Gladbeck. Zwei Männer aus Syrien stehen vor Gericht. Sie sollen mit etlichen „Helfern“ vier Libanesen in Gladbeck zusammengeschlagen haben.

Das muss eine üble Keilerei gewesen sein am 12. November 2020 auf einem Parkplatz an der Hermann-Ehlers-Straße in Schultendorf. So jedenfalls schilderten es die Opfer, drei Brüder aus dem Libanon und einer ihrer Freunde, sowie ein unbeteiligter Augenzeuge vor dem Schöffengericht in Gladbeck. Der gefährlichen Körperverletzung angeklagt sind zwei in Syrien geborene Brüder (45 und 29 Jahre alt).

Laut Staatsanwaltschaft sollen sie eines der späteren Opfer, einen 41-jährigen Bekannten, nach Gladbeck gelockt haben, unter dem Vorwand, sich nach einer Auseinandersetzung in Essen wieder versöhnen zu wollen. Doch statt der angekündigten Entschuldigung soll es Schläge mit Eisenstangen und anderen Werkzeugen, Tritte und Boxhiebe gegeben haben. Die vier Männer erlitten u. a. Platzwunden an den Köpfen und Verletzungen am Körper. Auch Pfefferspray soll zum Einsatz gekommen sein. Einer musste im Krankenhaus behandelt werden.

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„Es war wie im Krieg“, sagte eines der Opfer nun in Gladbeck als Zeuge vor Gericht

Die Angeklagten äußerten sich zu den Vorwürfen nicht, die Opfer als Zeugen ausführlich. Bei der Ankunft auf dem Parkplatz in Gladbeck und der Begrüßung per Handschlag seien plötzlich von allen Seiten mit Eisenstangen bewaffnete Männer gestürmt und hätten zugeschlagen. Bei mehreren Fluchtversuchen hätten die Gegner sie verfolgt und wieder zu Boden geschlagen. „Es war wie im Krieg“, sagte einer, „wir sind um unser Leben gerannt“ ein anderer.

Das Gericht in Gladbeck will die Verhandlung gegen zwei Männer aus Syrien in der kommenden Woche fortsetzen, die in Gladbeck mit mehreren Helfern vier Libanesen zusammengeschlagen haben sollen.
Das Gericht in Gladbeck will die Verhandlung gegen zwei Männer aus Syrien in der kommenden Woche fortsetzen, die in Gladbeck mit mehreren Helfern vier Libanesen zusammengeschlagen haben sollen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Erst als die Sirenen von Polizeiwagen zu hören waren, hätten die Täter von ihnen abgelassen. Die meisten Schläger seien vor dem Eintreffen der Polizei weggelaufen. Ähnlich schilderte es ein Anwohner, der von seinem Balkon aus Schreie gehört und dann gesehen hatte, wie Männer in Arbeitskleidung und mit diversen Werkzeugen in der Hand aus seinem Nachbarhaus, das gerade renoviert wurde, Richtung Parkplatz rannten. Weil er sein Auto dort abgestellt hatte, wollte er nach dem Rechten sehen und wurde Augenzeuge der Schlägerei. 15 bis 20 Leute seien beteiligt gewesen, sagte er. „Ich habe die Polizei verständigt. Als die Martinshörner zu hören waren, sind die meisten weggerannt, und als die Polizisten wieder weg waren, kamen sie wieder aus ihren Löchern gekrochen und sind mit ihren Autos weggefahren.“

Die Verhandlung wird in der kommenden Woche fortgesetzt

Weil das Gericht Videoaufnahmen, die dieser Zeuge von den Vorgängen gemacht hat, noch in Augenschein nehmen und weitere Zeugen hören will, wird die Verhandlung in der kommenden Woche fortgesetzt.

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Die „Streithähne“ haben sich nach Aussagen der Opfer übrigens inzwischen wieder versöhnt. „Unsere Väter und andere Familienmitglieder haben sich eingeschaltet. Wir alle wollen keinen Krieg zwischen Syrien und dem Libanon.“