Velbert. . „Thermosflasche“ – die Bürger kennen sie kaum noch. Stattdessen sagen sie „BKS-Hochhaus“.

Alte Dinge neu zu betrachten, ist oftmals spannend und amüsant. Lehrreich meistens. Auch vor Ort finden sich Schatzkästen wie das BKS-Hochhaus, deren Deckel die WAZ öffnet. Nur die Perlen werden herausgepickt:

Namensänderungen müssen im Standesamt oder beim Ordnungsamt beantragt werden. Nicht so bei Stofftieren oder lebendigen Vierbeinern. Und schon gar nicht bei Gebäuden. Bei diesen Projekten prägt der Volksmund oft den Namen, hingegen die bisweilen brustgeschwellten Architekten und Bauherren einen stolzen Titel für ihr Baby aus Stahl und Stein zielsicher aussuchen.

Vor Ort hat sich auch so ein Namenswandel ergeben. Einst wurde ein Bau geplant, namens „Wasserturmprojekt“. Das war im November 1955. Ein Jahr später betitelte man das Projekt als „Wasserturmbau“. Im folgenden Jahr hieß es „Wasserturmhochhaus“. Kurz vor der Eröffnung schrieb die Velberter Zeitung vom „Wasserturmhochhaus mit BKS-Werbung“. Zur Einweihung, im November 1958, wird das Gebäude offiziell als „Haus Niederberg“ getauft. Aber dieser Name hält sich nicht lange. Zeitlich in den 50er Jahren nicht genau eingeschätzt werden, kann eine weitere Namensgebung: „Thermosflasche“.

Lindenstraße Nr. 1

Wenn heute jemand fragt, dann heißt es „BKS-Hochhaus“! Und die Straße? Heidestraße? Ne! Rheinlandstraße? Ne! Die Lindenstraße Nummer eins ist es.

1958 wurde ein Wasserturm neu gebaut und direkt mit 77 Wohnungen umbaut. 2,15 Millionen Mark hat der Bau damals gekostet in dem 7000 Tonnen Beton verarbeitet wurden. „Ein ganzes Dorf unter einem Dach“, betitelt die Festschrift im November einen Bericht. Es sei nicht nur eine Sehenswürdigkeit Velberts, sondern auch ein Zweckbau. Sie bewerben den Luxus, den dieses Haus für den damaligen Stand hatte. Der bezieht sich insbesondere auf die Hausfrau – im Nachhinein betrachtet.

Im Keller findet sie drei Wasch-, jeweils eine Trocken- und Schleudermaschine sowie zwei Heißmangeln. Mit schmutziger Wäsche runter und mit sauberer wieder rauf und nicht mehr auf den Trockenboden die Wäsche aufhängen. Aufzüge waren in der 50ern auch etwas besonderes. Zwei gibt es davon. Und nicht zu vergessen den Müllschlucker. Man musste dafür nicht extra runter gehen. „Wohnen unter Wasser galt in Velbert als letzter Schrei“ schreibt die WAZ im Oktober 1996.

Restaurant und Altentagesstätte gibt es nicht mehr

Was dort auch geschrieben steht: „Das Restaurant gibt es schon lange nicht mehr. Seit 20 Jahren hat die AWO im elften Obergeschoss eine Altentagesstätte.“ Aber auch die ist ausgezogen. Kein Aufzug führt in dieses Geschoss. Mittlerweile steht es leer. Der Weg lohnt sich aber. Vorbei an einem Stadtplan-Gemälde und dem Schlussstein, geht es eine Original-Treppe hinauf.

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Alles ist original, Türen und Tresen des alten Restaurants, Der ehemalige Glanz ist verpufft, aber leicht vorstellbar. 150 Gäste konnten dort ihr Mahl einnehmen und von dem höchsten Punkt Velberts in absolut jede Richtung schauen. Ein beliebtes Ziel für den Sonntagsausflug Frau mit Kostüm, Mann im Anzug und Mädchen mit weißen Kniestrümpfen.

Noch 2006 sagt der Vertriebsleiter der Stadtwerke Kai Birkner gegenüber der WAZ: „Wir haben haben eine Genehmigung, zwei Wohnungen daraus zu machen.“ Zwei mal 125 Quadratmeter hoch über Velbert hört sich heute noch reizvoll an, wenn man den Blick über ganz Velbert und die Stadtgrenzen hinaus betrachtet. Trotzdem steht es seit Jahren leer. Der Prokurist der Stadtwerke Hans-Werner Humme sagt zum aktuellen Nutzen der Etage: „Bis die zündende Idee da ist, lassen wir es so stehen wie es ist.“

Einige Wohnungen stehen zum Verkauf

Übrigens: Im Haus können die eigenen vier Wände erworben werden. Eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 88 Quadratmetern kostet dort rund 89 700 Euro. Immoscout24: „Auf insgesamt zehn Etagen stehen noch einige Wohneinheiten zum Verkauf“.