Gladbeck. Die 2. Brickolage.Ruhr hat am Wochenende viele Lego-Fans nicht nur aus dem Revier nach Gladbeck gelockt. Die WAZ hat tolle Bilder gemacht.
Wie viele Steine, Figuren und andere Teil mögen da in der Gladbecker Stadthalle zusammengekommen sein? 100.000? 500.000? Manuel Rottmann winkt ab. „Deutlich mehr als eine Million.“ Davon ist der Veranstalter der zweiten Legobörse „Brickolage.Ruhr“ überzeugt.
Den Lego-GBC-Tower hat Andreas Engemann aus Haltern mit nach Gladbeck gebracht
Nein, es ist kein fröhliches Kinderlachen, das die Mathias-Jakobs-Stadthalle an diesem Wochenende erfüllt. Es raschelt und klackt in allen Ecken und Gängen, erwachsene Menschen – zumeist Männer – wühlen in großen Kisten mit unendlich vielen, bunten Steinen nach dem einen, der ihnen noch fehlt, nehmen prüfend kleine und große Lego-Packungen in die Hand, beugen sich vor, um winzige Star-Wars-Figuren in Augenschein zu nehmen oder stehen staunend vor dem GBC-Tower, den Andreas Engemann aus Haltern mit nach Gladbeck gebracht hat. Er hat die Zahlen für die Maschine, in der eine Kugel nach der anderen von oben nach unten rollt, parat: sieben Monate Bauzeit, zuvor ein Jahr Suche nach den erforderlichen 25.000 Steinen, sechs Motoren, vier Stunden Aufbau vor Beginn der Legobörse in der Stadthalle.
Engemann ist Mitglied der „Adult Fan of Lego“ – kurz Afol – Westfalen, der erwachsenen Legofans. Als Kind, erzählt der 60-jährige Maschinenbauingenieur, habe er mit Playmobil und Fischertechnik gespielt. „Lego war meinen Eltern zu teuer“, sagt der Halterner. Aber als er sein eigenes Geld verdiente, verfiel er den Noppen-Steinen. Das war rund vor 30 Jahren.
Freizeitpark soll bei der großen Lego-Ausstellung in Velen präsentiert werden
Afol-Mann Stefan Baltes präsentiert am Nachbartisch den Geldspeicher von Dagobert Duck. Die Kuppel oben auf dem Gebäude habe ihn sehr gefordert, erzählt er. Für die Besucherinnen und Besucher hebt er immer wieder das Dach hoch und präsentiert Onkel Dagoberts Schatz. Die Vereinsmitglieder, berichtet Baltes, seien derzeit dabei, einen Freizeitpark nachzubauen. Im kommenden Jahr soll er bei der großen Lego-Ausstellung in Velen präsentiert werden. Vielleicht ist er im Oktober 2025 ja auch in Gladbeck zu sehen. Manuel Rottmann hat die Stadthalle auf jeden Fall schon einmal für die dritte Brickolage gebucht.
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Von der Resonanz an diesem Wochenende ist der Gladbecker Veranstaltungsorganisator begeistert. Eine lange Schlange wartet schon am Mittag auf Einlass. Nachdem im vergangenen Jahr nur am Sonntag geöffnet war, kann in diesem Jahr an zwei Tagen in den Kisten gekramt und können Lego-Sets bestaunt werden. Er wolle damit auch zur Belebung der Innenstadt beitragen, sagt Rottmann. So konnten in den vergangenen Tagen in der früheren Kuhn-Apotheke in der Lambertistraße Besucherinnen und Besucher mit Lego spielen – sozusagen als Warm-up für die Brickolage.
Nicht Spielen, sondern Suchen und Finden war angesagt bei der Gladbecker Brickolage.Ruhr
Aber Spielen war in der Stadthalle überhaupt nicht angesagt. Sondern Suchen und hoffentlich finden. Andreas Wember – mit 36 Jahren gehört er eher zu den jüngeren Besuchern in der Stadthalle – kramt in den Kisten nach Steinen für den Hausbau. Mehrere Lego-Immobilien nennt der Lego-Fan aus Castrop-Rauxel schon sein Eigen. Kann er nicht ein Haus „abreißen“ und die schon vorhandenen Steine wieder verwenden? Wember schüttelt mit dem Kopf. Fertige Häuser kämen auf den Dachboden. So entstehe ein kleines Dorf, nach Pflastersteinen für den Bürgersteig suche er auch in Gladbeck…
Die „Brickolage.Ruhr“ in der Stadthalle
Winzige Blumen, Frisuren für Lego-Köpfe, Räder für Autos und putzige Star-Wars-Männchen – alles findet sich in den Vitrinen und Kisten. Star Wars ist aber auch in Groß vertreten. Draußen vor der Stadthallentür steht ein Star-Wars-Bus. „Möge“ – nein, nicht die Macht, sondern – „der Bus mit euch sein“, steht oben auf dem Fahrzeug, durch die Stadthalle laufen Sternenkrieger-Protagonisten in Lebensgröße. Frage an den Stormtrooper: Wie fühlt es sich an unter der martialischen Verkleidung? „Sehr, sehr heiß.“
Vom Keller bis zum Obergeschoss – überall Lego!
Harry Schunk aus Delmenhorst gehört zu den Lego-Verkäufern. Ein Profi, der in seiner Heimatstadt selbst Legobörsen ausrichtet. In Gladbeck ist er, bevor das Publikum in die Stadthalle gelassen wurde, selbst erst einmal auf Einkaufstour gegangen. Plastiktüten voll mit Steinen stehen unterm Verkaufstisch. Sie werden in den kommenden Wochen sortiert und in die passenden Schubladen und Boxen verstaut. Schunk zeigt auf dem Handy Fotos von seinem Zuhause. Vom Keller bis zum Obergeschoss – überall Lego.
Schunk verkauft nicht nur, er baut auch selbst. Wie seine Frau, die ihm zu Geburtstag zwei große Lego-Geishas schenkte. Der Eindruck sei richtig, dass Lego „fast kein Kinderspielzeug“ mehr sei, sondern eher etwas für erwachsene Sammler. Zum Glück für das Unternehmen, sagt der Experte, denn ohne die kaufkräftige Kundschaft wäre Lego Anfang der 2000er-Jahre wohl in die Insolvenz gerutscht. Gibt’s Bauteile, die besonders selten sind? Schunk nickt. Die kleinen Gatterzäune aus der Classic-Reihe in Blau seien eine Seltenheit. Der Delmenhorster kramt eine Tüte hervor und zeigt ein solches Exemplar. Der Preis: verhandelbar, um die erschwinglichen zwei Euro.
Rarität: ein Lego-Abschleppwagen, noch original verpackt
Eine Rarität hat auch Händler Jochen Thommessen im Regal: einen Lego-Abschleppwagen – original verpackt - aus den 1980er-Jahren für 65 Euro. Auch Thommessen hat erst im Erwachsenenalter zu Lego gefunden. „Meine Frau handelt mit alten Steifftieren, ich mit Lego“, erzählt der Kaufmann, der auf Trödelmärkten und im Internet nach neuem Material sucht.
Lego gibt’s übrigens seit knapp 100 Jahren. Der dänische Tischlermeister Ole Kirk Christiansen produziert zunächst Holzspielzeug, 1949 kamen die Steine aus Kunststoff auf den Markt. Wie viele Bausteine und Figuren mögen wohl im Laufe der Jahrzehnte produziert worden sein? Milliarden? Billionen?
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