in Solingen gegründet, übernahm die amerikanische Firma Yale & Towne die Türschließerfabrik und verschmolz sie mit den Unternehmen Damm & Ladwig sowie den Vereinigten Riegel- und Schlossfabriken zur BKS GmbH mit Sitz in Velbert.
  • Seit 1983 gehört BKS zur Gretsch-Unitas-Gruppe aus Ditzingen (Baden-Württemberg). Das Unternehmen produziert auch Fenster- und Türtechnik.
Blick in die Zukunft: eine Haustür mit Paketfach für Lieferdienste bei BKS in Velbert.
Blick in die Zukunft: eine Haustür mit Paketfach für Lieferdienste bei BKS in Velbert. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth