Duisburg. Der Bezirk Meiderich/Beeck braucht eine Nachfolgerin für Bezirksbürgermeisterin Daniela Stürmann (SPD). Die 34-Jährige strebt ein neues Amt an.

Als sie ihr Amt antrat, war Daniela Stürmann mit 24 Jahren die jüngste Bezirksbürgermeisterin Nordrhein-Westfalens. Heute ist die 34-Jährige die dienstälteste in Duisburg. Für die Sozialdemokratin gibt es dieses Jahr jedoch einen Einschnitt. Denn sie wird sich am 13. September nicht erneut im Bezirk Meiderich/Beeck zur Wiederwahl stellen. Stattdessen möchte sie, dass ihr Name auf einem anderen Wahlzettel steht.

„Ich ziehe mich nicht komplett aus der Politik zurück, sondern werde um das Ratsmandat in Untermeiderich kämpfen“, betont Daniela Stürmann. Denn als Bezirksbürgermeisterin habe sie alles erreicht, was sie sich vorgenommen habe. „Alle offenen Baustellen bin ich angegangen, auf meiner Liste habe ich nichts mehr für den Endspurt.“ Nun suche sie neue Herausforderungen, die mit ihrem Vollzeitjob bei der städtischen Gesellschaft für Beschäftigungsförderung (GfB) und mit ihrem Privatleben vereinbar sind.

Ratsfrau Angelika Wagner räumt ihren Posten

Beerben will sie die Meidericher SPD-Ratsfrau Angelika Wagner, die ihr Mandat nicht verteidigen wird. „Ich bin jung, gesund und fit, mein sozialdemokratisches Herz schlägt genauso stark wie vorher“, so die 51-jährige Gewerkschaftssekretärin. Doch nach gut 20 Jahren in der Kommunalpolitik möchte sie ab Herbst „die Ratsarbeit in noch jüngere Hände geben“, bleibe aber der SPD Meiderich erhalten und zudem der Ratsfraktion als arbeitsmarktpolitische Beraterin.

Nahverkehrsplan soll ausgebessert werden

Bezirksbürgermeisterin Stürmann will ebenfalls bis zur Kommunalwahl im Amt bleiben und es „weiter sehr stark neutral und überparteilich ausführen“. In den Fingern habe es sie jedoch oft gejuckt, sich inhaltlich einzumischen, Gegnern „richtig Kasalla zu geben“. Für die großen Herausforderungen im Bezirk bedürfe es allerdings auch künftig breiter Bündnisse. So sollten etwa alle zusammenhalten, damit die Fehler des Nahverkehrsplans korrigiert werden. Unterschriftenlisten von Bruckhausenern, die sich durch den neuen Fahrplan abgehängt fühlen, hat sie erst kürzlich entgegengenommen. „Damit muss sich jetzt die Politik beschäftigen, denn die DVG führt ja nur aus, was die Stadt bestellt und der Rat beschließt.“

Dabei hätte der Stadtrat einige Probleme des Fahrplans abwenden können, findet Stürmann, hätte er der Bezirksvertretung nur schon früher Gehör geschenkt. Entsprechende Änderungsanträge habe es ja gegeben. „Jetzt musste man an ganz vielen Stellen erkennen, dass vieles nicht funktioniert.“ Und die Politik im Bezirk würde nun solange Druck machen, bis es besser funktioniere. „Für einige Leute läuft der Fahrplan aber jetzt auch besser“, gibt die Sozialdemokratin zu bedenken. Es brauche daher einen guten Kompromiss.

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Feuerwehrleute aus Laar weiterhin wertschätzen

Erst kürzlich gefunden wurde ein Kompromiss für die Freiwilligen Feuerwehr. Der Neubau des Gerätehauses für die Löschgruppen aus Meiderich und Laar ist an der Emscherstraße in Mittelmeiderich beschlossen. Damit verbunden seien aber neue Aufgaben. „Den Zusammenschluss der Löschgruppen müssen wir unterstützen“, ist Daniela Stürmann überzeugt. „Die Mitglieder aus Laar müssen wir genauso wertschätzen wie die Mehrheit aus Meiderich.“ Denn im Bezirk dürfe durch die Fusion nicht der Eindruck einer erzwungenen Übernahme entstehen.

Als den wohl größten Erfolg ihrer Amtszeit bewertet die scheidende Bezirksbürgermeisterin, dass die Umgehungsstraße in Meiderich endlich kommt. „Das Thema ist fast so alt wie ich“, sagt die 34-Jährige. Dass der Spatenstich nun erfolgt ist, sei auch das Verdienst der Bezirkspolitik, die jahrzehntelang „immer am Ball geblieben“ sei. Durch die Umgehungsstraße fahren künftig die Lastwagen, die zum Hafen wollen, nicht mehr durchs Wohngebiet. „In Meiderich-Berg schreit aber nicht jeder Juhu“, räumt sie ein. Denn die Tunnelstraße und deren Tunnel werden dann für Autos nicht mehr befahrbar sein. „Der Umweg ist aber verschwindend gering“, so Stürmann und daher werde das Projekt hauptsächlich positiv gesehen.

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Erfahrungsgemäß hält das neue Jahr aber noch viele weitere Herausforderungen für die Bezirkspolitik bereit – kleine wie große – doch Daniela Stürmann will sich ihnen stellen und wünscht sich, dass möglichst viele Fraktionen im Bezirk Meiderich/Beeck an einem Strang ziehen.

>> Beecker Kirmes soll die Trendwende schaffen

„Erschreckend wenig Besucher“ waren zuletzt auf der Beecker Kirmes. Daniela Stürmann hofft, dass sich dies 2020 ändert.
„Erschreckend wenig Besucher“ waren zuletzt auf der Beecker Kirmes. Daniela Stürmann hofft, dass sich dies 2020 ändert. © Fabian Strauch

Zum letzten Mal wird Daniela Stürmann in diesem Sommer die Beecker Kirmes eröffnen und für den mehrtägigen Traditionsjahrmarkt im Duisburger Norden erhofft sie sich mehr Akzeptanz und deutlich mehr Gäste. „Es waren erschreckend wenig Besucher da“, erinnert sie sich an den Sommer 2019. Die gebürtige Papenburgerin kennt die Kirmes zwar nicht aus ihrer Kindheit, bedauert aber, dass die Besucherzahlen zuletzt drastisch abgenommen haben.

Dennoch verteidigt sie die Entscheidung, die Veranstaltung vom Traditionstermin am letzten Augustwochenende auf Anfang Juli zu verlegen. Damit habe der Veranstalter den Wünschen vieler Schausteller entsprochen, die sich sonst für Konkurrenzfeste entschieden hätten. Ohnehin sei es grundsätzlich richtig gewesen, Veränderungen vorzunehmen, um das damals schon schwächelnde Volksfest attraktiver zu machen. „Daran muss die Stadt mit dem Veranstalter weiterarbeiten“, sagt Stürmann. „Wir brauchen ein neues Highlight, das die Beecker Kirmes besonders macht.“

Schlechtes Image ist ungerechtfertigt

Doch längst nicht nur die Fahrgeschäfte sieht Daniela Stürmann als Faktor: „Die Kirmes hat auch ein großes Imageproblem.“ So würden etwa viele Leute zuhause bleiben, weil sie glaubten, dass man dort nicht mehr ungestört Spaß haben könne. So gebe es das Vorurteil, dass dort inzwischen hauptsächlich gesoffen und geprügelt werde. „Dabei passiert dort nicht mehr als auf anderen Veranstaltungen.“ Und die Beecker Kirmes sei viel besser als ihr Ruf und alles andere als ein Rummel, auf dem man regelmäßig ein blaues Auge bekomme.

So lautet ein Wunsch der Bezirksbürgermeisterin, dass die diesjährige Auflage – mit frischen Ideen – an vergangene Erfolge anknüpfen kann.