Gladbeck. Was die Zukunft vom Bürgerhaus Ost in Gladbeck angeht, vertreten SPD und CDU andere Ansichten. Deshalb jetzt auch die Frage: Lohnt die Sanierung?

Für die Gladbecker Sozialdemokraten ist das Bürgerhaus Ost an der Bülser Straße von unverzichtbarer Bedeutung für das kulturelle und soziale Leben in Gladbeck. Hier finden VHS-Kurse statt, Vereine, Organisationen und Selbsthilfegruppen nutzen die Räume. Gefeiert und Sport getrieben wird hier ebenfalls. Ziemlich konträr fällt die Meinung der Christdemokraten über das Bürgerhaus Ost aus. Die CDU bezweifelt die rege Nutzung und hat deshalb bei der Diskussion über den städtischen Haushalt für 2025 sogar Abriss und Vermarktung der Fläche angeregt.

Das Bürgerhaus Ost in Gladbeck ist über 40 Jahre alt

Doch wie ist es eigentlich um den Zustand des Gebäudes selbst bestellt, schließlich hat das Bürgerhaus Ost schon über 40 Jahre auf dem Buckel? Die SPD-Ratsfraktion hat für die jüngste Sitzung des Wirtschaftsförderungs- und Bauausschusses die Verwaltung um einen aktuellen Sachstandsbericht zum Sanierungsstand des Bürgerhauses gebeten. Und auch um eine Schätzung der Kosten, die auf die Stadt zukommen könnten, um die Sanierungsmaßnahmen fachgerecht durchführen zu können.

Karsten Fuchte Leiter des Amtes für Planen, Bauen, Umwel Gladbeck und Dr. Volker Kreuzer Dezernat V Stadtbaurat, stehen am Willy-Brandt-Platz, am Dienstag, 23.04.2024 in Gelsenkirchen. Gespräch mit Volker Kreuzer über die geplante Umgestaltung des Willy-Brandt-Platzes Foto: Olaf Fuhrmann / FUNKE Foto Services

„Das Bürgerhaus-Ost ist auf keinen Fall ein wirtschaftlicher Totalschaden“

Volker Kreuzer
Stadtbaurat

Eine erste Einschätzung zum Zustand gab der Stadtbaurat in der Sitzung. Das Hauptgebäude des Bürgerhauses sei 1982 gebaut worden, so Volker Kreuzer. Man habe in den vergangenen Jahren immer mal wieder kleinere Arbeiten am Gebäude vorgenommen, von einer großen Sanierungsmaßnahme in der Vergangenheit wisse er aber nicht. „Wir können also davon ausgehen, dass ein gewisser Handlungsbedarf besteht, schon allein wegen des Alters des Gebäudes.“

Sorgen bereitet neben dem Dach die Fassadekonstruktion aus Holz und Glas

Bei einer Begehung vor kurzem sei vor allem das Dach ins Auge gefallen. Kreuzer: „An der Dachkonstruktion muss gearbeitet werden, kleinere Reparaturen reichen da nicht mehr.“ Und auch die Fassade mit den Elementen aus Holzumrandungen und Glas sei arg in die Jahre gekommen. „Vor allem das Holz hat sehr gelitten“, erklärte der Baurat. Der Blick ins Gebäudeinnere falle hingegen entspannter aus. Die Toilettenanlagen seien aus den 80er-Jahren, „aber noch in Ordnung.“ Für eine der kommenden Sitzungen versprach Kreuzer einen umfassenden Sanierungsplan. Vorab stellte er aber schon einmal klar: „Das Gebäude ist auf keinen Fall ein wirtschaftlicher Totalschaden!“

Für die SPD eine wichtige Aussage. „Es wäre ein großer Verlust, müssten wir das Bürgerhaus Ost aufgeben“, betonte Verena Gigla (SPD). Schließlich sei das Haus sehr beliebt, liege die Auslastung bei 100 Prozent. Die Einrichtung sei wichtig für das Leben, nicht nur im Stadtteil.

Die CDU hegt Zweifel an der Auslastung des Bürgerhauses

Doch ist das Bürgerhaus Ost tatsächlich immer ausgebucht, nutzen es wirklich so viele Menschen? Für die CDU im Ausschuss bestehen da nach wie vor Zweifel. Genaue Zahlen über die Frequentierung, auch in den Abendstunden, wünschte sich Peter Rademacher für die CDU. Man müsse sicher gehen können, ob die Ausnutzung tatsächlich eine Sanierung rechtfertigen würde. „Wir können es uns nämlich nicht erlauben, die Steuergelder der Gladbeckerinnen und Gladbecker zu verschwenden“, so Rademacher.

„Wo sonst sollen sich die Menschen denn noch treffen?“

Volkan Akcay
Soziales Bündnis Gladbeck

Wolfgang Wedekind (SPD) bezeichnete das Agieren der CDU gegen die Einrichtung als „perfide“. Empört reagierten aber auch Franz Kruse (Die Linke) und Volkan Akcay (Soziales Bündnis BiB/DKP) auf die Argumentation. Als Begegnungsstätte sei das Bürgerhaus unverzichtbar, betonte Franz Kruse. Und Volkan Akcay erinnert an das Kneipensterben in den Stadtteilen: „Wo sonst sollen sich die Menschen denn noch treffen?“ Das Bürgerhaus als Kneipen-Ersatz? Für Jörg Baumeister (CDU) nicht nachvollziehbar: „Das Lokal im Bürgerhaus ist seit Jahren nicht verpachtet, und davor konnte sich kein Pächter lange halten.“

SPD spricht von „Angriffen“ der CDU auf das Bürgerhaus-Ost

Die Auseinandersetzung um die Bedeutung der Bürgerhauses für die Menschen in Gladbeck – sie wird wohl noch weitergehen. Direkt im Anschluss an die Ausschusssitzung meldete sich die SPD-Fraktion zu Wort. „Die Diskussion über das Bürgerhaus Ost war unerträglich. Die CDU setzt ihre Angriffe auf dieses Zentrum des sozialen Lebens im Stadtteil Ost fort und missachtet damit die soziale Bedeutung dieser Einrichtung“, betonte Verena Gigla als Sprecherin der SPD im Ausschuss in einer Stellungnahme. Öffentliche Versammlungsräume seien die Grundlage für ein lebenswertes und friedliches Zusammenleben in Gladbeck. Jedes Gebäude brauche Instandsetzungsinvestitionen. Wenn die CDU jetzt versuche, den Eindruck zu erwecken, dass das Bürgerhaus Ost nicht ausgelastet sei und quasi abbruchreif, so geschehe das wider besseres Wissen.

[Gladbeck-Newsletter: hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook | Hier gibt‘s die aktuellen Gladbeck-Nachrichten einmal am Tag bei WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehrartikel | Alle Artikel aus Gladbeck]