Herne. Wenige Tage vor der Bundestagswahl haben rund 500 Menschen vor dem Rathaus gegen Rechts demonstriert - und das „Herner Versprechen“ bekräftigt.
Vor genau einem Jahr, am 20. Januar 2024, haben Vertreterinnen und Vertreter aller demokratischer Parteien in Herne nach einer Ratssitzung auf der Bühne vor dem Rathaus das sogenannte Herner Versprechen unterzeichnet, in Zukunft niemals mit der AfD zu kooperieren und zusammenzuarbeiten. Initiator war damals das Bündnis Herne. Am Donnerstagabend lud dieses Bündnis zur Demo, um dieses Versprechen zu bekräftigen und die Brandmauer gegen Rechts zu verteidigen. Rund 500 Menschen folgten dem Aufruf.
„Wenn die Demokratie weiter existieren soll, ist es ein Muss hier hin zu kommen“
Dazu gehörten auch Andrea Köhler-Höck, Joachim Höck und ihr Sohn Simon. „Wir haben das Gefühl, etwas für die Demokratie tun zu dürfen und zu müssen. Und das nicht nur hinter verschlossenen Türen, sondern deutlich sichtbar“, so Andrea Köhler-Höck. „Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, es gibt genug Kräfte, die die Demokratie aushöhlen wollen. Wenn sie weiter existieren soll, ist es ein Muss hier hin zu kommen“, so Joachim Höck.
Auch für Vertreter verschiedener Herner Parteien war die Teilnahme an der Demo offensichtlich ein Muss: SPD-Chef - und Bundestagskandidat - Hendrik Bollmann war ebenso zu sehen, wie Bürgermeister Kai Gera (SPD), Lars Wind (Piraten) oder Thomas Reinke (Grüne). Vertreter - zumindest aus der ersten Reihe - der CDU suchte man vergebens, über die Teilnahme der CDU hatte es im Vorfeld Diskussionen gegeben. CDU-Bundestagskandidat Christoph Bußmann hatte mit Hinweis auf Wahlkampftermine seine Teilnahme abgesagt.

Das Verhalten der CDU im Bundestag - sie hatte bekanntlich die Stimmen der AfD in Kauf genommen, um die Mehrheit für einen Entschließungsantrag in der Migrationspolitik zu bekommen - war auch Gegenstand von Kritik in den zahlreichen Redebeiträgen. „Wer sich von den Stimmen der AfD abhängig macht, verlässt die demokratische Mitte der Gesellschaft“, so Stefan Marx, Geschäftsführer der DGB Region Ruhr-Mark. Er appellierte: „Kehrt um, noch können wir die Demokratie verteidigen.“ Als vor einem Jahr das Herner Versprechen abgegeben worden sei, sie dies ein guter Tag für die Demokratie gewesen. Und: „Wir müssen zeigen, dass wir die Mehrheit sind.“
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Ansgar Montag, Geschäftsführer des Herner Caritasverbands, verwies auf das Shoah-Mahnmal auf dem Willi-Pohlmann-Platz, das an über 400 Menschen erinnere, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Dieses Mahnmal sei Verpflichtung - eine Verpflichtung, das Hass, Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit nie wieder Platz in der Gesellschaft haben.
Die Caritas stehe dafür, dass jeder kommen könne und eine Chance verdiene. „Unsere Türen stehen offen für all jene, die Unterstützung brauchen. Eine gerechte Gesellschaft zeichnet sich nicht durch Abschottung aus, sondern durch Offenheit und Zusammenhalt.“ Die Bundestagswahl sei eine Richtungsentscheidung. Wolle man eine Gesellschaft, die Teilhabe ermöglicht, oder eine, die soziale Spaltung weiter vertieft?“ Die Forderung der Caritas sei klar: Toleranz und Menschenwürde müssten geschützt werden.
Eindringliche Reden von drei jungen Menschen
Am eindringlichsten waren die Beiträge von drei jungen Menschen, etwa Ibrahim (18) und Gülümser (16), beide Schüler an der Mont-Cenis-Gesamtschule. An ihrer Schule seien Respekt, Toleranz und ein friedliches Miteinander sehr wichtige Werte. Ibrahim schilderte, dass er vor einigen Wochen ein ehemaliges Konzentrationslager besucht habe, das habe ihn tief berührt. An diesem Ort sei ihm bewusst geworden, welche schlimmen Folgen Hass und Intoleranz haben können. „Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, sich heute klar gegen Hass und Diskriminierung zu stellen. Leider erleben wir auch in unserer Zeit Vorurteile und Ausgrenzung. Es ist unsere Aufgabe, dagegen vorzugehen und für ein respektvolles Miteinander einzustehen“, so Ibrahim unter tosendem Applaus.
Dominic Mainka (17), Mitglied des Herner Kinder- und Jugendparlaments, machte klar, dass mehr junge Menschen gebraucht werden, die sich für die Demokratie engagieren. Und er macht die vielleicht schönste - aber eigentlich selbstverständlichste - Aufforderung an diesem Abend: „Bleibt gute Menschen.“
Markus Vordenbäumen, Vorsitzender des Bündnis Herne, zog nach Ende der Veranstaltung ein sehr positives Fazit. Er freute sich nicht nur über die Zahl der Menschen, die gekommen seien, das Bündnis habe auch sehr viel positives Feedback erhalten.