Gladbeck. Das Land hat das Gladbecker Krankenhaus informiert, wie es die Versorgung vor Ort künftig sieht. Nun muss der Krankenhausträger reagieren.
„Nicht jedes Krankenhaus muss alles machen und nicht jedes Krankenhaus kann alles gleich gut machen“, dieses Zitat von Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann deutet an, worum es dem Land bei der Krankenhausreform in NRW geht. Spezialisierung und Sicherung der Krankenhausversorgung in der Fläche seien wesentliche Grundgedanken der Reform, heißt es seitens des Ministeriums. Also soll künftig nicht mehr jede Behandlung in jedem Krankenhaus angeboten worden. Im Hintergrund laufen derzeit die Anhörungen zu dem Verfahren. Nun haben die Kliniken aus Düsseldorf die Informationen enthalten, welche Leistungen noch in welchem Umfang angeboten werden sollen und welche womöglich ganz wegfallen.
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Das hat Auswirkungen auf das St.-Barbara-Hospital, das einzige Gladbecker Krankenhaus. Wobei: Ob es am Ende tatsächlich so kommt, wie man es sich im Gesundheitsministerium aktuell vorstellt, ist noch nicht sicher. Das Ministerium selbst macht deutlich: „Die Anhörungsschreiben sind noch keine Feststellungsbescheide für die Krankenhäuser. Das heißt: Noch gibt es keine Entscheidungen dazu, welches Leistungsportfolio jedes einzelne Krankenhaus in welchem Umfang anbieten kann.“ Die Krankenhäuser haben nun erst einmal die Chance zur Stellungnahme. Auf deren Basis soll dann die endgültige Entscheidung getroffen werden.
Keine künstlichen Knie- und Hüftgelenke mehr in Gladbeck
Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass das Gladbecker Krankenhaus sich von einigen Angeboten verabschieden muss. So werden künftig wohl in Gladbeck keine künstlichen Knie- und Hüftgelenke mehr eingesetzt werden. Eigentlich hatten die katholischen Einrichtungen Ruhrgebiet Nord (KERN) als Betreiber des Krankenhauses beim Gesundheitsministerium in Düsseldorf je 200 Eingriffe dieser Art angemeldet. Die wurden nun jedoch gestrichen. Und es dürfte sich in dem Fall wohl doch um eine endgültige Entscheidung handeln, denn seitens des Gesundheitsministeriums heißt es zu dem Punkt: Die Nicht-Zuweisung an Gladbeck erfolge im Konsens.
Gleiches gilt für den Bereich Kardiale Devices. Der umfasst etwa die Behandlung mit Herzschrittmachern oder implantierbaren Defibrillatoren. 75 Eingriffe dieser Art hatte der Krankenhausträger für Gladbeck angemeldet, zugewiesen wurde dem St.-Barbara-Hospital dann keiner. Aber auch da verweist Düsseldorf wieder auf eine Entscheidung im Konsens.
Gladbeck als Standort für hochkomplexe Intensivmedizin
Das deutet darauf hin, dass sich KERN damit womöglich schon einverstanden gezeigt hat. Bestätigen möchte der Träger das jedoch noch nicht. Bei der KERN werde man die nächsten zwei bis drei Wochen nutzen, die Vorstellungen des Gesundheitsministeriums im Detail „und in ihrer Bedeutung für einzelne unserer Leistungsstandorte, selbstverständlich auch für Gladbeck, und den Leistungsverbund insgesamt zu prüfen“, teilt Sprecher Wolfgang Heinberg auf Nachfrage mit.
Was die künstlichen Knie- und Hüftgelenke für Gladbeck seien es eben bisher nur die Pläne des Landes. In den entsprechenden Anhörungen könne es trotz aller Hinweise auch noch Veränderungen geben. Darauf weist ausdrücklich Dr. Hermann-Josef Liesenklaas, Chefarzt der Orthopädie am Gladbecker Barbara-Hospital hin. Und aktuell habe sich am Angebot in Gladbeck noch gar nichts verändert, stellt er klar. In der entsprechenden Fachabteilung vor Ort würden auch weiterhin alle Leistungen angeboten.
Das Krankenhaus, oder besser der Krankenhausträger, die Katholischen Einrichtungen Ruhrgebiet Nord (KERN), haben nun Zeit, sich mit den Plänen des Landes auseinanderzusetzen und darauf zu reagieren. Was am Ende dieses Prozesses herauskommt, sei eben noch nicht klar, verdeutlicht der Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Barbara Hospital. Er warnt die Gladbeckerinnen und Gladbecker, sich nicht durch die jetzt vorgestellten Ideen des Landes verunsichern zu lassen.
Geht es nach dem Gesundheitsministerium, werden in Gladbeck nach Verabschiedung der Reform auch keine Eingriffe mehr an Leber und Bauchspeicheldrüse durchgeführt. Je 25 Eingriffe dieser Art hatte die KERN GmbH für ihren Standort in Gladbeck angemeldet. Auch „tiefe Rektumeingriffe“ sind vor Ort nach derzeitigem Stand nicht mehr länger vorgesehen.
„Nicht jedes Krankenhaus muss alles machen und nicht jedes Krankenhaus kann alles gleich gut machen.“
Die übrigen Leistungsbereiche sollen vor Ort erhalten bleiben. Dazu zählen etwa Innere Medizin und Chirurgie oder auch die Stroke Unit. Und auch die Intensivmedizin soll weiter im St.-Barbara-Hospital ihren Platz haben. Das Gesundheitsministerium sieht hier sogar eine Versorgung der Stufe 3. Das bedeutet eine hochkomplexe Intensivmedizin und damit die höchste Stufe.
„Wir nehmen weiterhin Minister Laumann beim Wort, der immer wieder den Wert einer flächendeckenden Krankenhausversorgung für NRW betont hat.“
Doch bei all dem muss eben das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Die Kliniken haben nun Zeit, zu prüfen und zu reagieren. So kurz nach Zustellung der Zahlen für über 20 Leistungsgruppen, sehe man sich nicht gefordert, schon jetzt abschließende Bewertungen vorzunehmen oder Konsequenzen zu ziehen. Doch: „Ganz grundsätzlich scheint es so, als würde im Wesentlichen die Zuordnung der Leistungsgruppen und Fachabteilungen zu unseren Häusern dem schon vor einigen Monaten veröffentlichten 2. Votum der Krankenkassen entsprechen.“ Im Übrigen nehme man weiterhin Minister Laumann beim Wort, „der immer wieder den Wert einer flächendeckenden Krankenhausversorgung für NRW betont hat und damit sicher nicht gemeint haben kann, dass nur noch Unikliniken in NRW eine unbestrittene Existenzberechtigung haben“.
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Laumann zeigt sich überzeugt davon, „dass nur durch mehr Abstimmung und Kooperation der Krankenhäuser untereinander die knappen Ressourcen bestmöglich eingesetzt und qualitativ hochwertige Schwerpunkte gebildet werden können“. Gerade bei komplexen Leistungsgruppen wie etwa komplizierten Krebsbehandlungen müsse es deshalb teilweise zu deutlichen Konzentrationen kommen, so der Minister. „Nur so wird es gelingen, die bestmögliche stationäre Versorgung für die Patientinnen und Patienten zu erzielen.“ Die endgültigen Entscheidungen sollen bis Ende des Jahres getroffen werden. Für die Maßnahmen zur Umsetzung des neuen Krankenhausplans wolle man in dieser Wahlperiode rund 2,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, heißt es seitens des Ministeriums.