Gladbeck. In der Gladbecker City ist ein neuer Spielturm aufgestellt worden. Es gibt begeisterte Reaktionen, aber auch starke Kritik am auffälligen Gerät.

Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Und so ist es auch beim neuen Hingucker in der Fußgängerzone auf der Lambertistraße. Die Stadt hat ein neues Spielgerät für Kinder in etwa an der Stelle des alten, abgerissenen Spielturms errichtet. In Form und Optik eines riesigen, lecker gefüllten Eishörnchens. Ein raffiniertes Konstrukt mit Klettergelegenheit, Aufenthaltsplateau und Tunnelrutsche, das kurz vor der Eröffnung steht. Viele Familien mit Kindern können den Termin voller Vorfreude kaum abwarten. Andere in der direkten Nachbarschaft, darunter Geschäftsleute, üben deutliche Kritik zur Größe wie Ausführung und befürchten mehr Ärger als Vergnügen durch den neuen Spielspaß in der City.

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Zum Beispiel Anwohnerin Christin Krone. „Ich kann direkt vom Kinderzimmer auf das neue Spielgerät gucken, das geschätzt etwa zwei Meter höher ist als der alte Spielturm.“ Als Pädagogin, die mit Kindern arbeitet, finde sie generell „Spielplätze toll und Spielgeräte super“, so die schwangere 38-Jährige. „Das große Ding aber nicht. Das Hochplateau oben ist komplett umschlossen und daher schlecht einsehbar. Wir wissen, wie schon das alte Spielgerät am Abend von Jugendlichen als Treff genutzt wurde, die dort auch mal lautstark gekifft und bis in die Nacht Alkohol getrunken haben“. Sicher würden sie nun auch das neue Angebot begeistert in Beschlag nehmen. Ein Grund für die junge Familie, „dass wir uns nach einer neuen Wohnung umsehen“.

Zigarettenkippen im Spielturm könnten Kleinkinder gefährden

Blick aus dem Kinderzimmer mit besonderer Aussicht. Anwohnerin Christin Krone befürchtet, dass Jugendliche den nicht einsehbaren Spielturm auch für nächtliche Aufenthalte mit Drogenkonsum nutzen.
Blick aus dem Kinderzimmer mit besonderer Aussicht. Anwohnerin Christin Krone befürchtet, dass Jugendliche den nicht einsehbaren Spielturm auch für nächtliche Aufenthalte mit Drogenkonsum nutzen. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Ulrike Rodewald, Betreuerin der Appeltatenmajestäten, kritisiert ebenfalls, dass das hohe Aufenthaltsplateau nicht einzusehen ist. „Wer weiß, was da von älteren Jugendlichen liegen bleibt“, so die Ex-Geschäftsfrau, die um die Gesundheit auch ihrer Enkelin (3) fürchtet. „Ich kann auf ein so hohes Gerät als Oma nicht mit hinaufkraxeln, um die Kleine zu schützen“, und so nicht sehen, was da als Gefahr liegen könnte. „Was, wenn ein kleineres Kind da eine Zigarettenkippe in den Mund nimmt, oder sich an Glasscherben verletzt“, fragt die Gladbeckerin. Sie finde das Engagement der Stadt für Kinder grundsätzlich gut, man hätte das Konzept an dieser Stelle aber mehr durchdenken und auch ein Angebot für kleinere Kinder schaffen sollen. Das bedauert auch Anwohnerin Wiktoria Komakowska (21), die gerade mit ihrem Sohn (1) auf dem Arm aus der Tür vor das Spielgerät tritt. „Meine dreijährige Tochter hat sich so gefreut, als die Arbeiten losgingen.“ Das Spielgerät mit Rutsche sei toll, die Kleine könne es aber (noch) nicht nutzen.

Attraktivität der City steigern

Die Stadt Gladbeck legt auf die Förderung der Attraktivität der Innenstadt seit langem einen Schwerpunkt, der sich nicht zuletzt im Rahmen des Projekts „Stadtmitte“ auch in der baulichen Gestaltung der Fußgängerzone und weiterer Bereiche niedergeschlagen hat.Ziel war und ist es, verschiedene Funktionen wie Einkaufen, Wohnen, Arbeiten, Kultur, Gastronomie und Freizeitgestaltung familienfreundlich miteinander zu verbinden. Zur Steigerung der Aufenthaltsqualität wurden dabei auch die Erneuerung von Spielpunkten in der Fußgängerzone ins Auge gefasst.

Dass primär ältere Kinder das Spielgerät nutzen werden, vermutet auch Friseurin Sandra Beckmann. „Mein Sohn (11) ist auch begeistert“. Die Mama weniger: „Der Spielturm ist nicht positiv für die Innenstadt, weil er nicht für alle Kinder geeignet ist.“ Sie befürchtet durch die Nutzung älterer Kinder mehr Lärm, werde so selbst die Tür ihres Salons im Sommer mehr geschlossen halten und sieht weniger Aufenthaltsqualität in der umgebenden Außengastronomie für Familien mit kleinen Kindern. Wolfgang Haas vom Eiscafé Cremé sieht es entspannter. „Das ist doch ein ausgefallenes Design und eine schöne Idee.“ Frank Hellmich von Mein Cafe sagt, er habe auf Nachfrage erfahren, „dass das Gerät wohl für Fünf- bis Zwölfjährige Kinder konzipiert ist“. Der Spielspaß könnte vielleicht Gäste abschrecken, „die etwas ruhiger ihren Kaffee genießen wollen“. Da braucht er bei Gast Karin Laupenmühlen keine Sorge zu haben, „ich finde es schön, dass die Kinder hier etwas zu spielen haben. Mich stört das nicht, wenn ich draußen sitze“, so die 80-Jährige.

Enkelkinder und Oma warten mit Vorfreude gespannt auf die Neueröffnung

Archivfoto zum Vergleich: Der alte Spielturm mit Rutsche auf der Lambertistraße war kleiner und besser einsehbar als der größere Nachfolger.
Archivfoto zum Vergleich: Der alte Spielturm mit Rutsche auf der Lambertistraße war kleiner und besser einsehbar als der größere Nachfolger. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Auch Oma Dagmar Ehrenberg, die gerade mit ihren Enkeln vorbeikommt, freut sich auf die Neueröffnung. „Wir gehen auf dem Weg von der Kita immer daran vorbei und beobachten gespannt den Fortschritt.“ Die Tunnelrutsche hat es Anton (4) und seiner Schwester Emma (6) besonders angetan. Beide freuen sich auf den Nervenkitzel. „Wenn’s so schnell runter geht, das kitzelt immer schön im Bauch“, sagt Emma. Und auch Hedda (3) bleibt mit Mama Katrin Haack-Becker fasziniert vor dem Riesen-Eishörnchen stehen und will bald hochklettern. „Das sieht doch toll aus und ist mal was Anderes zum Spielen für die Kinder“, sagt die 38-Jährige.

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„Die Stadt hat Anfragen erhalten, wann der Spielturm denn endlich geöffnet wird, Beschwerden liegen uns keine vor“, so der Pressesprecher der Stadt, David Hennig. Zurzeit erstelle das beauftragte Unternehmen noch den Fallschutz der Bodenfläche, danach erfolge die Abnahme, „mit dem Ziel, den Spielpunkt am 19. Mai für die Öffentlichkeit frei zu geben“. Das Ingenieuramt der Stadt habe sich viele Gedanken gemacht, „ein außergewöhnliches statt eines 08/15-Spielgeräts zu errichten, das sich in die Umgebung der Cafés gut einpasst“, so Hennig. Man sollte das neue Gerät, das auf kleiner Fläche einen großen Spielwert für Kinder hat, nicht schon vor der Eröffnung schlecht reden. „Wenn die Kinder und Jugendlichen sich bei der Nutzung vernünftig verhalten, dann gibt es auch keine Probleme.“