Duisburg. Drogen, aggressives Betteln, Müll: Über 60.000 SAD-Einsätze gab es 2024 in Duisburg. So unterschiedlich verteilen sich die 82 Brennpunkte auf die Stadt.
Über 60.000 Einsätze im Jahr 2024: 82 Orte in Duisburg gibt es, zu denen wiederholt der Städtische Außendienst (SAD) des Ordnungsamtes ausrücken muss. Als Brennpunkt dargestellt wird immer wieder der Norden der Stadt, deutschlandweit beispielhaft anhand von Marxloh. Aktuelle Zahlen des SAD entlarven einen anderen Bezirk als schwieriger.
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„Daueraufträge“ heißt beim SAD, was landläufig als Hotspot bezeichnet wird: Stellen im Stadtgebiet, die als problematisch bekannt sind, wo regelmäßig städtische Mitarbeiter in der Uniform des Ordnungsamtes kontrollieren, nötigenfalls Verwarnungen aussprechen und Bußgelder verhängen.
Duisburgs Top-3-Hotspots fürs Ordnungsamt: Alle liegen im Bezirk Mitte
25 davon finden sich im Duisburger Norden, das ist immerhin fast jeder dritte schwierige Ort. Allerdings: Mit 33 Daueraufträgen verzeichnet die Stadtmitte die meisten, gut 40 Prozent aller Brennpunkte finden sich hier. Hier finden sich auch die Top 3 der Hotspots: die Fußgängerzone, Burgplatz und das ehemalige St. Vincenz Krankenhaus. Die wenigsten Hotspots gibt es in Meiderich/Beeck sowie, gleichauf, im Süden.
So verteilen sich die 82 SAD-Brennpunkte auf die Duisburger Bezirke:
- Stadtmitte: 33
- Hamborn: 17
- Homberg/Ruhrort/Baerl 12
- Rheinhausen: 9
- Walsum: 5
- Meiderich/Beeck: 3
- Süd: 3
Ein ähnliches Bild ergibt sich zunächst bei der Zahl der Einsätze pro Bezirk: Auch hier liegen Mitte (21.796 SAD-Einsätze) und Hamborn (14.041) vorn. Dann allerdings verschiebt sich die Tabelle:
So verteilen sich die Ordnungsamt-Einsätze auf die Duisburger Bezirke
- Mitte: 21.796 Einsätze
- Hamborn 14.041
- Meiderich/Beeck: 6339
- Rheinhausen: 5211
- Homberg/Ruhrort/Baerl: 5123
- Süd: 3011
- Walsum: 2045
Vergleicht man diese Zahlen mit der jüngsten Kriminalitätsstatistik der Duisburger Polizei, fällt eine Übereinstimmung auf. So stehen Altstadt, Dellviertel und Hochfeld als Kriminalitäts-Hotspots im Fokus der Polizei. Entsprechend weist der Bezirk Mitte auch die meisten Problemzonen für den SAD auf.
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Ordnungsamt Duisburg: auffallend wenig Hotspots im Bezirk Meiderich/Beeck
Andererseits gibt es auffällig wenig Daueraufträge des SAD im Bezirk Meiderich/Beeck, dafür aber eine hohe Einsatzzahl. Gerade Mittelmeiderich fällt auch bei der Kriminalitätsstatistik der Polizei negativ auf. Insbesondere in jüngerer Zeit wurden dort viele Probleme offenbar: bis hin zu Geschäftsleuten, die vor Einbruch der Dunkelheit ihre Läden schließen aus Angst vor Überfällen.
Dass es in einem Bezirk wenige Einsatzschwerpunkte des SAD gibt, muss also nicht zwangsläufig heißen, dass es dort keine Probleme gibt. Zumal SAD-Chef Thorsten Bleckmann erst kürzlich zugab, dass der Städtische Außendienst an manchen Stellen wie dem Masurensee im Sommer machtlos ist.
82 Daueraufträge für Duisburgs Ordnungsamt: Das sind die drei Top-Hotspots in jedem Bezirk
Das sind die drei Hotspots in den sieben Bezirken:
Im Bezirk Mitte gab es 2024 (Stichtag: 12. Dezember) die meisten Einsätze in der Altstadt, im Bereich Königstraße/Kuhtor: Hier führten die SAD-Kräfte 2481 Kontrollen durch. Die häufigsten Probleme entlang der Fußgängerzone: aggressives Betteln, Urinieren und das Füttern von Tauben. Der Burgplatz (582) und der Lost Place ehemaliges St. Vincenz Krankenhaus (560) im Dellviertel landen auf den Plätzen 2 und 3. An Letzterem ging es hauptsächlich um Störungen in Verbindung mit Alkohol. Diese drei Stellen sind die Top-3-Brennpunkte in Duisburg, was die Zahl der SAD-Einsätze angeht.
Im Bezirk Hamborn ist Marxloh der Problemstadtteil: Alle drei SAD-Hotspots liegen hier. Auf Platz eins rangiert die Hagedornstraße mit 248 SAD-Einsätzen. Dort wurden auch im Jahr 2024 Schrotthäuser geräumt, vom SAD festgestellte Delikte waren unter anderem illegale Müllkippen und Urinieren. Es folgen Willy-Brandt-Ring (222) und Entenstraße (215). Auch beiden Stellen ging es meistens um unerlaubtes Grillen und Abfall.
Im Bezirk Homberg/Ruhrort/Baerl trägt der Weiße Riese sicherlich seinen Anteil zum Hotspot Nummer eins mit 262 Einsätzen bei: die Ottostraße. Im Oktober gab es hier einen Großeinsatz wegen möglichen Sozialleistungsbetrugs, auch sonst ist die Ottostraße in Hochheide immer wieder Ziel des Ordnungsamtes, hauptsächlich wegen Ruhestörungen und Abfalls. Auf Rang zwei und drei stehen Dammstraße (174) in Homberg und Bürgermeister-Bongartz-Platz (62) in Hochheide, wo es immer wieder Probleme mit Müll und Vandalismus gibt.
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Im Bezirk Rheinhausen gab es 2023 die meisten Einsätze für den Außendienst des Ordnungsamtes an der Bergheimer Straße (70) nahe des Toeppersees in Rumeln, zumeist wegen verbotenen Grillens und Verstößen gegen die Anleinpflicht. Es folgt die Friedrich-Alfred-Straße (63), auf der sich manche Anwohner unwohl fühlen und von einem „schwierigen Publikum“ sowie Diebstählen und Gewalttaten in Hochemmerich berichten. Hier ging es um Verstöße gegen das Gewerberecht. Auf Platz drei der Einsatzschwerpunkte in Rheinhausen steht der Borgschenweg (58) in Rumeln und Friemersheim, wo verbotenerweise gegrillt wurde.
Im Bezirk Walsum liegt der Kometenplatz in Sachen Probleme deutlich vorn: 107 SAD-Einsätze gab es hier bis zum Stichtag Ende 2024. Geschuldet sein dürfte das auch dem gemeinsamen Vorgehen von Duisburgs Ordnungsamt und Polizei gegen Drogendealer und aggressive Jugendbanden. Der zweite Walsumer Einsatzschwerpunkt, die Friedrich-Ebert-Straße, bringt es demgegenüber auf nur 51 Kontrollen, es folgt die Holtener Straße (27). Alle drei Walsumer Hotspots liegen im Stadtteil Aldenrade.
An allen drei Einsatzstellen waren Verstöße gegen den Nichtraucherschutz das häufigste Problem. Am Kometenplatz war darüber hinaus Drogenkonsum ein häufiges Delikt, an der Holtener Straße ließen Hundebesitzer ihre Tiere verbotenerweise unangeleint laufen.
Im Bezirk Meiderich/Beeck fällt vor allem der Stadtpark Meiderich mit 192 SAD-Einsätzen 2024 auf. Diese bezogen sich ausschließlich auf illegales Grillen und Hunde, die verbotenerweise frei liefen. Die Von-der-Mark-Straße in Mittelmeiderich, die im vergangenen Jahr als Problemzone verstärkt in die Öffentlichkeit rückte, bringt es auf 137 Einsätze. Dort fürchten sich Ladeninhaber vor allem vor sogenannten Talahons, Jugendlichen mit auffallender, oft gefälschter Markenkleidung, deren aggressives Auftreten einschüchtert. Auf Rang 3 folgt die Friedrich-Ebert-Straße in Laar, wo Müll und unerlaubtes Lagern die Haupteinsatzgründe waren.
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Im Bezirk Süd musste der SAD am häufigsten zur Masurenallee in Wedau ausrücken: 62 Einsätze fielen hier 2024 an, vor allem wegen verbotenen Grillens und Campierens. Es folgen die Düsseldorfer Landstraße (37) in Buchholz und Huckingen sowie die Großenbaumer Allee (35) in Großenbaum und Buchholz.
>> HOTSPOTS FÜRS ORDNUNGSAMT DUISBURG: WAS DIE STADT NICHT SAGT
Welche die Top 10 Hotspots in Duisburg mit den meisten Einsätzen sind, könnte der SAD nach eigenen Angaben nur unter erheblichem Aufwand auswerten.
Der SAD gibt zwar an, dass es in Duisburg 82 sogenannte Daueraufträge gebe. Eine Liste dieser Orte gibt die Stadt aber nicht heraus, mit zwei Begründungen: Zum einen änderten sich die Örtlichkeiten saisonal und anhand aktuellen Geschehens. Zum anderen würden sie „aus einsatztaktischen Gründen“ nicht veröffentlicht.
Dieser Artikel wurde erstmals am 3. Dezember veröffentlicht.