Duisburg. Ein neues Gesundheitszentrum im Duisburger Norden sollte längst eröffnet sein. Anwohner befürchten einen Baustopp. So steht es um das Projekt wirklich.

Das Gesundheitszentrum „Vitalum“ an der Kaiser-Friedrich-Straße in Röttgersbach sollte schon eröffnet sein. Initiator und Bauherr Uwe Heinen räumt ein, dass es noch ein Jahr dauert, bis es so weit ist. „Ich habe geträumt, Mitte 2024 einzuziehen“, sagt er, „jetzt gehe ich von Oktober 2025 aus.“ Einige Leserinnen und Leser haben sich schon bei unserer Redaktion gemeldet und gefragt: Passiert auf der Baustelle überhaupt noch etwas? „Natürlich. Der Innenausbau geht weiter“, beruhigt der Mediziner.

Fürs Gesundheitszentrum Vitalum in Duisburg wird ein zweiter Investor gesucht

Wie so oft bei der Realisierung von Bauprojekten ist es auch beim Vitalum zu unvorhersehbaren Problemen gekommen. So gab es bürokratische und technische Komplikationen, die am Ende zu deutlich höheren Kosten geführt haben. „Um die zu stemmen, brauchen wir einen zweiten Investor“, erklärt Heinen, „wir sind schon mit zwei Interessenten im Gespräch.“ Die Bank helfe bei der Suche, habe zugesagt, das Vitalum auf jeden Fall zu Ende führen zu wollen.

Treffen mit Dr. Uwe Heinen am Gesundheitszentrum Vitalum in Röttgersbach in Duisburg
Physiotherapeut Joes Verweyen und Dr. Uwe Heinen (v.l.) wollen in das neue Gesundheitszentrum einziehen. Wie es mit dem Projekt weitergeht. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Ein Problem hat sich beim Einbau des 30 Quadratmeter großen Schwimmbades im Untergeschoss ergeben. Die Bauarbeiter sind bei der Ausschachtung auf Grundwasser gestoßen. „Das hatte zur Folge, dass wir vier Monate lang mit drei Pumpen Wasser über Überlandleitungen in die Kleine Emscher abpumpen mussten“, erklärt der 68-Jährige.

Das 30 Quadratmeter große Schwimmbecken im Untergeschoss dient vor allem der Physiotherapie.
Das 30 Quadratmeter große Schwimmbecken im Untergeschoss dient vor allem der Physiotherapie. © Be.A.Star-Productions

Bevor das passieren konnte, musste die Wasserqualität nachgewiesen werden. „Das alles hat eine sechsstellige Summe extra gekostet.“ Das Schwimmbad mit Gegenstromanlage, das vor allem von Physiotherapeut Joes Verweyen und seinen Mitarbeitern genutzt werden wird, ist inzwischen eingebaut.

Zusätzliche Gutachten wurden nötig

Eine Bebauungsplan-Änderung machte Gutachten zum Verkehrsaufkommen und Lärmbelästigung nötig. Auch das kostet und sei bei der Planung noch nicht bekannt gewesen. Obendrauf kamen noch die von allen Bauherren beklagte Preisexplosion bei Baumaterialien.

Die Visualisierung zeigt, wie der Empfang der Physiotherapie-Praxis aussehen wird.
Die Visualisierung zeigt, wie der Empfang der Physiotherapie-Praxis aussehen wird. © Be.A.Star-Productions

Ein Rundgang durchs Innere macht die Dimensionen des Gesundheitszentrums erlebbar: Wenn das Vitalum erst einmal fertig ist, wird es viele Angebote unter seinem Dach vereinen und Patienten weite Wege ersparen. Dr. Heinen wird mit seinem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Hauptmieter und mit acht Kollegen und Kolleginnen in die erste Etage ziehen. Das MZV wird über 22 Behandlungsräume verfügen.

Hier sollen Patienten behandelt werden, die einen Termin vereinbart haben. Im Erdgeschoss werden Räume für Akut-Patienten eingerichtet, die wegen spontaner Beschwerden ärztliche Hilfe brauchen. Dieser Bereich ist auf ein Pandemie-Geschehen eingerichtet: Die Behandlungsräume können direkt von außen betreten werden, die Lüftung kann Keime in der Luft deutlich reduzieren: „Theoretisch könnten wir im Fall einer Pandemie ohne Maske arbeiten“, erklärt Heinen.

 Die „Walk in“-Praxis im Erdgeschoss für Akut-Patienten hat einen eigenen Eingang.
 Die „Walk in“-Praxis im Erdgeschoss für Akut-Patienten hat einen eigenen Eingang. © Be.A.Star-Productions

Im Gebäude gibt es auch Wohnungen und ein Restaurant

Apothekerin Christina Roth, Eigentümerin der Meidericher Ratingsee-Apotheke, eröffnet im Haus eine Apotheke mit Sanitätsbereich. Joes Verweyen zieht mit seiner Physiotherapie ein. Außerdem wird es eine Praxis für Logo- und Ergotherapie sowie eine für Podologie geben. „Mit Kollegen aus der Kardiologie und Pneumologie sind wir gerade in Verhandlungen und wir suchen noch einen Psychiater, der bei uns tätig werden möchte“, erklärt Heinen. Auch Mediziner anderer Fachbereiche, die sich im Duisburger Norden niederlassen wollen, sind willkommen: „Es gibt noch kleine Flächen zu mieten.“

Neben den Praxen ist auch eine Wohngruppe für geriatrische Reha geplant, die ein innovatives Konzept verfolgt: „Hier soll sich um Patienten gekümmert werden, die jetzt mit Beschwerden aus der Klinik nach Hause entlassen werden“, erklärt Heinen. Diese Wohngruppe würde über eine Terrasse verfügen, die in der kalten Jahreszeit in einen Wintergarten verwandelt werden kann.

Aktuell werden Wände verputzt und Kabel verlegt. „Die Arbeiten sind nahezu fertig“, sagt Uwe Heinen.
Aktuell werden Wände verputzt und Kabel verlegt. „Die Arbeiten sind nahezu fertig“, sagt Uwe Heinen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Momentan verhandeln wir mit einem Kostenträger. Können wir das Projekt nicht umsetzen, entstehen stattdessen weitere Praxisräume.“ Außerdem sind drei seniorengerechte Miet-Wohnungen mit je 55 Quadratmeter im Obergeschoss angedacht. Die können bei Interesse von Mitarbeitern des Hauses bezogen werden oder werden auf dem freien Wohnungsmarkt angeboten.

Ebenfalls im Obergeschoss soll ein Restaurant entstehen. Es wird seinen Gästen eine Dachterrasse mit einem tollen Blick aufs Stahlwerk in Bruckhausen und das Kraftwerk in Walsum bieten. „Wir sind schon mit einem interessierten Pächter im Gespräch“, erklärt der Bauherr. Die Küche soll gesundes Essen auf den Tisch bringen. In einer angegliederten Lehrküche soll es Kochkurse geben. Eine Ernährungsberaterin wird Patienten mit Krankheiten wie Diabetes betreuen.

Auch der Außenbereich wird zur Behandlung genutzt: Auf einem Gehparcours mit unterschiedlichen Untergründen sollen vor allem ältere Menschen trainiert werden, sicher im Alltag unterwegs zu sein. „Hier können aber auch Rollstuhlfahrer lernen, wie man über Schotter fährt“, sagt Physiotherapeut Verweyen.

In einer Tiefgarage wird es 40 Parkplätze geben. Der Betreiber hat schon angekündigt, dass interessierte Anwohner sich hier einmieten können. Auch ein Parkplatz-Sharing ist angedacht, denn ein Großteil der Stellplätze wird vom Gesundheitszentrum nur tagsüber genutzt. Für Fahrräder werden 60 „Parkplätze“ errichtet. Das Parkhaus wird auch für mehr Grün sorgen: „Die Dächer der Abfahrt werden mit Kräutern bepflanzt, die in der Apotheke genutzt werden“, so Heinen.