Duisburg. Deutschlands ältester Plattenladen, „Die Schallplatte“ in Duisburg, schließt für immer. Der Insolvenzverwalter erklärt, was mit dem Vinyl passiert.

„Die Schallplatte“ in Duisburg ist tot. Deutschlands ältester Plattenladen wird nie wieder öffnen, das bestätigte der zuständige Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Dr. Stefan Klever, der Redaktion. Nach 70 Jahren endet damit eine Ära, ein Loch klafft nicht nur in der Duisburger, sondern in der bundesdeutschen Kulturlandschaft.

Auch interessant

Inhaber Wolfgang Hoffmeister starb im September 2024 überraschend, seitdem war das Geschäft auf dem Pulverweg geschlossen und mit Polizeisiegeln abgeklebt, die Zukunft des Ladens völlig unklar. Schnell rankten sich Gerüchte um Erben, die kein Interesse am Fortbestand der Schallplatte hätten, Kontakt mit ebenjenen Erben oder anderen zuständigen Personen war nicht möglich.

„Die Schallplatte“ in Duisburg: Insolvenzverfahren steht bevor

Bis jetzt. „Das Erbe von Wolfgang Hoffmeister wurde von der Erbin ausgeschlagen“, erklärt Klever, dem Gesetz entsprechend wurde vom Gericht eine Nachlasspflegerin eingesetzt. Die bemerkte schnell, dass die Schallplatte überschuldet und zahlungsunfähig sein könnte. Gemäß ihrer Verpflichtung stellte sie einen Antrag auf ein Nachlassinsolvenzverfahren, dessen Gutachter Stefan Klever seit dem 17. Dezember ist. „Für den Fall, dass ich zu dem Ergebnis komme, dass eine kostendeckende Masse vorhanden ist und der Nachlass zahlungsunfähig und/oder überschuldet ist, wird das Insolvenzverfahren eröffnet und ich dann als Insolvenzverwalter eingesetzt“, erklärt der Gutachter.

Auch interessant

Klever war es auch, der das Polizeisiegel an der Tür rechtmäßig brach, um sich einen Überblick zu verschaffen. „Ziel ist nunmehr, auch nach Rücksprache mit den Vermietern, eine schnellstmögliche Räumung der Flächen, da Miete im Insolvenzeröffnungsverfahren nicht gezahlt wird.“

6000 Schallplatten in Duisburg: kein Verkauf an Privatleute

Was Musikfans in Duisburg und darüber hinaus aber wohl am meisten interessiert: Was geschieht eigentlich mit den Schallplatten, unter denen sicher einige alte Schätzchen sind? „Ich bin nunmehr daraufhin an professionelle Plattenankäufer von Plattensammlungen herangetreten, um den gesamten Plattenbestand, der sich schätzungsweise auf zwischen 5000 und 6000 Platten zuzüglich CDs, DVDs und Musikkassetten beläuft, en bloc zu veräußern“, erklärt Stefan Klever.

Auch interessant

Deutlich weniger Platten als die 8000 bis 10.000 also, von denen Wolfgang Hoffmeister bei unserem letzten Besuch im September 2024 ausging – doch solche Details dürften die vielen Fans, Plattensammler, ganz generell Duisburger im Moment kaum interessieren. Mit „Die Schallplatte“ stirbt der älteste Plattenladen der Republik, ja. Die Stadt Duisburg aber verliert, emotional gesehen, noch viel mehr.

Wo alles begann: Die ersten 65 Jahre ihrer Existenz lag „Die Schallplatte“ auf dem Duisburger Sonnenwall (Archivbild).
Wo alles begann: Die ersten 65 Jahre ihrer Existenz lag „Die Schallplatte“ auf dem Duisburger Sonnenwall (Archivbild). © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Seiten für Duisburg: Stadtseite Duisburg + DU-Nord + DU-West + DU-Süd + MSV + Blaulicht & Gericht + Spezialseiten: Restaurants + Gastro-Kritiken + Einkaufen + Wohnen & Immobilien + Zoo Duisburg + Hauptbahnhof + DVG + 6-Seen-Wedau + Tierheim + Traumzeit-Festival

Seit 1954 war das Geschäft eine Institution auf der Münzstraße, seit Mitte der 60er Jahre der Schlussstein auf dem Sonnenwall, zunächst geführt von Gottfried Haunzwickl, dann von Reiner Seehöfer, 2020 von Wolfgang Hoffmeister vor dem drohenden Aus gerettet und auf den Pulverweg verlegt. Dass der Laden mit seinen bis unter die Decke gestapelten Platten, mit der Expertise von „Plattenpapst“ Rolf, mit seiner angenehmen Langsamkeit und Andacht so positiv aus der Zeit gefallen war, lockte bis zuletzt Musikfans, auch von weither. Weil es in der Schallplatte tatsächlich noch um die Musik ging. Jetzt hat die Nadel das Ende der Rille erreicht.