Gladbeck. Emad Al Aliwi und Alaa Alasaad wagen den Sprung in die Selbstständigkeit. Sie eröffnen in der Gladbecker Innenstadt die Manufaktur „Seifenbrise“.

Das Inhaber-Ehepaar hat den Wortbestandteil „Brise“ für ihre Manufaktur in Gladbeck gewählt. Doch diese Vokabel ist viel zu bescheiden. Ein kräftiger Wind, der vielerlei Düfte mit sich bringt, empfängt die Kundschaft, wenn sie den Laden an der Postallee betritt. Eröffnet wird das Geschäft am Samstag. Es beschert der Innenstadt einen Hauch von Luxus – ohne dass Genuss-Menschen ungebührlich tief ins Portemonnaie greifen müssen.

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Die Pracht, die sich in der „Seifenbrise“ stapelt, erlaubt eine olfaktorische Reise rund um den Globus. Was hier unter den Riecher und in die Hände gelangt, baut gedankliche Brücken zu vielen Ländern. Lavendel lässt fast zwangsläufig – na klar! – Bilder an die Provence vor dem geistigen Auge erscheinen. Rosenduft mag viele an Großbritannien denken lassen, Kokos hat etwas Tropisches, Zitrone und Orange wecken vielleicht Erinnerungen an Ferien am Mittelmeer. Nicht zu vergessen all die Gewürznoten, die den Geruchssinn betören.

Emad Al Aliwi produziert für die Manufaktur „Seifenbrise“ in Gladbeck die eigenen Produkte.
Emad Al Aliwi produziert für die Manufaktur „Seifenbrise“ in Gladbeck die eigenen Produkte. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Gut 30 Seifensorten hat das Paar Alaa Alasaad (34) und Emad Al Aliwi (41) im Sortiment. Plus: festes Shampoo für jeden Haartyp, Waschmittel sowie Rasiercreme für Sie und Ihn. Alles handgemacht hier im Hause! Würden Fähnchen auf der Weltkarte markieren, welche Länder per Seife hier an der Postallee 7 vertreten sind, wären es noch viel mehr, als die Neuunternehmer auf ihrer Flucht aus ihrer Heimat Syrien passiert haben. Und das waren schon einige, bis das Paar schließlich auf gefährlichen Wegen, wie tausende Flüchtlinge, nach Deutschland kam.

Das Sortiment: gut 30 Seifensorten plus Shampoo, Rasiercreme und Waschmittel

Stuttgart ist im Jahr 2014 die erste Station gewesen, über persönliche Kontakte gelangten die beiden schließlich 2022 nach Gladbeck. Die städtische Leerstandsmanagerin Sonja Petri verweist auf das Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte“, das schwächelnden Citys neue Impulse geben soll, und erzählt: „Das Ehepaar suchte ein Ladenlokal. Dieses hier stand lange leer und wurde von einem Makler angeboten.“ Petri vermittelte, und die Geschäftsräume mit einer Fläche von ungefähr 135 Quadratmetern wurden zur Manufaktur „Seifenbrise“.

Sonja Petri von der städtischen Wirtschaftsförderung

„Das Ehepaar suchte ein Ladenlokal. Dieses hier stand lange leer und wurde von einem Makler angeboten“

Sonja Petri

„Seit 1. Februar hat das Ehepaar das Ladenlokal angemietet“, berichtet Petri. Aber mir-nichts-dir-nichts einziehen, das funktionierte nicht. Der 41-Jährige packte kräftig an, erstand beispielsweise über Kleinanzeigen Möbel, die er aufbereitete. Er sammelte Accessoires, verlieh mit seiner Frau dem Geschäft einen individuellen Touch. Da vereinen sich Schmuckstücke verschiedener Kulturen zu einem geschmackvollen Mix.

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Ein Wiedersehen gibt‘s mit der Miele-Tante und einer Sunlicht-Reklame von anno dazumal. Wer sich nicht nur von seiner Nase leiten lässt und beim Schnuppern genießerisch die Augen schließt, kann in Einrichtung und Dekoration wahre Schmuckstücke entdecken. Liebevoll mit Spitze und Bändern, Blüten und anderen Verzierungen verpackt sind auch Seifenstücke.

Die Miele-Tante gehört genau so zur Einrichtung wie stilvolle Möbelstücke, die Emad Al Aliwi eigenhändig aufbereitet hat.
Die Miele-Tante gehört genau so zur Einrichtung wie stilvolle Möbelstücke, die Emad Al Aliwi eigenhändig aufbereitet hat. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Wie gut, dass der gelernte Drucker, der schon mit etlichen Berufen die sechsköpfige Familie ernährt hat, „gerne etwas mit den Händen macht“. Das Seifensieden hat sich Emad Al Aliwi selbst beigebracht. Mehr noch: Die Maschine, die er für die Produktion nutzt, ist Marke Eigenbau. „Die gibt es nirgendwo sonst auf der Welt“, betont Sonja Petri.

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Ihre Favoriten aus der Fülle von Aromen sind Zitronenverbene und holzige Noten. Ersteres sei allgemein sehr beliebt, weil das Eisenkraut – so der gebräuchliche Name hierzulande – für Männlein und Weiblich gleichermaßen passe. Ebenfalls unisex sind auch Produkte mit Gewürzen oder ohne Duft, beispielsweise die Kohleseife mit fünf Prozent Mandelöl.

Düfte aus aller Welt vereint in Gladbecker Geschäft

Alaa Alasaad liebt Gardenie und Jasmin. Aber auch die Duschseife Ringelblume-Melone verlockt, einmal ein Näschen Wohlbefinden zu nehmen.

Ein Hauch von Luxus für das eigene Badezimmer

Bei diesen handgemachten Seifen made in Gladbeck geht es um mehr als Sauberkeit. Abtauchen im eigenen Badezimmer, das dank der Produkte von der Postallee zum privaten Spa wird: Das wird für ein paar Euro möglich. So kann sich die Kundschaft das „Himmlische Geißblatt“ für drei Euro mit nach Hause nehmen. All‘ jene, die erst einmal testen wollen, können es mit Probier-Würfeln für einen Euro versuchen. Wie wäre es mit Mango? Oder Zitrone-Minze?

Öffnungszeiten und Kontakt

Alaa Alasaad und Emad Al Aliwi eröffnen ihre Manufaktur „Seifenbrise“ an der Postallee 7 am Samstag, 15. Juni, 12 bis 14 Uhr. Ab dann gelten folgende Geschäftszeiten: dienstags bis freitags 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr. Für die Samstage gilt: 10 bis 14 Uhr. Montags bleibt der Laden geschlossen.

Wer sich für besondere Veranstaltungen interessiert, kann sich direkt an die Geschäftsleute wenden. Kontakt: 02043/9824316 oder 0178/6552178, per Email über info@seifen-brise.de

Auf einer Ladenseite sind die Ingredienzien aufgereiht, die der Seifen-Macher benutzt: verschiedene (Duft-) Öle und Konzentrate, Blüten wie Lavendel, Rose, Hibiskus und Ringelblume sowie weitere Zutaten, unter anderem Ultramarin Blau und Eisenoxid. Der Inhalt mancher Schälchen mag überraschen. Wer denkt denn schon bei der Seifen-Produktion an gemahlenen Kaffee und Wacholderbeeren?

Alles Natur, Künstliches kommt nicht in die Seife

Wie ein riesiger Chemie-Baukasten schauen die Grundstoffe aus. Aber nichts da! Hier ist alles natürlich, nichts künstlich. Aus den Komponenten kreiert der 41-jährige Profi seine Seifen. Was als Grundmaterial aus der eigens entwickelten Maschine kommt, sieht aus wie durch einen Fleischwolf gedreht. Diese Stränge werden in Form gebracht und portioniert.

An seinen Erstling kann sich Emad Al Aliwi gut erinnern. „Das war 2018 eine Gewürzseife zu Weihnachten. Dazu habe ich Zimt, Nelken und andere Gewürze verwendet.“

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Wie die Produktion funktioniert, können Neugierige vor Ort erfahren. „Geplant ist später, bei Interesse Events anzubieten, zum Beispiel zu einem Kindergeburtstag“, so die Geschäftsleute. Sie sind selber Eltern von vier Kindern zwischen fünf und 15 Jahren.

Die Eröffnung der „Seifenbrise“ ist am 15. Juni

Aber zunächst einmal freut sich das Manufaktur-Duo auf die Eröffnung der „Seifenbrise“. Mal sehen, ob sie die Gladbecker, die gerne in Aromen schwelgen, im Sturm erobert.