Duisburg. Die Polizei geht gegen Jugendbanden und Drogendealer in Duisburg-Walsum vor. Kameras könnten helfen. Wie der Polizeipräsident die Lage sieht.
Groß ist das Lob für die Polizei Duisburg und fürs städtische Ordnungsamt, die seit Sommer 2023 gemeinsam gegen aggressive Jugendbanden und gegen Drogendealer auf und am Kometenplatz in Duisburg-Walsum vorgehen. Damit reagieren sie auf Hilferufe von Hauseigentümern, Anwohnern, Kaufleuten, Gastronomen und Marktbeschickern.
„Die Situation war recht drastisch“, ordnet Polizeipräsident Alexander Dierselhuis jetzt im Gespräch mit der Redaktion ein. Bereits im Juli hatte er den Kometenplatz offiziell als Kriminalitätsschwerpunkt eingestuft und wollte sogar mobile Videokameras aufstellen, wie sie nach den Schüssen samt Massenschlägerei auf dem Hamborner Altmarkt eingesetzt wurden. Das Innenministerium hatte für solche Zwecke zehn neue Polizeikameras bestellt, doch sie waren damals noch geliefert. Deshalb verstärkte die Polizei statt dessen ihre Präsenz.
Gegen Jugendbanden und Drogendealer: Polizei Duisburg konnte die Situation am Kometenplatz entschärfen
Das habe Erfolg gehabt, so Dierselhuis weiter, „aus unserer Sicht hat es sich beruhigt“. Die Situation sei also „besser geworden“. Das bestätigen auch betroffene Anwohner und Unternehmer. Jedoch sind sie sich ebenso wie die Behörden darüber im Klaren, dass dies aktuell auch am Winterwetter liegt. Außerdem haben offenbar die präsenten Polizistinnen und Polizisten die randalierenden Kinder, die Jugendbanden und die Rauschgifthändler verdrängt. Drogengeschäfte und Randale sollen sich wohl teilweise nach Vierlinden und Dinslaken verlagert haben.
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Natürlich gebe es weiterhin Verbrechen in Aldenrade, betont der Polizeipräsident, doch das Ausmaß sei geringer als noch im Sommer. „Vielleicht haben unsere Maßnahmen nachhaltig gewirkt“, sagt Dierselhuis und verweist darauf, dass der Einsatz der mobilen Kameras aktuell noch geprüft werde. Um diese Kamera-Anlagen für Wochen oder Monate aufstellen zu dürfen, müssen gesetzliche Voraussetzungen erfüllt sein. Dauerhafte Polizeikameras, wie sie in Duisburg einzig am Pollmannkreuz in Marxloh installiert sind, soll es am Kometenplatz nicht geben.
Tatsächlich seien dort nach aktuellem Stand selbst die mobilen Kameras „nicht sinnvoll“, betont Alexander Dierselhuis. Zumal diese Anlagen normalerweise 24 Stunden pro Tag laufen und dabei live beobachtet werden müssen. Zwar können vereinzelt auch zivile Mitarbeiter vor den Bildschirmen sitzen, doch Polizeibeamte müssen zwingend dabei sein. Im Schichtsystem bindet ein Standort für eine polizeiliche Videobeobachtung zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, rechnet der Polizeipräsident vor, und zusätzlich muss immer ein Streifenwagen mit zwei Beamten in der Nähe bleiben, um schnell eingreifen zu können.
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Dieser hohe Personaleinsatz sei jetzt nicht gerechtfertigt. „Wir beobachten die Situation weiter“, verspricht Dierselhuis aber und ergänzt: „Wenn es wieder schlimmer wird, wird die Polizei auf jeden Fall reagieren.“ Ob dann erneut mehr Polizeibeamte mit dem Ordnungsamt auf Streife gehen oder ob dann tatsächlich mobile Videokameras aufgestellt werden, möchte die Polizei zu gegebener Zeit entscheiden.
Anwohner und Ladenbesitzer hoffen weiter auf Polizeikameras am Kometenplatz in Duisburg-Walsum
Die Lage vor Ort beobachten auch die Hauseigentümer, Anwohner, Kaufleute und Gastronomen aus Aldenrade ganz genau. Für sie ist es keine Frage, ob es schlimmer wird, sondern nur wie viel schlimmer. Und wann es wieder losgeht. Sie hoffen weiter auf Kameras.
Neben der Polizei und dem Ordnungsamt sehen sie jedoch auch weitere Ämter in der Pflicht, eine erneute Eskalation zu verhindern. Weil zu den Jugendbanden auch viele strafunmündige Kinder gehören, fordern die Walsumer, dass das Jugendamt künftig einbezogen wird.
Außerdem scheinen Drogendealer die Kinder zu benutzen, um für Ablenkungen zu sorgen, damit andernorts ungestört die kriminellen Geschäfte laufen können. Steine schmeißen, Pöbeleien und Gewalt gehören zum Ablenkungsrepertoire, allerdings auch lautes Fußballspielen. Teils werden die Bälle dabei gezielt auf Garagen- und Hausdächer geschossen, um hinaufklettern zu können und gleichzeitig mögliche Einbruchsziele auszuspähen. Deshalb fordern die Betroffenen, dass die Stadt Duisburg rund um den Marktplatz ein Ballspielverbot erteilt und durchsetzt.
Die örtlichen Kaufleute wollen im Frühjahr wieder zu einer Bürgerversammlung über die Kriminalität am Kometenplatz einladen. Dafür wollen sie erneut den Polizeipräsidenten Alexander Dierselhuis und den städtischen Ordnungsdezernenten Michael Rüscher als Gäste gewinnen. Ein Termin steht noch nicht fest.
>> Polizeipräsidium Duisburg hat 1874 Mitarbeiter
- Für das Duisburger Polizeipräsidium arbeiten 1874 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind 1504 Polizeibeamte. Doch nicht alle diese Polizistinnen und Polizisten werden auch in Duisburg eingesetzt. Das Präsidium ist auch für die landesweite Wasserschutzpolizei zuständig, zu der 266 Beamte gehören.
- Von den 316 zivilen Regierungsbeschäftigten arbeiten 33 für die Wasserschutzpolizei. Außerdem arbeiten noch 54 Verwaltungsbeschäftigte bei der Polizei Duisburg.