Gladbeck. Eigener Blumenladen: Gladbeckerin (56) Petra Körner kam auf Umwegen zu ihrem Traumberuf. Ehemann Dirk spielte in Schlüsselmomenten Hauptrolle.

Wer Petra Körner so reden hört, könnte den Eindruck gewinnen, sie sei beruflich auf Rosen gebettet. Pardon, es müsste eigentlich auf Tulpen gebettet heißen. Das sind nämlich die Lieblingsblumen der 56-Jährigen aus Gladbeck. Sie haben einen entscheidenden Anteil daran, dass Petra Körner nach persönlichen Nackenschlägen und Durststrecken ihr Glück gefunden hat – im eigenen Blumenladen in Zweckel.

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Doch bis zu ihrem Geschäft, „Petras Blumenstübchen“ an der Dorstener Straße 12, war es ein langer Weg mit einigen Nebenstationen. Eigentlich lag es für Menschen, die die quirlige Frau – „Ich bin Zweckelerin durch und durch“ – seit Kindesbeinen kennen, auf der Hand: Sie wird ihr Geld einmal mit Blumen verdienen. Schließlich teilte die kleine Petra die Leidenschaft für blühende und rankende Pflanzen mit ihrer Großmutter Maria.

Ihre Leidenschaft für Blumen erbte die Zweckelerin von Oma Maria

„Sie liebte Blumen. Sie hatte einen wunderschönen Rosengarten.“ Blumen habe sie als kleines Mädchen gerne gepflückt, erzählt die 56-Jährige, und Kränze gewunden. „Meine Oma hat mich mitgenommen, wenn sie zum Gartencenter gefahren ist. Da haben wir dann so viele Pflanzen gekauft, dass wir sie kaum ins Auto bekommen haben“, erinnert sich Petra Körner.

Floristin, das wäre ihr Traumberuf gewesen. Doch es kam (erst einmal) anders. Sie drückte die Bank in der damaligen Willy-Brandt-Schule. Danach bewarb sich Körner für eine Ausbildung als Floristin – und wurde abgelehnt. Also zogen die Eltern Plan B aus der Schublade. Denn: „Es war seinerzeit Pflicht in den Familien, dass man nach der Schule eine Ausbildung macht. Da durften Kinder nicht rumhängen.“

„Ich habe festgestellt: Ich muss etwas anderes machen“

Petra Körner
nach dem Tod ihrer Großmutter

Körner absolvierte eine Ausbildung, bei der sich Zuckermäulchen bestimmt die Finger lecken würden: Sie ist gelernte Konditorei-Fachverkäuferin, arbeitete mit Unterbrechungen elf Jahre in diesem Job. Ob ihr bei Kuchen das Wasser im Munde zusammenläuft? Nein – mit vielen Ausrufezeichen.

Lebenslauf: Petra Körner aus Gladbeck stand am Scheideweg

Doch dann kam der Tag, an dem die heißgeliebte Oma, diese „geniale Frau“, mit fast 91 Jahren starb. Petra Körner: „Sie wohnte nebenan, und ich war nach ihrem Tod im Jahre 2009 sehr, sehr traurig. Und ich habe festgestellt: Ich muss etwas anderes machen“, beschreibt die Rothaarige diesen Schlüsselmoment.

Ehemann Dirk, den sie seit dem zehnten Lebensjahr kennt und mit dem sie einen Sohn hat, sagte den entscheidenden Satz. Der heute 57-jährige Sanitärfachmann bestärkte die unglückliche Zweiflerin: „Petra, wenn Du etwas ändern möchtest, musst Du das tun. Du kannst nicht erwarten, dass andere das übernehmen.“

Vorstellung Petra Körner in ihrem Blumenstübchen.
30.01.2025 in Gladbeck
Die Gladbecker Floristin Petra Körner: „In diesem Beruf muss man kreativ sein!“ © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

So angestupst, gab sich die Zweckelerin einen Ruck: „Ich begann 2010 eine Ausbildung als Floristin, was ich immer wollte.“ Mit ein bisschen Stolz fügt sie hinzu: „Ich habe als Drittbeste unseres Jahrgangs abgeschlossen.“

Viele lateinische Namen der Pflanzen lernte die Zweckelerin, Gestaltungsarten, Stilkunde, Farblehre und und und. Unvergessen sind Körner ihre praktischen Prüfungsarbeiten: ein kleiner, kompakter Brautstrauß mit rosa Rosen und Gräsern, ein bepflanztes Weinfass, in dem sie Disteln, Margeriten und anderes Grün aus der freien Natur arrangierte, sowie ein Gesteck mit Orchideen und einen bunt gemischten Strauß mit Blumen der Saison: Iris, Nelke, Rose.

Tulpen sind Petra Körners absolute Lieblingsblumen

Leider keine Tulpen, deren Zeit war zu dem Moment nicht. Schade, denn die Schönheiten sind unangefochten Petra Körners Lieblingsblumen. Einerlei, in welcher Farbe. Die Floristin begründet dies: Sie liebe es, wenn sie aus der Vase ragen, wachsen, sich in verschiedene Richtungen neigen und biegen. Tulpen, so Körner, sind nicht dazu auf der Welt, um sich in Formen pressen zu lassen. Diese Blumen haben halt einen besonderen Charakter.

„Wir nehmen unser Erspartes. Wag‘ es! Mehr als den Laden in den Sand setzen, geht nicht“

Ehemann Dirk

Die Zweckelerin ließ sich nach der Ausbildung nicht verpflanzen, sondern blieb standorttreu: Sie arbeitete bei der Vorbesitzerin des „Blumenstübchens“. Es folgte ein Schicksalsschlag: Körner erlitt einen Herzinfarkt. Sie habe sich zwar vollständig davon erholt, berichtet sie, doch abermals stand sie am Scheideweg: Sie wollte etwas an und in ihrem Leben verändern.

Die Chance ergab sich kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie

Ihre Chance kam: Die Vorbesitzerin gab aus privaten Gründen das Geschäft an der Dorstener Straße auf. „Die Familie Hudde, der die Immobilie gehört, meinte: Es wäre schön, wenn in das Ladenlokal, wo seit 1967 immer ein Blumengeschäft war gewesen ist, wieder eines käme.“

Vorstellung Petra Körner in ihrem Blumenstübchen.
30.01.2025 in Gladbeck
Petra Körner bekommt in ihrem Blumenstübchen Unterstützung von ihrer Mitarbeiterin Claudia Münter. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Sollte Petra Körner alles auf eine Karte setzen und sich hier selbstständig machen? Erneut war es Ehemann Dirk, der ihr zusprach: „Wir nehmen unser Erspartes. Wag‘ es! Mehr als den Laden in den Sand setzen, geht nicht.“

Petra Körner war so risikobereit: „Am 14. September 2019 habe ich das Blumenstübchen eröffnet. Ich hatte vorher eine schlaflose Nacht und ordentlich Grummeln im Bauch.“ Ihr Mut sollte sich auszahlen, auch trotz Corona.

„Eine Blume ist das Lachen der Welt“

Sprichwort

„Petras Blumenstübchen“ hat sich etabliert. Zwei Kräfte stehen der Besitzerin zur Seite: Claudia Münter und Ulrike Brandhorst, beide 58. Die Menschen geben sich bei Körner die Klinke in die Hand. Ein Bestatter holt einen Kranz, ein anderer Kunde bestellt ein Gesteck, eine Frau möchte ihre Freundin mit einem Sträußchen oder einem „Törtchen“ im Filzmantel überraschen.

Petra Körner ist zwischen Schnittblumen, Orchideen und Dekorationsartikeln sichtlich glücklich. Sie sagt: „Als Floristin muss man immer kreativ sein. Dieser Beruf gibt einem Freude.“ Das berühre auch ihre Kundschaft: „Wenn jemand stirbt, können Blumen trösten, weil man ihn mit Liebe und Würde auf dem letzten Gang begleitet.“

Hochzeiten, Valentinstag, Weihnachten, Mutter- und Geburtstag oder einfach aus einer Laune heraus: Die Menschen schenken gerne Blumen – Petra Körner nimmt die Wünsche mit Liebe zum Detail in die Hand.

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Die Floristin sagt: „Eine Blume ist das Lachen der Welt.“ Ergänzung mit einem Lachen: „Wirf‘ mit Blumen, und wenn Du jemanden nicht magst, lass den Topf dran!“ Petra Körner hat mit ihrem eigenem Blumenstübchen auf 42 Quadratmetern ihr Paradies gefunden.