Gladbeck. Wird die Autobahn mit Tunnel gebaut, ist viel Entwicklung möglich. Wohnungen, Gewerbe, eine Straße als „shared space“. Doch kommt der Tunnel?
Diese Frage schwebte wie ein Damoklesschwert über dem Bürgerworkshop: Kommt der Tunnel? Wird die Autobahn-Gesellschaft des Bundes aus der B 224 die Autobahn 52 machen und die unter dem Gladbecker Stadtgebiet verlaufen lassen? Wenn nicht, dann war die Veranstaltung in der Mathias-Jakobs-Stadthalle für die Katz, und die Arbeit der Planerinnen und Planer war es mehr oder weniger auch. Aber davon gehen die Experten nicht aus. „Im Bundesverkehrswegeplan hat die A 52 die höchste Kategorie“, zeigte sich Stadtbaurat Volker Kreuzer optimistisch. Es gebe keinen einzigen Beschluss, keine einzige Planung, die das in Frage stelle.
Was tun mit den freiwerdenden Flächen in Gladbeck?
37 Grad Nordost hat die Stadt Gladbeck das Projekt überschrieben. Die zentrale Frage: Was tun wir mit den freiwerdenden Flächen, wenn der Durchgangsverkehr erst einmal unter Gladbeck hindurch verläuft? Die Ideen für die rund 30 Hektar große Fläche haben das Architekten- und Planungsbüro Astoc aus Köln und die Planergruppe aus Essen entwickelt, die beim Bürgerworkshop nun erfahren wollten, was die Gladbecker davon halten. Rund 70 Besucher waren zur Veranstaltung gekommen, und die zeigten sich im Großen und Ganzen recht zufrieden.

Die Grundzüge der Planung: Dort, wo sich jetzt noch die B 224 vierspurig durch Gladbeck zieht, wird eine Straße gebaut, von der man aus über mehrere Kreisverkehre die Innenstadt, Wittringen oder Butendorf erreichen kann. Teils wird sie als „shared space“ angelegt, also als verkehrsberuhigte Zone, in der Autos, Radfahrer und Fußgänger gleichberechtigt den Straßenraum nutzen dürfen. Planer Sebastian Hermann: „Wir sind froh, mit der Stadtverwaltung sehr progressiv über das Thema sprechen zu können.“
Es könnten neue Wohnhäuser gebaut, neues Gewerbe in Gladbeck angesiedelt werden
Was auf jeden Fall vermieden werden solle, das sei unnötiger Durchgangsverkehr. Längs dieser neuen Straße entstehen neue Wohnhäuser, es können sich Gewerbebetriebe ansiedeln, es finden sich dort die Technikgebäude für den Tunnel. Auf dem Tunnel selbst, der übrigens in offener Bauweise errichtet und von der Graben- bis zur Phönixstraße reichen wird, kann nicht gebaut werden. Vor dem Freibad und dem benachbarten Stadion sehen die Planer einen längsgezogenen Park vor.
- Arbeitskampf geht weiter. Erneut Streik: Das sind die Auswirkungen auf die Müllabfuhr
- Mit vielen Bildern. Demo in Gladbeck: „Haben Ineos Phenol nie im Stich gelassen“
- Im Quartier. Bürgerhaus Ost: Stadt muss Auslastung nicht offenlegen
- Gastronomie und Wohnen. Neue Appartements in Gladbeck: So wohnt man überm Extrablatt
- Emotionale Übergabe. Kinderprinz überrascht Urgroßvater (89) mit Ehrenorden
- Energieversorgung. Gladbeck: Das war der Grund für den Stromausfall am Mittwoch
- Radverkehrskonzept. ADFC-Vorsitzende: Radfahrende zählen nicht in Gladbeck
- Neueröffnung. Endspurt am Bau: Wann das Extrablatt in Gladbeck eröffnen kann
„Ich habe viele schöne Sachen gesehen, nicht alles ist negativ“, sagte eine Besucherin der Veranstaltung. In den Gesprächen mit den Planern gab’s aber dann doch ein wenig zu kritisieren. Ein zentrales Thema: die Parkplatzsituation am Freibad. Die Parkplätze am Wittringer Wald seien zu weit entfernt – gerade wenn man bedenke, dass Familien viel mitschleppen würden, wenn sie den Tag im Freibad verbringen wollten. Sebastian Hermann notierte sich den Kritikpunkt. Vielleicht ließen sich ja noch Parkplätze nördlich des Freibads anlegen. Und er zeigte im Modell auf ein Parkhaus – im Fachjargon lieber Mobilitätshub genannt – im Bereich östlich der neuen Straße.
Um die große und die kleine Steinhalde ging es beim Bürgerworkshop natürlich auch
Die große und die kleine Steinhalde beschäftigten die Besucher auch. Der Vorschlag: eine Halde abtragen, die andere begehbar machen. Die Stadt hat in der Hoffnung auf finanzielle Unterstützung einen Antrag bei der Europäischen Union gestellt – allerdings will Gladbeck auf einen Topf zugreifen, mit dem Gewerbeansiedlung unterstützt wird.

Müssen neue Kitas, Schulen und Sporthallen gebaut werden, wenn auf dem Areal eine dreistellige Zahl von Wohnungen gebaut wird? Werden die Radwege ausreichend beleuchtet sein? Auch diese Fragen kamen beim Bürgerworkshop auf.
Wann geht‘s los, vorausgesetzt der Tunnel kommt?
Bleibt die Frage: Wann geht’s denn los, vorausgesetzt, der Tunnel kommt? Moderatorin Petra Voßebürger versuchte Stadtbaurat Volker Kreuzer eine Zahl zu entlocken, bekam allerdings nur ein müdes Lächeln. Die Stadt Gladbeck sei von Dritten abhängig, deshalb sei jede Jahreszahl rein spekulativ. Wichtig sei ihm aber, dass man vorbereitet sei. Mit den vorhandenen Plänen könne man, wenn es ernst werde, gleich Förderanträge stelle. Aber natürlich wäre es ihm viel lieber, wenn die Planung viel schneller vonstattenginge, so Kreuzer. Landschaftsarchitektin Bianca Porath von der Planer-Gruppe betonte ebenfalls, dass die Sprechfähigkeit der Verwaltung von großer Bedeutung sei.
„Ich werde wohl 100 Jahre alt werden müssen, wenn ich das noch erleben möchte“
Zum Bürgerworkshop war auch Viktor Glauer gekommen. Der Senior kann sich daran erinnern, dass er schon einmal an einer solchen Veranstaltung teilgenommen hat – im Rathaus vor etwa zehn Jahren. Er mahnt zur Geduld. „Ich werde wohl 100 Jahre alt werden müssen, wenn ich das noch erleben möchte.“ Auch der Jugendrat war zur Veranstaltung gekommen. Jetzt habe sie sich erstmals ein Bild machen können, was geplant sei, sagte Mitglied Leonie.
[Gladbeck-Newsletter: hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook | Hier gibt‘s die aktuellen Gladbeck-Nachrichten einmal am Tag bei WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehrartikel | Alle Artikel aus Gladbeck]