Gladbeck. Der Steuerzahlerbund hat die Höhe der Müllgebühren in den Kommunen in NRW verglichen. So schneidet der ZBG im diesjährigen Vergleich ab.
Wenn zum Jahreswechsel die Gebühren für die Müllabfuhr steigen, folgt in der Regel ein Aufstöhnen: Klar, wer greift schon gern tiefer in die Tasche. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass die Müllabfuhr in Gladbeck vergleichsweise preiswert unterwegs ist. Der Gebührenvergleich des Steuerzahlerbundes zeigt, dass die Kosten in NRW oft um einiges höher sind.
Zur besseren Vergleichbarkeit zieht der Steuerzahlerbund einen Musterhaushalt, bestehend aus vier Personen, heran. Der hat eine 120-Liter-Restmülltonne, die alle 14 Tage geleert wird. Im Durchschnitt zahlt man in NRW für diese Dienstleistung 299 Euro. Haushalte in Gladbeck werden dafür mit 229,11 Euro zur Kasse gebeten, zahlen also rund 70 Euro weniger pro Jahr.
Die günstigsten Müllgebühren in NRW bietet die Stadt Dormagen
Es geht auch noch günstiger, Spitzenreiter im Vergleich ist die Stadt Dormagen. Hier zahlt der Musterhaushalt lediglich 170,39 Euro. Richtig teuer wird es dagegen in Münster. Dort kostet dieselbe Leistung sage und schreibe 685,80 Euro. Einige Städte bieten sogar an, die Restmülltonne nur alle vier Wochen zu leeren. In Elsdorf im Rhein-Erftkreis zahlt man dafür dann 154,31 Euro.
Aber allein die unterschiedlichen Rhythmen bei der Leerung und die unterschiedlichen Volumen der Restmülltonnen zeigen, dass ein solcher Vergleich gar nicht so einfach ist. Der Blick in die Nachbarstadt Bottrop etwa zeigt: Einen 14-Tage-Rhythmus bietet der Entsorger dort gar nicht an. Hier müssen die Haushalte die wöchentliche Leerung zahlen, sehr zum Ärger des Bundes der Steuerzahler. Der fordert Bottrop und andere Städte, die es genauso handhaben, auf, „auf den Standard der wöchentlichen Abfuhr der Restmülltonnen zu verzichten“.
Gladbecker ZBG-Geschäftsführer warnt: Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen
Doch zurück nach Gladbeck. Hier entschieden sich die meisten Bürgerinnen und Bürger für eine 80-Liter-Tonnen, die wöchentlich geleert werde, sagt ZBG-Geschäftsführer René Hilgner. 301,95 Euro zahlen sie dafür. Hilgner weist auf die Schwierigkeiten eines solchen Vergleichs hin. „Selbstverständlich freuen wir uns, dass wir vergleichsweise gut abschneiden, aber man muss bei solchen Vergleichen immer aufpassen, nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen“, mahnt er. Denn allein die Zahlen würden eben nicht zeigen, welche Leistungen in den Gebühren inklusive seien.
„Bei uns in Gladbeck ist vieles schon in den Gebühren enthalten“, sagt der ZBG-Geschäftsführer und weist auf die Grünschnittannahme hin, den Wertstoffhof, die Biotonne und die unbegrenzten Sperrmülltermine, all das seien Beispiele für Leistungen, die den Bürgerinnen und Bürgern nicht noch einmal separat in Rechnung gestellt würden. Wie andere Städte das handhaben, sei eben aus den nackten Zahlen nicht ablesbar. Nur für Gladbeck gelte: „Wir nehmen den Müll lieber am Recyclinghof an, als dass wir ihn aus der Landschaft sammeln müssen.“ Letzteres müsste am Ende, sollte sich kein Verursacher ermitteln lassen, auch die Allgemeinheit über die Gebühren zahlen.
„Wir nehmen den Müll lieber am Recyclinghof an, als dass wir ihn aus der Landschaft sammeln müssen. “
Außerdem müsste man sich die Gegebenheiten vor Ort genau anschauen. In kreisangehörigen Städten sei es so, dass die Kommunen nur verantwortlich seien für Sammlung und Transport des Mülls, erläutert Hilgner. Die eigentliche Entsorgung liege am Ende beim Kreis. In Gladbeck ist entsprechend der Kreis Recklinghausen verantwortlich, der den gesamten Restmüll des Kreises in Herten verbrennen lässt. Dort zahlen alle Kommunen denselben Preis. Entsprechend sei womöglich ein Vergleich der Gebühren im Kreis Recklinghausen zielführender.
Schaut man sich Dorsten an, die Einwohnerzahl ist dort vergleichbar mit der Gladbecks, so fällt auf, dass der Musterhaushalt dort im Jahr 324 Euro bezahlen muss. In Gladbeck ist die Müllabfuhr kreisweit sogar am günstigsten, neben Marl. Ein Unterschied etwa zu Dorsten sei das Stadtgebiet, sagt René Hilgner. Gladbeck ist vergleichsweise klein und dicht besiedelt, entsprechend kurz sind die Wege.
Kleines Gladbecker Stadtgebiet sorgt für kurze Wege
Das Stadtgebiet von Dorsten dagegen sei weit ausgedehnt, die Fahrzeuge müssten lange Strecken zurücklegen. Teilweise, so Hilgner, würden in Dorsten spezielle Seitenladerfahrzeuge eingesetzt, die nur von einem Mitarbeiter besetzt seien und die Tonnen automatisch greifen und leeren. „So etwas würde sich für uns in Gladbeck gar nicht lohnen.“ Das sei mit ein Grund, warum die Gebühren in Gladbeck vergleichsweise niedrig ausfallen können.
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Hinzu komme, dass man Müllfahrzeuge länger im Einsatz hält, auch über die Abschreibefrist hinaus. Auch der Wertstoffhof sei lange abgeschrieben. Zudem gebe es aus den vergangenen Jahren ein kleines Gebührenpolster. Das werde den Bürgerinnen und Bürgern nun zurückgezahlt, auch das helfe, die Gebühren niedrig zu halten, so Hilgner. Zudem versuche man auch da, wo man als ZBG Einfluss habe, die Dinge dort zu entsorgen, wo es günstig ist.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Der ZBG plant einen neuen Wertstoffhof, weil der alte nicht mehr den Anforderungen entspricht und außerdem für die Erweiterung der Feuerwehr weichen muss. Diese Kosten werden zum größten Teil – mit Ausnahme des gewerblich genutzten Teils – auf die Gebührenzahler umgelegt. Das geschieht selbstverständlich nicht auf einen Schlag, jedoch über die Abschreibungsphase. Das könnte also, unabhängig von möglichen Tarifabschlüssen und Lohnsteigerungen, für höhere Gebühren in Gladbeck sorgen. Nicht in dem Maße werde sich der neue Betriebshof auf die Gebühren auswirken, so Hilgners Prognose, denn dort gehe es ja nicht allein um den gebührenfinanzierten Bereich des ZBG.
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