Gladbeck. Hohe Preise und Mangelwaren: Gladbecker Gastronomen kommen kaum noch an Güter wie Mehl und Speiseöl. Was das für Pommes, Eis und Kuchen bedeutet.

Noch im vergangenen Jahr sorgte der Corona-Lockdown dafür, dass Cafés und Restaurants in Gladbeck ihre Gäste nicht wie gewohnt bedienen konnten. Jetzt hinterlassen die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der Inflation ihre Spuren: Lieferengpässe und Preisexplosionen bereiten den Gastronomen Bauchschmerzen. Sie bangen nun um die Herstellung und den Verkauf von Pommes, Kuchen, Eis und Co.

Laut dem Statistischen Landesamt in NRW sind die Preise für Nahrungsmittel allein im Februar 2022 um sieben Prozent gestiegen. Produkte wie Mehl und Speiseöl sind derzeit nicht nur in den Supermarkt-Regalen Mangelware, sondern auch im Großmarkt. Auch Milch und Sahne sollen häufig vergriffen sein. Um Hamsterkäufen entgegenzuwirken, hat die Metro bereits die Ausgabe von Mehl und Speiseöl rationiert.

Gladbecker Eisdiele setzt auf ein bescheidenes Angebot

Wolfgang Haas, Inhaber vom „Eiscafé Cremé“ in Gladbeck, freut sich, dass er seine Gäste in diesem Frühling wieder bei sich begrüßen darf und hofft auf etwas mehr Normalität. An ausgefallene Sorten-Experimente für die Eis-Saison 2022 kann der Gastronom zurzeit jedoch noch nicht denken. „Wir sind froh, wenn wir unsere Grundware geliefert bekommen“, sagt er. Dazu würden Milch und Sahne, aber auch Getreideprodukte für Waffeln zählen.

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Aufgrund der Lockdown-Situation hätten viele seiner Lieferanten in den vergangenen zwei Jahren ohnehin schon ihre Produktion zurückgefahren. Jetzt, wo die Gastronomie gerade wieder richtig in Fahrt kommen sollte, ständen die Lieferschwierigkeiten im Weg. „Wir müssen jetzt erstmal dafür sorgen, dass wir unsere alten Qualitäten wieder auf den Tisch bringen können“, erklärt Haas. Dazu zählen beispielsweise die guten alten Standard-Eissorten wie Vanille, Erdbeere oder Schokolade, bei denen es für den Eiscafé-Inhaber nicht infrage käme, sie mit Wasser anstatt mit Sahne anzumischen. Ein bescheidenes Angebot sei somit die weitaus bessere Lösung.

Gladbecker Bäckermeister bangt um seine Kuchen

Lieferengpässe durch Ukraine-Krieg:

Die Ukraine und Russland zählen zu den weltweit größten Getreideexporteuren. Der Krieg könnte nun zu Lieferengpässen auf der ganzen Welt führen. Während in Deutschland dadurch nur einige Produkte wegfallen würden, droht ärmeren Ländern sogar eine Verschärfung der Hungersnot. Bereits jetzt sind die Lebensmittel-Preise durch die teure Energie und Lieferengpässe in die Höhe geschossen. Außerdem führen Hamsterkäufe dazu, dass Supermarktketten und Großhändler die Abgabe von Mehl und Speiseöl rationieren.Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) appellierte am Dienstag an die Verbraucherinnen und Verbraucher, auf Hamsterkäufe zu verzichten, damit es nicht weiter zu leeren Regalen kommt.

Auch Frank Hellmich von „Mein Café“ in Gladbeck geht derzeit lieber sparsam mit seinen Mehlvorräten um. Als der Café-Inhaber am Samstag in der Metro war, stand er vor geplünderten Regalen. Der gelernte Bäckermeister backt alle Kuchen für sein Café aus eigener Hand. Das könnte demnächst zum Problem werden.

„Noch habe ich Vorräte“, sagt Hellmich. „Aber wenn nichts nachkommt, haben wir in 14 Tagen keinen Kuchen mehr.“ Das Mehl sei nicht nur knapp, sondern vor allem auch teuer. Seinen Gästen wolle er eine Preiserhöhung aber möglichst ersparen. „Wir warten ab, wie sich die Lage entwickelt und versuchen, unsere Preise erstmal zu halten“, so Hellmich.

Bäckermeister Frank Hellmich im
Bäckermeister Frank Hellmich im "Mein Cafe" in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Auch Speiseöl ist knapp: „Ohne Fett, keine Pommes!“

Während Bäckereien und Cafés um ihre Mehlvorräte bangen, fehlt es in Imbissbuden und Restaurants vor allem an Speiseöl. Laut Statischem Landesamt NRW sind die Preise für Speisefette und Speiseöl in den vergangenen zwei Jahren um 15,7 Prozent gestiegen.

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Karsten Hopp, Inhaber der „Puszta Stube“ in Gladbeck, war den ganzen Mittwochvormittag verzweifelt auf der Suche nach Blockfett für seine Pommes. Nachdem er mehrere Großmärkte abgeklappert hat, wurde er zwar fündig, zahlte allerdings den doppelten Preis. „Das ist ein riesiges Problem für uns“, sagt Hopp. „Ohne Fett gibt es keine Pommes und ohne Pommes keinen Imbiss!“ Für den Imbiss-Besitzer führt kein Weg mehr daran vorbei, seine Preise anzuheben. Anderenfalls sehe er schwarz für sein Geschäft.

Britta und Karsten Hopp führen die „Puszta Stube“, die es seit 1973 in Gladbeck gibt. Nun sieht Hopp sein Geschäft bedroht.
Britta und Karsten Hopp führen die „Puszta Stube“, die es seit 1973 in Gladbeck gibt. Nun sieht Hopp sein Geschäft bedroht. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Inhaber Evangelos Vassiliou vom Restaurant Artemis leidet unter denselben Zuständen. „Viele Lebensmittel sind nicht mehr vorrätig da oder kaum noch zu bezahlen“, sagt er. Das Problem betreffe nicht nur Speiseöl, sondern auch Fleisch, Gemüse und einige Gewürze. Abgesehen davon werden die Gastronomen durch steigende Energie- und Stromkosten vor weitere Herausforderungen gestellt.