Gladbeck. Noah Zander (19) aus Gladbeck schreibt seine Songtexte im Kinderzimmer. Jetzt will er Karriere machen – so wie sein großes Idol Taylor Swift.

In seinem kleinen Kinderzimmer unter dem Dachboden in Gladbeck-Ellinghorst singt Noah Zander über Gefühle, Liebe, Depression und das Leben. Doch der 19-Jährige träumt groß. Jedes mal, wenn er mit seiner Mutter an der Veltins-Arena in Gelsenkirchen vorbeifährt, sagt er: „Die werde ich eines Tages füllen“. Aus einem Hobby als Kind soll eine große Musiker-Karriere als Erwachsener werden – in mehreren Schritten.

Schritt 1: Instrument schnappen und los

Erste Klasse, Musikunterricht: Noah Zander wählt ein Instrument. Seine Wahl fällt auf ein Akkordeon. Denn: „Als Kind wollte ich Busfahrer werden, und ich fand Gelenkbusse super. Und der Balg bei einem Akkordeon sieht ja so aus wie das Gelenk eines Busses.“ Noahs Musiker-Herz fing an zu schlagen.

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Nach fünf Jahren Akkordeon-Unterricht habe er sich nicht mehr für klassische Musik begeistern können – und stattdessen zur Gitarre seiner Mutter gegriffen. „Meine Eltern taten mir schon manchmal leid“, sagt er rückblickend. Dennoch wusste er kurze Zeit später: „Popmusik ist mein Ding.“

Schritt 2: Die erste eigene Gitarre

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Zum 16. Geburtstag schenkten ihm seine Eltern die erste eigene Gitarre, ein Jahr später die zweite. Noah im Glücksrausch: „Ich habe gespielt, bis mir die Finger bluteten.“ Musikmachen wurde für ihn zum Ritual, um den Tag ausklingen zu lassen. Gleichzeitig versuchte sich der Gladbecker an eigenen Melodien und Texten, inspiriert von Serien, Filmen und „was man so im Alltag erlebt“, alles noch ziemlich oberflächlich.

Schritt 3: Ran an die Texte

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Dann schlug die Pubertät ein, auch in Noahs Texten: die ersten Gefühle, das erste Mal verliebt sein, die erste Trennung, die Erkenntnis, schwul zu sein – „ich schrieb immer mehr Texte, mit denen sich Leute in meinem Alter identifizieren können, und das ist mir heute noch wichtig.“ Auch das Outing vor seinen Eltern verlief auf Noahs eigene Musikerart: „Ich schrieb einen Song darüber und spielte ihn meinen Eltern vor. Die haben es sofort erkannt und mich umarmt.“

Schritt 4: Ab ins Tonstudio

Mit besseren Melodien und tiefergehenden Songtexten hätten ihn immer mehr Freunde und Bekannte geraten, die Musik zum Hauptberuf zu machen. Auf Initiative einer Kindheitsfreundin habe er einen Musikproduzenten getroffen und sein Lied „Like me“ in einem Tonstudio in Witten eingesungen.

Noah Zander hat sein erstes Lied in einem Tonstudio in Witten aufgenommen. Bald legt er das zweite nach.
Noah Zander hat sein erstes Lied in einem Tonstudio in Witten aufgenommen. Bald legt er das zweite nach. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

In „Like me“ singt Noah über seine aussichtslosen Gefühle zu einem Jungen: „Egal, ob ich mein Bestes gebe, ich weiß, er wird nie beeindruckt sein, weil er Frauen mag, nicht so wie ich“ – so heißt es aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. In den sozialen Netzwerken hat er einen ersten Ausschnitt des Lieds gepostet. Im Mai sei er wieder im Tonstudio, um den zweiten Song aufzunehmen.

Schritt 5: Träume groß

Noch macht Noah eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Doch bald schon will der Gladbecker mit seiner Musik durchstarten. Einen Künstlernamen hat er schon: Noah Paul – zweiter Vorname statt Nachname, dafür englisch ausgesprochen. Warum? „Ich singe ja auf englisch. Dann passt Paul besser als Zander.“

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Noahs großes Idol ist die Pop-Sängerin Taylor Swift. Und hier beginnt sein zweiter Traum neben dem Auftritt in der vollen Veltins-Arena: „Mit ihr auf der Bühne zu stehen, wäre natürlich der Wahnsinn.“