Gladbeck. Im Schloss Wittringen wurde der historische Gildensaal aufwändig renoviert. Der Pächter der Gastronomie hat Pläne für den neugestalteten Saal.
Sie ist nicht zu übersehen. Direkt hinter dem Eingang zum Gildensaal im Schloss Wittringen steht die neue zentrale Theke des Raums. Flaschenregale, gefüllt mit Spirituosen, ragen hoch zur Decke. Es ist eindeutig, hier oben in der ersten Etage des Schlosses hat sich was getan. Nicht ohne Stolz führt Pächter Goran Kosevic durch den frisch renovierten Teil seiner Gastronomie. Ziel sei es gewesen, den Raum nicht nur für Veranstaltungen zu nutzen, sondern ihn alltagstauglich zu machen, sagt er.
Seinen Charakter hat der denkmalgeschützte Raum nicht verloren, trotzdem ist sofort sichtbar, dass sich hier einiges getan hat. Platz für 120 bis 150 Gäste habe er hier nun, sagt Goran Kosevic. Die ganze Wand umzieht eine neue, bequem gepolsterte Bank. Dazu entsprechende Stühle und massive Tische, die Ausstattung passt zum Raum. Der Clou bei den Bänken? Unterhalb der neuen verstecken sich die alten hölzernen Bänke. Unbequem seien sie gewesen, aber eben denkmalgeschützt. Und so hat man es geschafft, einen komplett neuen Look zu kreieren, dem Denkmal aber trotzdem gerecht zu werden.
Geschäft mit großen Gesellschaften ist rückläufig
„Damit ist dieser Raum jetzt für alle unsere Gäste nutzbar“, sagt Goran Kosevic. Das sei lange schon das Ziel gewesen, doch Corona habe auch diese Pläne zwischenzeitlich vereitelt. Vielleicht rund 40 Mal im Jahr sei der Saal zuletzt genutzt worden. Das Geschäft mit den großen Gesellschaften sei rückläufig, berichtet Kosevic aus seiner Branche. Daher habe man die Umgestaltung in Angriff genommen. Und: Für Feiern eigne sich der Saal ja nach wie vor.
Im Alltag plant Kosevic im Obergeschoss einen Büfettbereich und will Tapas anbieten. Für das à-la -carte-Geschäft sei es doch schwierig, da sich die Küche im Erdgeschoss befindet, sagt er. Allerdings seien moderne Büfetts nicht mehr vergleichbar mit den altbekannten, wo die Speisen mit viel Wasser und Dampf warmgehalten werden. Er plant mit Ceranflächen. Das sei auch unter Denkmalschutzaspekten besser, weiß er. Gerade der Dampf könne die geschützte Substanz angreifen.
Baustelle nicht abgeschlossen: Bisherige Bühne muss noch weichen
Herzstück der neuen Theke ist ein elektronischer Cocktailmixer, der auf Knopfdruck die Drinks rührt. Für Kosevic ein echter Hingucker. Damit zu arbeiten, mache einfach Laune und verleite dazu, an der Theke auch ein wenig Show zu bieten und die Leute zu unterhalten, schwärmt er. Wichtig aus seiner Sicht: „Wir haben hier oben auch Sitzplätze direkt an der Theke. Ich liebe dieses Thekengeschäft wirklich“, sagt er.
Ganz fertig ist der Umbau im Saal derzeit nicht. Die bisherige Bühne muss noch weichen, die Arbeiten an dieser Stelle laufen, eine weitere Theke ist dort geplant. Neben dem Saal haben sich Kosevic und sein Architekt auch den Eingangsbereich zum Saal und den Gang zu den Toiletten vorgenommen. Ein dicker, weicher Teppich bedeckt den Boden. Darunter verborgen die alten denkmalgeschützten Kacheln. Auch den Gang entlang wurden überall Sitzmöglichkeiten geschaffen, in einer Nische steht ein größerer Tisch, an dem sich Kosevic sofort niederlässt.
Selbst am Wochenende werden am Schloss Parkgebühren fällig
Was ihn zusätzlich freut: Er kann nun auch die Balkone öffnen und für seine Gäste nutzen. Die sind ebenfalls mit neuen Platten denkmalgerecht belegt worden, es stehen Tische und Stühle bereit, und bei gutem Wetter ist der Blick von oben auf Teich oder Burghof – je nach Seite – sicher nicht zu verachten. Am Ende, so Kosevic, werde der Umbau zwischen 400.000 und 500.000 Euro gekostet haben.
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Doch es habe sich gelohnt. Dieser Auffassung waren zumindest parteiübergreifend die Mitglieder des Wirtschaftsförderungs- und Bauausschusses, die ihre Sitzung jetzt im frisch renovierten Saal abhalten konnten und vom Chef eine Führung durch die neuen Räume bekamen. Thema dann auch: die Personalnot. Ob er genügend Leute habe, wollten die Ausschussmitglieder wissen. Tatsächlich sei es gelungen, einen Pool von Aushilfen aufzubauen, die mit anpacken, erläuterte Kosevic. Das sei nicht einfach, doch es helfe jetzt. Aber wenn sich das Geschäft entwickle wie erhofft, so sagte er mit Blick auf die neuen Möglichkeiten im Obergeschoss, werde er wohl auch noch Leute fest anstellen. Nur ausbilden, das möchte er nicht mehr. Seit fast 20 Jahren habe er keine Azubis mehr, erklärte er auf Nachfrage. „Ich bin da zu oft reingefallen.“
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Angesprochen auf die Parkplatzsituation nutzte Kosevic dann auch die Gelegenheit, sich über die Parkgebühren am Schloss zu beschweren. Viele Gäste ärgerten sich darüber, gab er den anwesenden Politikern weiter. Er wisse, dass im Gegenzug rund um den Parkplatz auch die Anlagen gepflegt und gesäubert würden, doch dass an dieser Stelle an sieben Tage in der Woche kassiert werde, stört auch ihn. Überall sonst sei das Parken am Wochenende kostenlos, verweist er auf die Innenstadt. Man wolle das Thema mitnehmen, so das Versprechen der Politik.
Peter Breßer-Barnebeck, Leiter der Wirtschaftsförderung, lobte die gute Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz. Letztlich sei lediglich die Bar filigraner ausgefallen als anfangs geplant. „Und am Ende ist so ein Denkmal entstanden, das zugänglich ist für jedermann.“
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