Gladbeck. Die Band „Hi-Five“ hat in Jahrzehnten der Cover-Musik viel erlebt. Von Party-Schlagern, blauen Mündern, Rednex-Geigern und Apache 207.

Der Rechner surrt leise, die Drum-Computer leuchten, muckelig warm ist es im Keller, aber das Stauder ist kühl. Ein Probenraum (oder Heimstudio, wie man es nimmt), wie es ihn sicherlich tausendfach in Deutschland gibt, aber trotzdem: Wer reinkommt, auch zum ersten Mal, fühlt sich wohl. „Das ist über die Jahre so gewachsen“, sagt Michael Brass, taxiert den Captain Morgan im Schrank und tippelt mit den Fingern auf seinem elektrischen Schlagzeug.

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Genau genommen, ist es sein Keller in Gladbeck, aber irgendwie gemeinsames Eigentum der Band Hi-Five. Wer in Gladbeck nicht unter einem Stein lebt, kennt die Combo, die im nächsten Jahr 25-jähriges Jubiläum feiert und in diesem Jahr schon zum 14. Mal in der Pestalozzischule spielt, für die Klassenkassen. Am 9. März steigt die Party, Karten gibt es im Friseursalon Reschke und bei der Stadtbücherei – wobei, sagt Sänger Mark Kappler, „eigentlich ist schon ausverkauft“. Den Anfang nahm der Pestalozzi-Gig einst, als die Band-Kinder auf dem angrenzenden Awo-Kindergarten waren.

Gladbecker Band: Auch Schlager kann man qualitativ hochwertig spielen

Gitarrist Patrick Winkler, Keyboarder Christoph Stambulla und Peter Basser – das Instrument können Sie erraten – komplettieren die Combo, die Familie, möchte man sagen, wenn man die Band so im Probenkeller erlebt. 25 Jahre, da sind ein paar Anekdoten zusammengekommen; und ein gewisses Selbstverständnis, was die Philosophie der Musiker angeht. „Wir covern von den 60ern bis heute“, sagt Kappler, und damit ist auch wirklich „bis heute“ gemeint. „Wir spielen auch ‚Layla‘ – nicht das von Eric Clapton“, grinst der Sänger, Michael Brass, doppelklickt in Ableton (ein Musik-Produktionsprogramm) herum und spielt die Hi-Five Version von Julian Sommers Mallorca-Schlager „Dicht im Flieger“ ab. „Wir spielen das, was die Leute hören wollen, wir haben da einen guten Riecher.“ Mark Kappler nickt. „Und auch solche Nummern kann man so oder so spielen.“ Hi-Five spielt sie so, echte Musikanten, das spürt man.

Der Spaß an der Sache und die Qualität: Die Gladbecker Band Hi-Five spielt, was die Leute hören wollen.
Der Spaß an der Sache und die Qualität: Die Gladbecker Band Hi-Five spielt, was die Leute hören wollen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Auch weil die fünf natürlich eingespielt sind, im wahrsten Wortsinne. Sie kennen das sicher von alten Ehepaaren, die über die Jahre ihre Geschichten im perfekten Duett eingespielt haben. Im Falle Hi-Five etwa die Geschichte des blauen Kaugummis. Den Scherzartikel hat Brass bei einem Auftritt dem Vorgänger von Mark Kappler in den Mund gelegt, „der hatte so einen blauen Mund, der hat sechs Wochen nicht mit mir geredet“. Oder der Achim-Reichel-Hit „Aloha Heja He“, den die Band immer noch spielt, weil die Leute ihn immer noch hören wollen. „Wir spielen da mittlerweile so viele andere Sachen mit rein, aber das Publikum hat einfach Spaß.“

Geige mit Paketband-Saiten: Erinnerungen der Gladbecker Band Hi-Five

Viel erlebt in 25 Jahren. Etwa den alten Herrn, der beim Schlagzeug-Soundcheck wutentbrannt forderte, dass die Band doch mal was anderes als „Bumm-Bumm“ spielen soll. Der Mann, der kurz nach Drafi Deutschers Tod „ein Lied von dem Toten“ hören wollte. Kölsch-induzierter Übermut von Sänger Mark Kappler, der Peter Basser auf die Schultern nahm und gemeinsam mit dem Bassmann auf den Schultern umkippte. Peter Basser, der früher die abgelaufene Müllermilch aus seinem Bäckerladen mit zu Probe brachte. 300 Menschen vor einer Bühne in Waltrop, aus denen auf einmal 10.000 wurden, als der Soundcheck begann. Der Frontmann der 2000er-Superstars „Rednex“, der während des Hi-Five-Sets auf die Bühne gehoppelt kam und unbedingt „Cotton Eye Joe“ spielen wollte – und dessen Geige bei näherer Betrachtung Paketband statt Saiten aufgezogen hatte.

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Nach dem gedanklichen Ausflug in die Vergangenheit werden die Musiker ein bisschen nachdenklich. „Wir sind fein mit dem, was wir machen“, sagt Michael Brass, „wir spielen die Songs, die die Leute gut finden. Und da haben wir keine Probleme mit.“ Zehn bis 20 Mal steht die Band im Jahr auf der Bühne, „die Leute wollen Spaß haben, dafür sorgen wir“, ergänzt Kappler, „weil wir uns die aktuellen Hits draufschaffen – und die Evergreens spielen.“ Bei alledem: Die Qualität behalten die Musiker im Blick. „Ich könnte mir jetzt auch Apache-Songs nehmen, aber warum soll ich das machen? Das kann ich nicht.“ Schuster (Mukker) bleib bei deinen Leisten, könnte man sagen, im Falle Hi-Five kommt es jedenfalls an. „Mittlerweile gehen unsere Kinder zu den Konzerten und feiern mit“, schmunzelt Michael Brass, nicht ohne Stolz. Nach 25 Jahren Bandgeschichte mal ein bisschen wehmütig zurückzublicken, mit einer Träne im Knopfloch und einem blauen Mund, das haben sich die Musiker verdient.

Mehr über die Band Hi-Five, Aufnahmen, Fotos, Videos, Kontakt und Konzerttermine gibt es im Internet unter hi-five-partyband.de.