Hattingen. Kita-Kinder in Hattingen sind traurig: Jetzt dürfen Eltern nicht mehr bei Ausflügen helfen. Ist das Personal knapp, ist der Spielplatz nun tabu.
Den Personalmangel in den Kitas bekommen auch die Kleinsten zu spüren. In Hattingen geht das so weit, dass Besuche auf dem Spielplatz gestrichen werden müssen, klagen mehrere Eltern einer Kita. Obwohl sie ihre Hilfe angeboten haben, bleibt es beim Nein der Stadt.
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Die städtische Kita in Bredenscheid hat kein schönes Außengelände, auf dem sich die Kinder austoben können. Deshalb gehörte der Ausflug zum wenige Hundert Meter entfernten Spielplatz zwei Mal pro Woche dazu - bisher organisiert mithilfe der Eltern, die die Erzieher unterstützt haben auf dem kurzen Wegstück entlang der Straße. Damit ist jetzt Schluss, berichten zwei Familien.
Als Grund für die Absage an die freiwilligen Helfer wurde der Datenschutz genannt, erklärten beide Eltern, die ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, unabhängig voreinander. Eltern könnten den Entwicklungsstand fremder Kinder sehen oder etwas hören, das nicht für ihre Ohren bestimmt ist. So sei es kommuniziert worden.
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Deshalb falle der „Draußentag“ inzwischen regelmäßig aus, weil das Kita-Personal fehlt. Die Mitarbeiter seien alle sehr motiviert und engagiert, loben die Familien. Allein, die Kapazitäten, selbst für die Mini-Ausflüge, fehlen.
Eine Regelung, dass grundsätzlich keine Ausflüge in Kitas mehr gemacht werden dürfen, gibt es nicht, betont die Stadt. Von Datenschutz ist auf unsere Nachfrage keine Rede. Stadtsprecherin Susanne Wegemann führt aus: „Sollte es aufgrund von Personalausfällen nicht genügend pädagogisches Personal für die Aufsicht geben, können die Ausflüge nicht stattfinden.“ Eltern könnten die Aufsichtspflicht aus rechtlichen Gründen nicht übernehmen, „da sie keine Fachkräfte im Sinne des KiBiz (Anm. d. Red.: Kinderbildungsgesetz in NRW) sind.“ Weshalb die Ausflüge bisher möglich waren, beantwortet die Stadt nicht.
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Zum Beispiel in Hamburg dürften Eltern mit erweitertem Führungszeugnis auch in der Kita helfen, haben die Bredenscheider Familien recherchiert. Die Kosten für solch ein Führungszeugnis würden die Hattinger sogar selbst tragen. Auch andere Eltern hatten moniert, dass freiwillige Hilfe auch in dieser schwierigen Personallage abgelehnt werden musste.
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Die Stadt erklärt dazu: „Es kommt vor, dass Eltern bei bestimmten Anlässen außerhalb der regelmäßigen pädagogischen Arbeit unterstützen, was sehr geschätzt wird. Grundsätzlich ist es aber nicht vorgesehen, dass Eltern den regulären Kita-Alltag begleiten und pädagogische Aufgaben übernehmen. Für andere Tätigkeiten außerhalb der pädagogischen Arbeit, zum Beispiel in der Küche, gibt es sogenannte Alltagshelfer und -helferinnen, die in der Kita unterstützen.“
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