Mülheim. Einbruchserie in Mülheims Innenstadt? Mehrere Läden sind betroffen, eines gar mehrfach. Geschädigte und Polizei äußern sich zur Lage.
Zwei Einbrüche innerhalb von 14 Tagen: Unternehmer Dirk Hüfing, Inhaber des „Käse-Meister“ in der Innenstadt, reicht es: „Das erste Mal haben die in der Nacht vor Heiligabend zugeschlagen.“ Das zweite Mal wurde irgendwann am ersten Januar-Wochenende in die Geschäftsräume am Löhberg eingebrochen. Den Tätern ging es um Bargeld und Waren. Und: Hüfing ist derzeit längst nicht der einzige Geschädigte in der Mülheimer City.
Der Polizeiwagen parkt am Dienstag prominent mitten auf der Schloßstraße, unmittelbar am Durchgang zum Löhberg. „Die sind nur Brötchen holen“, winkt Dirk Hüfing lakonisch ab. „Zum zweiten Einbruch kam nicht einmal mehr die Spurensicherung raus.“
Schock am Montagmorgen: Zweiter Einbruch durch die Hintertür
Am Samstag, sagt er, habe seine Frau noch wie immer bis mittags im Laden gestanden. Am Sonntag erst habe er selbst eine Auflistung für die Versicherung zum ersten Einbruch zusammengestellt. Dann der Schock am Montagmorgen: Einbruch Nummer zwei. Wieder durch die alte Eingangstür der Hausnummer 15, wieder durch den kleinen Innenhof, wieder durch die Hintertür des Ladens.
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„Diesmal haben die tatsächlich alles durchwühlt und auch Ware mitgenommen; Wurst, Schinken, Käse. Alles, was man zu Geld machen kann“, berichtet Hüfing, während seine Frau – sichtlich um Beherrschung bemüht – die Theke reinigt. Sie will „mit all dem“ nichts zu tun haben, will einfach weitermachen, weder groß erzählen, noch aufs Foto. „Meine Frau steht regelrecht unter Schock“, sagt Hüfing.
600 Euro Wechselgeld haben die Täter an Heiligabend erbeutet. Jetzt waren es 120 Euro, der Wert der Waren nicht mit eingerechnet – dazu kommen die Kosten für die Schadensbehebung: „1450 Euro haben wir im Dezember bezahlt.“ Für Reparaturen, neue Schlösser, neue Schlüssel auch für die übrigen Mieter im Haus. „Und jetzt am Montag haben wir dem Schlüsseldienst noch einmal 200 Euro zahlen müssen.“
Auf Unterstützung durch den Vermieter können die Hüfings nicht hoffen. „Der wohnt im Raum Hamburg und reagiert schon seit Monaten nicht. Wenn wir nicht für das ganze Haus die Strom- und Wasserkosten zahlen würden, hätte man uns schon vor einem Dreivierteljahr das Wasser abgestellt.“
Auch für eine neue Sicherheitstür zum Hinterhof wird der Mülheimer jetzt also komplett selbst aufkommen. Einen Umzug in ein anderes Ladenlokal schließt Hüfing trotzdem kategorisch aus: „Das Geschäft ist jetzt seit 1988 im Besitz der Familie, seit 1999 sind wir am Löhberg, in all dieser Zeit ist nie etwas passiert. Ein Umzug ist für uns viel zu kostspielig, dann endet eher eine Ära.“
Einbrüche auch bei benachbarten Mülheimer Geschäften
Dirk Hüfing ist gegen Diebstahl versichert. Thi Lan Pham ist es nicht. Die Mülheimerin leitet das Nagelstudio „Nails For You“ am Löhberg, beinahe unmittelbar neben dem „Käse-Meister“, und bleibt nach einem Einbruch am 9. Dezember auf einem Schaden von „mindestens 800 Euro“ sitzen. „Die haben fast unser komplettes Material mitgehen lassen, mein Tablet, meine Sportjacke. Und ich hatte meine Versicherung gerade erst gekündigt“, berichtet die verzweifelte Geschäftsfrau.
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In derselben Nacht hat es auch das Kosmetikstudio von Constanta Matei am Löhberg 9 getroffen. Auf 3000 Euro beziffert die Unternehmerin ihren Schaden. Neben Tablet und Fernseher haben die Diebe einen Großteil der Pflegeprodukte mitgenommen. „Damit können die dann natürlich wieder Geld machen.“ Und offenbar war in den vergangenen Wochen nicht nur der Löhberg das Ziel von Dieben. Beide Frauen nennen weitere Vorfälle: einen versuchten Diebstahl bei einem Juwelier an der Schloßstraße am 11. Dezember und einen Einbruch in ein Bürogebäude an der Viktoriastraße am 2. Januar.
Polizei-Pressesprecher Hendrik Heyer bestätigt die Ereignisse, stellt aber auch klar: „Das ist alles in allem nicht außergewöhnlich viel für die Jahreszeit.“ Zum Vergleich: „Die Kriminalstatistik von 2023 verzeichnet aufs Jahr gerechnet für Mülheim 488 Einbrüche in Wohnungen, 217 davon unvollendet. Bei den sogenannten schweren Diebstählen in Büro- oder Geschäftsräume kommen wir im Zuständigkeitsbereich Essen und Mülheim auf über 10.000 Vorfälle, wobei darunter dann allerdings auch geknackte Fahrradschlösser fallen.“
„Eine Einbruchserie können wir aktuell in Mülheim nicht erkennen.“
Eine Einbruchserie schließt Heyer derzeit aus. „Eine solche können wir aktuell in Mülheim nicht erkennen.“ Vielmehr lasse der aktuelle Ermittlungsstand darauf schließen, dass es sich bei den Vorfällen im Dezember und Januar um „unterschiedliche Täter“ handle.
Zwei Diebstähle an ein und demselben Ort in kurzer Zeit allerdings seien nicht ungewöhnlich. „Das ist eine typische Vorgehensweise. Wenn es einmal geklappt hat und der Täter einmal weiß, wie er reinkommt, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass er sich noch einmal blicken lässt.“ Selbst kleinere Geldbeträge seien dabei ein lohnenswertes Ziel. Ausgekundschaftet würden die Gegebenheiten auf Streifzügen unmittelbar vor Ort, aber auch durch Quellen wie Google Maps.
Dirk Hüfing vermutet dennoch, dass es sich bei den Tätern um Gruppen handelt, „die eigens für Einbrüche anreisen und dann wieder weg sind“. Der Unternehmer will jetzt zusätzlich zur neuen Sicherheitstür noch einmal kräftig aufrüsten. „Die Polizei tut sicherlich ihr Bestes. Aber ich habe mir jetzt ein Angebot für eine Videoüberwachung eingeholt.“
„Käse-Meister“ in Mülheim: „Wir kämpfen Tag für Tag“
Seine Frau bereitet derweil unermüdlich den Verkauf vor. Arbeitet einfach weiter, wie schon Heiligabend, als sie trotz des Einbruchs, trotz Spurensicherung, trotz Schlüsseldienst die weihnachtlichen Vorbestellungen fertig gemacht hat.
Dirk Hüfing: „Der Tag damals war furchtbar. Wir hatten ja nicht mal Wechselgeld. Aber jetzt am Montag war meine Frau fix und fertig, als sie mich angerufen hat. Da haben wir erst einmal geschlossen. Es ist für uns als kleines Unternehmen mittlerweile in Mülheim schon schwierig genug. Wir kämpfen Tag für Tag, leben von unserer Stammkundschaft. Und dann wird man auch noch beklaut.“
Das Kriminalkommissariat Kriminalprävention/Opferschutz der Polizei Essen/Mülheim berät Geschäfts- und Privatleute zum Thema Einbruchsschutz: Telefon 0201/8295459. Über das Einbruchsradar für Mülheim können zudem aktuelle Zahlen aus dem Stadtgebiet abgerufen werden.
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