Gladbeck. Es wird eng und es werden Kompromisse nötig – doch der Platz an der Wilhelmstraße würde für die neue Feuerwache reichen, so sagen erste Entwürfe.
Die Gladbecker Feuerwache platzt aus allen Nähten und genügt längst nicht mehr den aktuellen Ansprüchen. Die Fahrzeughalle ist für die Abmessungen moderner Löschfahrzeuge nicht gemacht, zusätzlich fehlen auch Stellplätze. Derzeit gibt es 22, nötig wären 59, erläuterte Cordula Claußen. Die Mitarbeiterin eines Planungsbüros, das sich auf Feuerwachen spezialisiert hat, stellte am Montag im Haupt-, Finanz- und Digitalisierungsausschuss eine Machbarkeitsstudie zur Feuer- und Rettungswache vor.
In der Bestandsaufnahme erhielten die Ausschussmitglieder noch einmal detailliert Einblicke in die Mängel der auf die 1960er-Jahre zurückgehenden Gladbecker Feuerwache. Neben der Stellplatzproblematik bemängelte die Expertin auch die fehlende Schwarz-Weiß-Trennung. Einsatzkleidung könnte die Wache kontaminieren, die Folge wären gesundheitliche Gefahren für die Feuerwehrleute.
Mehrfache Erweiterung der Gladbecker Feuerwache durch Container
Schon mehrfach wurde der Standort an der Wilhelmstraße durch Container erweitert, doch auch das decke den zusätzlichen Bedarf an Sozialräumen, Büros, Umkleiden, Ruheräumen und Lagerkapazitäten nur notdürftig. Die Feuerwehr ist in den vergangen 30 Jahren stetig gewachsen – auf nunmehr 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die brauchten Platz, erläuterte Cordula Claußen. Sie erinnerte daran, dass die Feuerwehrleute in der Wache 36 Stunden am Stück verbringen, entsprechend der Raumbedarf.
Grundsätzlich herrschte in dem Gremium auch Einigkeit, dass ein Neubau nötig ist. Doch die Frage nach dem Standort treibt Politik und Verwaltung ja nun schon seit längerem um. Tatsächlich, so das Ergebnis der Machbarkeitsstudie, ließe sich der Neubau einer zeitgemäßen Feuerwache auf dem Grundstück an der Wilhelmstraße realisieren – wenn auch mit einigem Aufwand an Kompromissen an der ein oder anderen Stelle.
Werkstätten und Sporthalle finden teils keinen Platz im Erdgeschoss
Denn, so Cordula Claußen, eine Feuerwache sei sehr „erdgeschosslastig“. Sprich es braucht – allein für Fahrzeughallen und Werkstätten – viel Fläche. Die Experten haben auch erste Entwürfe für einen Neubau geliefert. Da planen sie mit einigen Werkstätten – etwa für den Atemschutz – in der ersten Etage. Aus Platzgründen sei das nötig, so die Planerin. Es sei aber auch umsetzbar, etwa durch den Einbau entsprechender Lastenaufzüge. Auch die notwendige Halle für den Dienstsport findet keinen Platz mehr im Erdgeschoss.
Am Ende entstünde dort eine „Wache der langen Wege“, so die Fachfrau, denn der Entwurf sieht baulich getrennte Feuer- und Rettungswachen vor. Eine Feuerwache könnte dort entstehen, wo jetzt noch der ZBG Platz hat. In einem zweiten Bauabschnitt könnte dann die jetzige Feuerwache abgerissen werden und Platz machen für die neue Rettungswache. Cordula Claußen sprach in dem Zusammenhang von „baulichem Aufwand“, am Ende sei es aber lösbar.
Es gibt keine Notausfahrt für die Gladbecker Feuerwehr
Den Eindruck, dass sich an der Stelle eine Feuerwache realisieren ließe, hatten auch die Ausschussmitglieder. Allerdings wären künftige Erweiterungen an der Stelle wohl nicht mehr möglich. Das bereitete einigen dann doch auch Sorgen. Die versuchte Cordula Claußen zu zerstreuen. Wenn die Feuerwehr tatsächlich weiter wachsen würde, gebe es immer noch die Möglichkeit, einzelne Module an andere Standorte zu verlagern und den so entstehenden Platz anderweitig zu nutzen. Als Beispiel wurde etwa die Feuerwehrschule genannt. Von Ideen, die Feuerwehrschule sofort anderswo zu planen, riet sie ab, es sei sinnvoller, zunächst das vorhandene Grundstück gut auszunutzen.
Doch bei aller Kreativität und weiteren Abstimmungen in der anstehenden Planungsphase: Ein Nachteil lässt sich an der Wilhelmstraße nicht beseitigen. Die Feuerwehr wird auch zukünftige keine Notausfahrt haben, die sie nutzen kann, wenn etwa die Zufahrt zur Wilhelmstraße blockiert ist. Im Entwurf wurde aber zumindest eine Variante aufgeführt, um ab- und anrückende Kräfte zu entzerren. Demnach sollten freiwillige Kräfte, die zu einem Einsatz angefordert werden, über die Grabenstraße anrücken und dort auf dem Feuerwehrgrundstück Parkmöglichkeiten finden. So kämen sie den bereits ausrückenden Kräften nicht in die Quere.
Für die neue Feuerwache muss zuerst der ZBG umziehen
Doch wie geht es nun weiter? Der Ausschuss hat beschlossen, dass die Verwaltung das Projekt Feuerwache parallel zu einer Verlagerung des ZBG weiter voran treiben soll. Auf Vorschlag der Grünen wurde der Entschluss aber ergänzt, demnach solle die Verwaltung auch Varianten prüfen, um die „Nutzungsdichte“ am Standort Wilhelmstraße zu reduzieren. Gleichzeitig wurde beschlossen, eine Arbeitsgruppe aus Politik und Verwaltung zu gründen, um den Informationsaustausch zu gewährleisten.
Klar ist aber auch: Das Projekt steht ganz am Anfang, und es steht und fällt damit, dass der ZBG eine neue Bleibe in Gladbeck findet. Der ursprünglich angedachte Umzug zur Stollenstraße – die Stadt hatte dort bereits ein Grundstück gekauft – hat sich aus Platzgründen zerschlagen. Die Verwaltung teilte mit, das man derzeit zwei Grundstücke im Auge habe, auf denen man den Betriebshof ohne den Wertstoffhof realisieren könne. Nähere Angaben machte Bürgermeisterin Bettina Weist auf Nachfrage der Linken nicht, noch liefen da vertiefende Überprüfungen.
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So oder so bleibt das Projekt Feuerwache eines, das Politik,k und Verwaltung über Jahre beschäftigen wird. In einem nächsten Schritt müsste die Planung angegangen werden, dazu kommt eine lange Bauphase. Auch zu den Kosten können zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben gemacht werden. Eine arme Kommune wie Gladbeck wird sich dafür aber ordentlich strecken müssen. Insofern kündigte die Bürgermeisterin auch einen engen Austausch mit der Kommunalaufsicht an.