Gladbeck. 2021 wurde das Wohnhaus in Gladbeck-Brauck zwangsgeräumt, steht jetzt leer. Warum die Stadt noch hofft, dass es nicht zur Schrottimmobilie wird.

Schon vor der Zwangsräumung des achtstöckigen Wohnhauses in Gladbeck-Brauck war die Adresse Busfortshof 18 mit viel Ärger verbunden. Ratten, Müllberge, erhebliche Mängel am Gebäude – die Bewohner selbst hatten der Immobilie bereits vor lange Zeit den Namen „Horrorhaus“ verpasst. Nach dem großen Brand und der Zwangsräumung des Gebäudes durch die Stadt im Jahr 2021 ist es ruhiger geworden um den Busfortshof. Etwas ruhiger zumindest. „Grund zur Freude“, so Stadtbaurat Volker Kreuzer, „bietet das Haus aber nach wie vor nicht wirklich.“ Vor allem stellt sich die Frage: Wie geht es dort weiter?

Arbeit bereitet das Problemhaus in Gladbeck-Brauck vor allem der Feuerwehr

Grund genug, dass sich die Politik in der jüngsten Sitzung vom Wirtschaftsförderungs- und Bauausschuss erneut mit dem nun schon seit knapp vier Jahren unbewohnten Problemhaus beschäftigt hat. „Jede Schrottimmobilie hat eine Geschichte“, so der Stadtbaurat im Ausschuss. Zum Glück ist Gladbeck im Moment nicht mit allzu vielen solcher Gebäude, die sich in der Regel im Privatbesitz befinde, belastet.

Und bei den Zuständigen im Rathaus hofft man, dass sich der Busforsthof zumindest nicht zu einem zweiten „Erlenkrug“ entwickeln wird. Die Schrottimmobilie an der Buerschen Straße/Erlenstraße in Gladbeck-Ost bereitet der Stadt bekanntermaßen bereits seit Jahrzehnten Probleme. Die Entwicklung am Busfortshof in Brauck hat man im Rathaus im Blick. Arbeit bereitet das achtgeschossige Wohnhaus, in dem überwiegend Großfamilien syrischer Herkunft gewohnt haben, aktuell aber vor allem der Gladbecker Feuerwehr. Und das immer mal wieder.

Elf Einsätze am Busfortshof in Gladbeck in vier Jahren

Elf Einsätze in den vergangenen vier Jahren haben die Einsatzkräfte zu der Problemimmobilie geführt. Da war natürlich einmal der Großbrand mit mehreren Verletzten Anfang 2021, der wenige Tage später zur Räumung des Gebäudes geführt hat. Doch auch in dem leer gezogenen Wohnhaus hat es immer mal wieder ein Feuer gegeben. In der Regel war es Unrat, der in einem der Flure oder auch in einer Wohnung vermutlich angezündet worden war. Vier solcher Einsätze bilanzierte die Feuerwehr im Laufe der Jahre.

Auch nach der Zwangsräumung ärgerten sich Anwohner immer mal wieder über Müllberge am Haus Busfortshof 18 in Gladbeck.
Auch nach der Zwangsräumung ärgerten sich Anwohner immer mal wieder über Müllberge am Haus Busfortshof 18 in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Hinzu kommen auch noch sieben Einsätze, die gar nicht hätten stattfinden müssen. Dabei handelte es sich nämlich um Rauchmelder in den Wohnungen, die angesprungen waren. Und das allein aus dem Grund, weil sie entweder eine Fehlfunktion hatten oder aber schwächelnde Batterien den Alarm auslösten. Anwohner hörten in allen Fällen den Warnton und alarmierten die Feuerwehr. Nach diesen Vorfällen hat die Wehr dann die Hausverwaltung gebeten, alle Rauchmelder in den Wohnungen zu entfernen. Das ist auch geschehen.

Hausverwaltung reagiert immerhin auf Hinweise, das wertet man im Rathaus als positiv

Dass die Hausverwaltung auf solche Hinweise rasch reagiert, wertet man im Rathaus positiv. Ganz in Vergessenheit scheint die Immobilie in Brauck wohl nicht geraten zu sein. Das Wohnhaus habe eine „zweistellige Zahl an Eigentümern“. Das macht die Situation in der Regel nicht gerade einfacher. Trotzdem gibt es einen weiteren kleinen Hoffnungsschimmer, wie Planungsamtsleiter Karsten Fuchte erklärte.

Portrait Karsten Fuchte Leiter des Amtes für Planen, Bauen, Umwelt Gladbeck , am Willy-Brandt-Platz, am Dienstag, 23.04.2024 in Gelsenkirchen. Gespräch mit Volker Kreuzer über die geplante Umgestaltung des Willy-Brandt-Platzes Foto: Olaf Fuhrmann / FUNKE Foto Services

„Da wurde von den Eigentümern schon mal Geld in die Hand genommen“

Karsten Fuchte

Allerdings liegt der Verwaltung ein aktueller Bauantrag für den Busfortshof 18 vor. Fuchte: „Da wurde also von den Eigentümern schon mal Geld in die Hand genommen.“ Ob jetzt auch tatsächlich etwas an dem Gebäude unternommen wird, bleibe abzuwarten.

Eine akute Gefährdung aus statischen Gründen gibt es nicht

Für eine weitere Sicherung des Objektes gebe es momentan keinen Anlass für die Bauaufsicht. „Fußgänger, die auf dem Bürgersteig an dem Haus vorbeigehen, sind keiner Gefahr ausgesetzt. Auch gibt es keine akute Gefährdung aus statischen Gründen“, erklärte der Planungsamtsleiter. Die Türen der Immobilien seien verschlossen. Und stehe doch mal ein Eingang offen, würde die Hausverwaltung umgehend handeln und das Gebäude wieder verschließen. Eine weiter gehende Objektsicherung durch einen Zaun oder das Zumauern der Eingänge sei also nicht nötig.

Sollten alle Anzeichen dafür, dass die Eigentümer doch noch Pläne mit dem Haus haben, sich als trügerisch erweisen, droht der Stadt allerdings doch eine neue Schrottimmobilie in Privatbesitz. Der schwierige Umgang mit der Erlenkrug-Ruine zeige, dass man dann einen langen Atem braucht, wie Fuchte betonte. Seit etlichen Jahren schon ist man im Rathaus mit der Schrottimmobilie beschäftigt – in der Hoffnung, irgendwann über eine „Beseitigungsanordnung“ den Abriss der Ruine erreichen zu können.

>> Gebaut als Ledigenwohnheim

Gebaut wurde das Haus am Busfortshof im Jahr 1957 als Unterkunft für ledige Arbeiter. 1972 wurde es dann in ein Bürogebäude umgewandelt. Im Bürohaus Busfortshof 18 fand sich zunächst die Wohnungsverwaltung der Zeche Mathias Stinnes, danach von Veba-Wohnen und Veba-Wohnstätten, später von Veba-Immobilien, Viterra und Annington.

Mitte der 90er Jahre gab es dann eine Mischnutzung als Büro- und Wohngebäude. 2013 trat die komplette Nutzungsänderung in Wohnen in Kraft. Schon ein Jahr zuvor hatte die Annington (später Vonovia) das Gebäude an ein privates Wohnungsunternehmen verkauft. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt begannen auch die Probleme mit dem Haus.