Gladbeck. Menschen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen, brauchen Unterstützung. Gabriele Buchholz, Caritas Gladbeck, weiß, wo Betroffene Hilfe finden.

Verhinderungspflege, Kurzzeitpflege, Tagespflege, Pflegegeld, Pflegesachleistung und und und. Pflegende Angehörige sind häufig überfordert im Dschungel der Unterstützungsmöglichkeiten oder kennen die Leistungen der Pflegekassen nicht einmal. Vor allem sie waren zu einer Informationsveranstaltung der städtischen Seniorenberatung ins Fritz-Lange-Haus eingeladen. Denn es soll nicht nur den Kranken, sondern auch den pflegenden Angehörigen so gut gehen wie möglich.

„Ohne Menschen, die Angehörige zu Hause pflegen, würde alles zusammenbrechen“, sagte Gabriele Buchholz zu Beginn der Veranstaltung. Sie kennt sich bestens aus, berät beim Caritasverband individuell rund um dieses Thema. Sie betonte auch: „Ohne Unterstützung kann niemand diese schwere Aufgabe auf Dauer bewältigen. Pflegende Angehörige müssen auch an sich denken, mal Luft holen. 60 Prozent dieser Menschen sind selber in ärztlicher oder psychologischer Behandlung.“

Für den Urlaub gibt es finanzielle Zuschüsse für Verhinderungspflege

Pflegegeld steht jedem Menschen ab Pflegegrad 2 zu. Es steigt mit jedem Pflegegrad. Im geringsten Fall sind es 316 Euro monatlich, wenn man sich das Geld auszahlen lässt, 714 Euro, wenn ein ambulanter Pflegedienst ins Haus kommt (Pflegesachleistung). Wird der Betrag für die professionelle Hilfe nicht ausgeschöpft, bekommt der Kranke bzw. der Angehörige vom Rest einen Teil überwiesen.

Auch pflegende Angehörige brauchen mal Urlaub oder sind krank. Die Pflegekasse zahlt in diesen Fällen jährlich 1612 Euro für Verhinderungspflege, entweder für die Versorgung zu Hause oder für einen vorübergehenden Aufenthalt in einem Seniorenheim. 1774 Euro pro Jahr gibt es zudem für stationäre Kurzzeitpflege. Beide Leistungen lassen sich auch kombinieren. Wer einen Kurzzeitpflegeplatz für seinen Angehörigen braucht und der Termin absehbar ist, sollte sich frühzeitig darum bemühen, riet Gabriele Buchholz. Und noch ein wichtiger Tipp: „Diese Leistungen der Pflegekasse verfallen am Ende des Jahres, wenn sie nicht genutzt werden.“

Ein Gesprächskreis für Angehörige von Menschen mit Demenz findet am Samstag, 03. Februar 2024, im Johannes-van-Acken-Haus in Gladbeck statt. Im Bild: Gabriele Buchholz. Foto: Thomas Gödde / FUNKE Foto Services

„Ohne Unterstützung kann niemand diese schwere Aufgabe auf Dauer bewältigen. Pflegende Angehörige müssen auch an sich denken, mal Luft holen.“

Gabriele Buchholz

Tagespflege bietet Auszeit für Pflegende und Kranke

Eine Auszeit für den pflegenden Angehörigen und schöne Stunden für den Kranken: Das bietet die Tagespflege. Die Patienten werden morgens abgeholt, nehmen vom Frühstück bis zum Kaffee am Nachmittag die Mahlzeiten gemeinsam ein, es gibt ein Programm und Zeit für Gespräche, bevor es zurück nach Hause geht. Auch das wird von den Pflegekassen bezuschusst.

Entlastungsleistungen kennen viele Betroffene und ihre Angehörigen gar nicht, erfährt Gabriele Buchholz bei ihren Beratungsgesprächen häufig. 125 Euro monatlich stehen jedem Pflegebedürftigen zu. Begleitung zum Arzt oder Einkauf, plaudern, spielen … Bis vor kurzem mussten dafür Profis verpflichtet werden. Jetzt können auch Freunde oder Bekannte diese Betreuung übernehmen. Die Leistung der Pflegekasse muss nicht monatlich verwendet, sondern kann auch „gesammelt“ werden und verfällt erst am 30. Juni des Folgejahres.

Kurz sprach die Fachfrau vom Caritasverband noch einige Themen für Senioren an: Hausnotruf, Essen auf Rädern, die Wohnraumberatung der Arbeiterwohlfahrt zur Verbesserung des Wohnumfeldes, die finanzielle Unterstützung beim Umzug in eine barrierefreie Wohnung. Am Ende ihrer informativen Ausführungen ging es dann aber wieder um pflegende Angehörige: „Lassen Sie sich eine Kur für sich und ihren Pflegebedürftigen verordnen. Es gibt viele gute Häuser, die sich darauf spezialisiert haben. Sie können sich drei Wochen erholen, ihr Angehöriger wird bestens betreut.“

Informativer Seniorenwegweiser

Individuelle Beratungen waren bei dieser Informationsveranstaltung selbstverständlich nicht möglich. Dafür kann man Termine zum Beispiel beim Beratungs- und Infocenter Pflege im Fritz-Lange-Haus, beim Caritasverband, beim Diakonischen Werk und bei der Awo vereinbaren.

Alle Ansprechpartner und umfassende Informationen zu diesem Thema und vielen anderen Bereichen, die für ältere Menschen wichtig und hilfreich sind, stehen im Seniorenwegweiser der Stadt Gladbeck. Erhältlich ist der 92 Seiten starke Ratgeber kostenlos im Fritz-Lange-Haus an der Friedrichstraße.