Gladbeck. Heinz-Josef Florian aus Gladbeck hatte einen Auftritt auf einem Festival für elektroakustische Musik in New York. Wie es dazu kam.

Ein Musiker aus Gladbeck, dieser eher betulich und wenig aufregend daher kommenden Kleinstadt am Nordrand des Ruhr-Reviers, hat einen Auftritt in New York, diese pulsierende Metropole, die bekanntlich niemals schläft. Das gibt’s doch gar nicht! Mitnichten: Eine Woche lang weilte Heinz-Josef Florian auf einem Musikfestival im „Big Apple“, Auftritt inklusive langanhaltendem Beifall eingeschlossen.

Die genaue Bezeichnung der Veranstaltung, die im Loreto-Theater/Sheen Center an der Bleecker Street über die Bühne ging, lautet korrekt: NYCEMF – ausführlich: New York City Electroacoustic Musik Festival. „Schon seit Jahrzehnten wird die elektroakustische Musik in zahlreichen, weltweit beachteten und jährlich wiederkehrenden Festivals gefeiert“, erläutert der 69-jährige promovierte Mathematiker, der jahrzehntelang als Software-Entwickler arbeitete.

„Ohne Elektronik geht in der Musik heute gar nichts mehr“

Elektroakustik, Computer-Musik? „Das ist doch keine Musik! Das kann man sich ja gar nicht anhören!“, berichtet Florian lachend, seien nicht selten gehörte „Urteile“ über diese Art von Musik. Beurteilungen, die allzu vordergründig daherkommen, denn: „In der Musik von heute, von Pop bis Hip Hop, geht heute ohne Elektronik gar nichts mehr. Schon das Beatles-Album ,Magical Mystery Tour‘ ist ohne ausgefeilte Manipulationen im Tonstudio undenkbar,“ wirft Florian einen Blick zurück in die „Sixties“.

Eigentlich habe alles in der „zeitgenössischen Kunstmusik“ begonnen, „nachdem die Dur-Moll-Tonalität seit der Zwölfton-Musik Arnold Schönbergs ausgedient habe, wurde Musik in den 40er und 50er Jahren mit elektronischen Geräten und Instrumenten erzeugt und elektronisch transformiert.“

„Das Publikum im Loreto-Theater war begeistert“

Vor allem der Komponist Karl-Heinz Stockhausen wurde schnell einem größeren Publikum bekannt. „Heute ist der Computer eng mit dieser Art von Musik verbunden, doch schon 1957 entstand die Illiac-Suite als erste mit einem Computer komponierte Musik.“ Florians Credo: „Man muss vorher einiges investieren, um diese Art von Musik als solche goutieren zu können.“

Der Gladbecker Heinz-Josef Florian (rechts) war gemeinsam mit seinem kongenialen Partner Javier A. Garavaglia auf einem Festival für elektroakustische Musik in New York.
Der Gladbecker Heinz-Josef Florian (rechts) war gemeinsam mit seinem kongenialen Partner Javier A. Garavaglia auf einem Festival für elektroakustische Musik in New York. © Claudia Robles-Angel

Im Loreto-Theater in New York präsentierte der Gladbecker Musiker zusammen mit seinem kongenialen Partner Javier A. Garavaglia, einem gebürtigen Argentinier mit Wohnsitzen in Köln und London, auf der Bühne das Stück „Splash Noise“, online mit von der Partie waren zudem der Ungar Balazs Kovacs sowie Karl-Heinz Blomann. „Die Präsentation dauerte 15 Minuten, das Publikum war begeistert,“ freut sich Florian über den langanhaltenden Beifall.

Schon als Schüler hatte sich der Gladbecker ein Vier-Kanal-Tonbandgerät gekauft

In aller Regel investiert Florian zwei bis drei Stunden pro Tag in Kompositionsarbeit, Vermarktung und Proben. „Manchmal sind es auch sechs Stunden und mehr, an manchen Tagen mache ich auch gar nichts,“ fasst er sein musikalisches Arbeitspensum zusammen. Schon als Schüler habe er sich ein Vier-Kanal-Tonbandgerät gekauft, Spielereien damit in Verbindung mit dem Erlernen der klassischen Gitarre führten ihn schnell an diese Art von „Klangkunst“ heran.

Erst viele Jahre später sei der Kontakt mit dem Institut für Computermusik und elektronische Medien (ICEM) der Folkwang Universität der Künste entstanden, wo er auch Javier Garavaglia kennelernte, der danach als Professor für Komposition in London arbeitete.

Gemeinsam mit seiner Frau erkundete der Gladbecker New York

Die Woche in New York nutzte Florian natürlich auch, um mit seiner Frau Eindrücke vom Central Park, MoMa, Rockefeller Center u.v.m. zu sammeln. „Einfach eine faszinierende Metropole,“ so unisono Marianne und Heinz-Josef Florian.

Für den in Rentfort-Nord wohnenden Gladbecker steht in wenigen Tagen schon ein neuer Auftritt auf dem Programm. In der südkoreanischen Hauptstadt Seoul findet die ICMC statt, die International Computer Music Conference 2024, in der Hanyang University. Das Buchen von Flügen und Hotelaufenthalt entfällt diesmal, die Teilnahme ist diesmal „nur“online.

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