Hattingen. Personalmangel, Notbetreuung, Schließungen: Kita-Eltern plagen viele Sorgen. Eine Umfrage beleuchtet, was Eltern in Hattingen stört bzw. nicht.
- In Hattingen hat es erstmals eine Umfrage unter Eltern gegeben, die Angebot von Kitas und Tagesmüttern/-vätern nutzen.
- „Eltern wünschen sich eine qualitativ hochwertige Betreuung für ihre Kinder“, sagt Stephan Thiemann vom Jugendamt.
- Kritikpunkte sind die häufigen Schließungen und die Essensverpflegung.
Wie (un)zufrieden sind Hattingens Eltern mit den Angeboten für Kinder in Kitas, wie mit denen von Tagesmüttern und -vätern? Was sagen sie zu Betreuung, Betreuungszeiten, Verpflegung? Eine Umfrage dazu brachte nun Licht ins Dunkel.
Die Tagesbetreuung von Kindern ist ein wesentlicher Baustein für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, doch der Erzieherinnenmangel im Land ist groß. Oft müssen Kitas schließen, Betreuungszeit fällt kurzfristig weg. Eltern geraten dann oft nicht nur organisatorisch an Grenzen. Vor diesem Hintergrund hat Hattingens städtische Jugendhilfeplanung jüngst online die erste stadtweite Umfrage unter Eltern gestartet. Die Ergebnisse liegen nun vor.
„Eltern wünschen sich eine qualitativ hochwertige Betreuung für ihre Kinder“
„Eltern“, so Stephan Thiemann vom Jugendamt, „wünschen sich eine qualitativ hochwertige Betreuung für ihre Kinder und suchen sich danach auch die Einrichtung beziehungsweise Tagespflegeperson aus“. Während das Gros der Kinder nach Einschätzung ihrer Eltern „sehr gern“ oder „eher gern“ in die ausgewählte Kita (83 Prozent) oder zur Tagespflege (93 Prozent) geht, sehen die Mütter und Väter selbst die Situation im System dabei kritischer. Ihre Bewertungen im Detail:
Betreuung: Zwar hat auch das Gros der Mütter und Väter bei der Bewertung der Betreuung „sehr zufrieden“ oder „eher zufrieden“ angekreuzt. Doch immerhin 17 Prozent der Eltern sagen auch, sie seien mit der Kita-Betreuung „unzufrieden“, in der Tagespflege sind es zwölf Prozent.
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Die Hauptkritik an der Kita-Betreuung fußt dabei auf einem, so die Stadt, „subjektiv wahrgenommenen Personalmangel, der zu häufigen Notbetreuungen, Schließungen und mangelnder pädagogischer Arbeit führt. Es herrscht Unzufriedenheit mit der Kommunikation und Organisation innerhalb der Kitas“. Auch fehlende Transparenz sowie unzureichende Angebote und Aktivitäten für die Kinder wurden angeführt. „Subjektiv wahrgenommene Personalwechsel oder unangemessene Erziehungsmethoden“, so die Stadt, belasteten aus Sicht der Eltern zudem das Vertrauensverhältnis zur Kita.
Kritikpunkte: häufige Schließungen, unzureichende Snacks
Bei der Tagespflege kritisieren die unzufriedenen Eltern - es sind gerade mal vier - Ähnliches: eine unzuverlässige Einhaltung von Absprachen, häufige Schließungen, viele Urlaubstage. Zudem werden mangelnde Vertretungsmöglichkeiten, fehlende Betten für den Mittagsschlaf und unzureichende Snacks bemängelt.
Betreuungszeiten: Die vertraglich vereinbarten Betreuungsumfänge von 25, 35 und 45 Wochenstunden, konstatiert die Stadt, stimmen die Eltern „überwiegend zufrieden“. Eine sehr geringe Anzahl von Müttern und Vätern wünscht sich eine kürzere Betreuungszeit.
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Viel spannender indes ist, dass einige Eltern auch angegeben haben, längere Betreuungszeiten zu benötigen. Die Elternwünsche gehen dabei in alle Richtungen. So wird in Kita wie Tagespflege eine zusätzliche Betreuung in Randzeiten benötigt (gesamt 111), aber auch eine zusätzliche Betreuung außerhalb dieser, also vor 7 und nach 17 Uhr (29), und sogar an Wochenenden (13).
Verpflegung: Besonders schlecht ab schneidet in der Eltern-Befragung die Essensverpflegung. Von 345 Kita-Eltern, die sich hierzu geäußert haben, sind 99 (29 Prozent) „eher unzufrieden“. Als Gründe nennen sie unter anderem den hohen Preis (21), ein nicht sättigendes Essen (15) und eine mangelnde Ausgewogenheit (22). In der Tagespflege sind von 33 Eltern, die sich zum Essen geäußert haben, sieben unzufrieden (21 Prozent).
Gründe der Unzufriedenheit fußen auf dem Fachkräftemangel
Fazit der Stadt: Die Zufriedenheitswerte der Eltern mit der Arbeit der Betreuungseinrichtung seien zwar geringer als die ihrer Kinder, so Stephan Thiemann, „aber immer noch hoch. Die Gründe der Unzufriedenheit liegen vorrangig im Fachkräftemangel und den daraus resultierenden Problemen: unzuverlässige Betreuungszeiten, keine Zeit für pädagogische Arbeit, nicht zufriedenstellende Kommunikation“. Die Möglichkeiten der Stadt, in diesen Bereichen Abhilfe zu schaffen, seien allerdings begrenzt. Man strebe aber einen weiteren verstärkten Ausbau der praxisintegrierten Ausbildung (PIA) an.
Angesichts des Mangels an Erzieherinnen und Erziehern auf dem Arbeitsmarkt war Hattingen als städtischer Träger im Jahr 2023 mit eben dieser gestartet. Das PiA-Modell verzahnt dabei eine schulische Ausbildung mit einer integrierten beruflichen Tätigkeit und einer festen Vergütung.
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In den insgesamt 30 Kitas in Hattingen - davon 14 in kommunaler und 16 in freier Trägerschaft - werden 316 Plätze für Kinder unter drei Jahren vorgehalten. Für die älteren Kita-Kinder (Ü 3) gibt es insgesamt 1493 Plätze. Zudem betreuen 45 aktive Tagespflegepersonen 164 Kinder (Stand: 13 Juni 2024).
Vor diesem Hintergrund ist die Rückmeldung auf die Online-Elternbefragung laut Stadt „in der Gesamtheit akzeptabel“.
Verwertbar beantwortet wurde der Fragebogen dabei insgesamt 440-mal - aus dem Bereich der Kita innerhalb Hattingens gab es 356 Rückläufe (19,6% der betreuten Kinder). Bei der Tagespflege für Kinder gab es 34 Rückmeldungen (21% der betreuten Kinder). 46 Interviewte haben noch keinen Betreuungsplatz oder betreuen ihr Kind privat.