Mülheim. Geschäftsführer Ulrich Schreyer hält die veränderte Verkehrsplanung in Mülheims Innenstadt für extrem unsensibel. Wie die Stadt darauf reagiert.
Für zwölf Schwerstkranke, die dem Tode nah sind, hat das Mülheimer Hospiz Platz. Die Nachfrage ist riesig, die Zimmer sind fast immer belegt. Geschäftsführer Ulrich Schreyer nennt das Haus an der Friedrichstraße „einen Ort der Würde für die letzten Lebenstage“. Und so erzürnt es ihn, dass die Straßenbahnlinie 104 seit geraumer Zeit an einem Prellbock vor dem Gebäude endet. Er spricht von „erheblichem Lärm bis 23 Uhr“ und teilweise „erschwertem Zugang zum Hospiz“.
Im Mai, so Schreyer, habe man im Briefkasten einen lapidaren Zettel gefunden, mit der Nachricht, durch Bauarbeiten könne es „etwas lauter“ werden. Mehr Information habe es nicht gegeben, schon gar kein persönliches Gespräch. Andernfalls hätte man die Todkranken vielleicht vorübergehend anderweitig untergebracht. Denn die Aussage zum Krach war maßlos untertrieben, findet er: „Es war die Hölle. Die alten Schienen wurden weggerissen und man dachte, man ist im Krieg. Das ganze Haus hat gewackelt.“
Geschäftsführer des Mülheimer Hospizes: „Es wäre schön gewesen, man hätte vorher mit uns gesprochen“
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Als Belastung empfanden sein Team und er auch, dass über Monate vor dem Haus gebaut wurde. „Besucher konnten nicht mal eben von den Parkplätzen herüberkommen zu uns. Der Zugang war erheblich erschwert.“ Das sei nach wie vor der Fall, wenn die 104 auf dem sogenannten Kehrgleis vor dem Prellbock pausiert. Seit Stilllegung des Kahlenbergastes stoppt der Fahrer dort die Tram, läuft einmal von vorn nach hinten durch die Bahn, fährt dann zurück Richtung Innenstadt. Leider, so klagt Schreyer, sei auch dieser Vorgang vor den Fenstern des Hospizes oft laut. „Es wäre schön gewesen, wenn man vorher mit uns gesprochen hätte. Wir wissen bis heute nicht, ob das langfristig so bleiben wird.“
Wird es, sagt Helmut Voß, Abteilungsleiter Straßen- und Verkehrsplanung der Stadt, auf Nachfrage. Aus seiner Sicht ist das kein allzu großes Problem: „Wir haben hier keine Beeinträchtigung, die über das übliche Maß im Straßenverkehr hinausgehen würde.“ Er habe sich die Situation vor Ort noch mal angeschaut: „Die Geräusche halten sich im Rahmen.“ Er könne sich höchstens vorstellen, dass die alle paar Wochen anstehende Reinigung der Weiche etwas mehr Lärm verursache. Bei einem Haus, das in der Innenstadt liegt, sei Verkehrslärm nicht zu vermeiden. Immerhin, sagt Voß, liege das Kehrgleis drei Meter weiter vom Gebäude entfernt als die Schienen früher „und wir haben den Mast der Oberleitung auch bewusst nicht direkt davor aufgestellt, um das Denkmal nicht zu verschandeln“.
„Jeder hätte sich frühzeitig informieren und einbringen können“
Auch die Kritik an der Informationspolitik von Stadt und Ruhrbahn weist Voß zurück: Der Nahverkehrsplan und der Baubeschluss seien lang und ausgiebig diskutiert worden, „da hätte sich jeder frühzeitig informieren und einbringen können“, findet er. Voß ist das Hospiz übrigens aus der eigenen Familiengeschichte bekannt. Er schätzt es sehr und räumt ein, dass man es unpassend finden kann, dass die Bahn nun dort tagsüber alle 15 Minuten endet. Im Normalfall aber, sagt er, fahre sie ja innerhalb von 60 Sekunden wieder weg, Ruhe kehre ein.
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