Herne. Das Bündnis Herne kämpft seit 2019 gegen Demokratiefeinde, seit einem Jahr auch als Verein. Die Initiative erfreut sich großen Zuspruchs.

Ein erfolgreiches Bündnis, das liebend gerne auf seine Gründung verzichtet hätte - ist die Initiative doch nur aufgrund eines gesellschaftlichen Rechtsrucks und der Zunahme von Rassismus, Antisemitismus und extremistischen Tendenzen ins Leben gerufen worden. Das Bündnis Herne zieht ein Jahr nach Gründung eines eingetragenen Vereins eine positive Bilanz für seinen Kampf um die Demokratie. „Die Menschen sehen einfach die Notwendigkeit, aktiv zu werden“, sagt Vorsitzender Markus Vordenbäumen.

72 Mitglieder zählt der e.V. mittlerweile - deutlich mehr als zu Beginn erwartet. „Das Herner Versprechen und die große Demonstration der Schirme gegen Rechts haben uns einen großen Schub gegeben“, so der Vorsitzende. Der Grundgedanke des im Februar 2024 abgegebenen Herner Versprechens - Parteien verpflichten sich, niemals mit der AfD zu kooperieren - sei inzwischen (unter anderem Namen) auch von einigen anderen Städten übernommen worden.


Niemals mit der AfD: Bündnis-Vorsitzender Markus Vordenbäumen (4. von links) mit Vertreterinnen und Vertretern demokratischer Parteien nach dem Unterzeichnen des Herner Versprechens vor dem Herner Rathaus.
 
Niemals mit der AfD: Bündnis-Vorsitzender Markus Vordenbäumen (4. von links) mit Vertreterinnen und Vertretern demokratischer Parteien nach dem Unterzeichnen des Herner Versprechens vor dem Herner Rathaus.   © Bündnis Herne

Im Sommer 2019 hat sich die Initiative in Herne im Zuge der Aufmärsche „besorgter Bürger“ formiert. Der Schritt zur Vereinsgründung im Juni 2023 habe zunächst mal für Irritationen und Vorbehalte gesorgt, betont Vorstandsmitglied Fabian May. „Wir mussten darüber aufklären, warum wir nun einen Verein gründen wollen.“ Die festen Strukturen sorgten für rechtliche und finanzielle Sicherheit. Sie verhinderten, dass Einzelpersonen haftbar gemacht werden könnten. Was dem Bündnis ganz wichtig sei: „Wir sind nach wie vor eine offene Initiative. Jeder kann kommen und mitmachen, auch ohne Vereinsmitglied zu sein und den Monatsbeitrag von zwei Euro zu zahlen.“

Gegenveranstaltung zur Querdenker-Demo in Crange

Auf beachtliche 43 Aktivitäten und Termine kommt das Bündnis/der Verein in den vergangenen zwölf Monaten. Neben dem Herner Versprechen im Februar 2024 zählten dazu unter anderem die Aktion auf dem Robert-Brauner-Platz gegen Rechts und Nazi-Schmierereien im Juli 2023 und die Gegenveranstaltung zur Querdenker-Demo „Der Pott erwacht“ im April in Crange. Motto: „Pack den Pott nicht an“. Auch die Unterstützung gleichgesinnter Initiativen in anderen Städten gehörte und gehört regelmäßig zum Programm. So wird sich das Bündnis Herne am Samstag, 29. Juni, in den Protest gegen den AfD-Bundesparteitag in Essen einreihen, um dort Flagge und Gesicht zeigen.

Im Juni 2023 gründete sich der Verein Bündnis Herne. Im Bild der damalige erweiterte Vorstandskreis (von links) Jessica El Haddari, Mirjam Kordus, Markus Vordenbäumen, Melanie Jansen, Claudia Lökenhoff und Cordula Galla.
Im Juni 2023 gründete sich der Verein Bündnis Herne. Im Bild der damalige erweiterte Vorstandskreis (von links) Jessica El Haddari, Mirjam Kordus, Markus Vordenbäumen, Melanie Jansen, Claudia Lökenhoff und Cordula Galla. © Bündnis Herne

Für ihr demokratisches Engagement haben Vordenbäumen & Co. inzwischen auch eine Auszeichnung erhalten: Die SPD verlieh der Initiative im Mai den neu geschaffenen „Berta Schulz Preis“, benannt nach der Herner Sozialdemokratin, die sich 1933 als Reichstagsabgeordnete gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis gestellt hatte. Doch nicht nur von der SPD erfährt die Initiative Zuspruch. „Beim Herner Versprechen mussten wir keine große Überzeugungsarbeit leisten. Die Türen zu den demokratischen Parteien waren offen“, sagt die 2. Vorsitzende Mirjam Kordus.

Bündnis Herne sucht in AfD-Hochburgen das Gespräch

Die Initiative nennt sich zwar überparteilich, hat aber auch Parteimitglieder in ihren Reihen. „Das geht über alle Grenzen hinweg - von ganz links bis hin zu sehr konservativ“, sagt Fabian May, der den Grünen angehört und Stadtverordneter ist. Die Parteizugehörigkeit spiele keine Rolle - von einzelnen Frotzeleien mal abgesehen.

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Und was steht als Nächstes an? Auch mit Blick auf die Ergebnisse bei der Europawahl - in Bickern und Unser Fritz war die AfD stärkste Partei - will die Initiative unter dem Arbeitstitel „Demokratie vor Ort“ in die Stadtteile gehen. „Wir wollen dort ein anderes, ein positives Bild von Demokratie zeigen“, kündigt das Bündnis an. Sie wollten „Menschen abholen“, die nichts mit der Politik zu tun haben wollen. Im Gespräch wolle man demonstrieren, dass man miteinander in der Sache streiten und debattieren, anschließend aber trotzdem gemeinsam ein Bierchen trinken könne.

Workshops zu Strategien gegen rechte Parolen

  • Dem Vorstand des Vereins Bündnis Herne gehören derzeit an: Vorsitzender Markus Vordenbäumen, die stellvertretende Vorsitzende Mirjam Kordus, Schatzmeisterin Cordula Vordenbäumen und Schriftführer Fabian May.
  • Noch in diesem Jahr will das Bündnis Workshops anbieten, in denen es um Strategien gegen rechte Parolen geht.
  • Mehr Information und Kontakt zum Bündnis Herne über buendnis-herne.de. Ein Beitritt zum Herner Versprechen ist nach wie vor möglich auf herner-versprechen.de.