Duisburg-Meiderich/Beeck. Der Duisburger Bezirk Meiderich/Beeck wird künftig mit rot-grüner Mehrheit gestaltet. Das sind die gemeinsamen Ziele von SPD und den Grünen.

Erstmals wird die am 13. September neugewählte Bezirksvertretung am Donnerstag, 5. November, zusammenkommen. Dabei wählen die Politiker den Bezirksbürgermeister. Anders als nach der Wahl 2014 hat die SPD keine eigene Mehrheit mehr, ist aber mit sieben von 17 Sitzen die größte Fraktion. Gemeinsam mit den beiden neuen Vertretern der Grünen wollen die Sozialdemokraten über diese Personalie entscheiden und schicken Peter Hoppe ins Rennen. Der frühere Bergmann gehört seit drei Jahren der SPD-Fraktion an und will auf Daniela Stürmann folgen, die für die SPD neuerdings im Stadtrat sitzt.


Duisburg- Ministerium erteilt A59-Tunnel erneut klare AbsageDoch die Zusammenarbeit der beiden Parteien beschränkt sich nicht nur auf die Bürgermeisterwahl, für die junge Legislaturperiode haben beide jetzt einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Darin formulieren sie gemeinsame Ziele und Forderungen für die nächsten fünf Jahre. Zwar sind die Grünen der Juniorpartner, bei der Vertragsunterzeichnung beschwören jedoch alle Beteiligten eine „Kooperation auf Augenhöhe“ und der neue grüne Fraktionsvorsitzende, Dr. Stefan Ossenberg, betont, dass man sich auch auf viele „grüne Herzensthemen“ geeinigt habe.

Ausbau der A 59 ist ein Kernthema der politischen Zusammenarbeit

Ein Kernthema der rot-grünen Politik soll der Ausbau der Autobahn 59 werden: „Eine Tunnellösung ist der einzige und richtige Weg, um unseren Bezirk weiter zu entwickeln, Wohn- und Erlebnisraum zu schaffen sowie unser Miteinander zu stärken“, heißt es im Kooperationsvertrag. „Das Projekt bedeutet massive Einschränkungen, insbesondere in Meiderich. Das wird eine Riesenbaustelle, dafür werden Häuser fallen“, betont die Meidericher SPD-Vorsitzende Daniela Stürmann. Daher wollen sich SPD und Grüne auf allen politischen Ebenen für den Tunnel stark machen, den die Menschen im Bezirk der Trassenlösung vorziehen.


Dabei hat sich das Bundesverkehrsministerium gegen den Tunnel entschieden, weshalb auch der Landesbetrieb Straßen.NRW und die Stadt Duisburg sich darauf vorbereitet haben, dass das Autobahnstück zwischen dem Kreuz Duisburg und der Anschlussstelle Marxloh in Hochlage ausgebaut wird. Doch auch diese Bauvariante will Rot-Grün im Bezirk eng begleiten und helfen, dass die Interessen der Duisburger bestmöglich berücksichtigt sind, etwa beim Lärmschutz.

Der Bezirk soll ein Motor für die Verkehrswende sein

Zur Verkehrssituation gehört natürlich nicht nur die A 59, sondern auch die Umgehungsstraße und der Duisburger Hafen. Künftig soll der Bezirk aber ein Motor für die Verkehrswende werden, wie Stefan Ossenberg betont. Das Ziel sei, den Rad- und Nahverkehr zu stärken, auszubauen und zu verbessern. So unterstützt Rot-Grün die Forderungen einer Fahrradstraße parallel zur A 59 als sichere Verbindung zwischen dem Duisburger Norden und der Innenstadt. Die Stadt plant aktuell, einen Radschnellweg entlang der Berliner Brücke zu bauen und wird ihn womöglich weiter Richtung Norden verlängern.


Nahverkehrsplan in Duisburg- Es gibt weiter viele VerliererZudem soll es, mit den Grünen als Triebfeder, mehr sichere Fahrradstraßen geben, aber auch Radboxen und sogenannte Park and Ride Parkplätze, um besser vom Auto auf den Nahverkehr umzusteigen – etwa an der ­U-Bahnhaltestelle Auf dem Damm in Mittelmeiderich. Ohnehin sollen Straßenbahnen und Busse häufiger fahren und die Stadtteile besser miteinander vernetzen.

Weitere Forderungen: Kitas neubauen und Schulen sanieren

Für ihren Bezirk fordern die Kooperationspartner auch neue Kitas, weil zu viele Kinder keinen Betreuungsplatz bekämen. Auch Schulen sollen besser ausgestattet, saniert und erweitert werden. Beim bereits begonnenen Umbau der Theodor-König-Gesamtschule etwa wünscht sich die Politik, dass er zügig abgeschlossen wird. Ausweiten will Rot-Grün auch den Offenen Ganztag und die Schulsozialarbeit.

Sein Augenmerk will Fraktionschef Ossenberg – nicht zuletzt durch die Herausforderungen der Corona-Pandemie – auch auf die Digitalisierung der Schulen richten, doch auch die Lehrkräfte bräuchten entsprechende digitale Kompetenzen. Zusätzlich setzt er sich für eine bessere digitale Infrastruktur ein, beispielsweise durch freies WLAN in Einkaufsstraßen und öffentlichen Einrichtungen.

Kommunalpolitiker sollen die Duisburger mehr über ihre politischen Ziele aufklären

Geht es nach der neuen Mehrheit, werden „existierende Kleinode unseres Bezirks gestärkt“, darunter der Kunstmarkt, das Centrum Westende, Karneval und die zuletzt stark kritisierte Beecker Kirmes. Der nach einem Brand geschlossene Oberhof in Beeck soll wieder ein Ort der Begegnung, des Wissens und der Kultur sein, und für Beeckerwerth plant die Politik einen Skatepark.



[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Grünen-Ratsfrau Pelin Osman sieht Politiker grundsätzlich in der Pflicht, „darüber aufzuklären, was wir für den Bezirk und für Duisburg wollen“. Das sei bisher gerade in der Kommunalpolitik zu kurz gekommen. Um den umfangreichen Forderungskatalog nicht aus den Augen zu verlieren, haben sich SPD und Grüne eine jährliche Evaluation verordnet. Dabei kommt auch die Zusammenarbeit auf den Prüfstand. Doch jetzt herrscht bei den rot-grünen Kooperationspartnern erst einmal Aufbruchstimmung.


Die Sitzung der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck ist öffentlich. Sie beginnt Donnerstag, 5. November, um 15 Uhr im Gemeindezentrum Auf dem Damm. Anmeldung: 0203 283-7524 oder k.tanzer@stadt-duisburg.de

>> AUCH IN WALSUM TAGT ERSTMALS DIE NEUE BEZIRKSVERTRETUNG

Die Wahl des künftigen Bezirksbürgermeisters steht auch in Walsum im Mittelpunkt, wenn die Bezirksvertretung am Donnerstag, 5. November, ab 17 Uhr ihre erste Sitzung nach der Wahl im September abhält. Wegen Corona findet sie in der Stadthalle (Waldstraße 50) statt.

Die neuen Bezirksvertreter haben dabei viele Formalitäten zu erledigen, von der Wahl einer Schriftführerin über die Bestellung von Vertretern, die an der Besetzung von Schulleiter-Posten mitwirken, bis hin zur Benennung von Jugendkümmerern. Zu den Sachthemen, die beraten werden, gehört die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Gebiet der ehemaligen Tennishalle in Alt-Walsum. Ferner wird über die Verwendung von Geldern zur Pflege des Brauchtums beraten. Informationen gibt es etwa über Kindergartenplätze, zum Kohleausstiegsprogramm und über Tempo 30 auf der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße. Die Sitzung ist öffentlich. (mkw)