Duisburg-Mittelmeiderich. Fluppenfallen sollen in Duisburg-Meiderich besonders das Wasser vor Zigarettengiften schützen. Das Pilotprojekt der Grünen braucht Mitstreiter.
Die Grünen freuen sich über eine schöne und belebte Meidericher Einkaufsstraße. Doch sie ärgert, dass entlang der Von-der-Mark-Straße viele Zigarettenstummel achtlos weggeworfen werden. Dagegen haben jetzt Pelin Osman und Kathrin Selzer vom Ortsverband Meiderich/Beeck eine Kampagne gestartet. Mit sogenannten Fluppenfallen wollen die beiden jungen Frauen andere Meidericher anregen, ihre Zigaretten zu entsorgen. Das soll vor allem der Umwelt helfen, aber auch dem Wohlfühlfaktor auf der beliebten Einkaufsmeile.
„Eine Zigarette ist das am häufigsten weggeworfene Abfallprodukt “, sagt Kathrin Selzer und findet sofort viele Belege auf der Von-der-Mark-Straße. Ausgetretene Kippen liegen etwa vorm Bezirksamt, am Eingang zur U-Bahn, vor der Pfarrkirche oder beim Bäcker. Zwar gibt es durchaus einige Mülleimer dort, doch sie reichen Rauchern nicht aus, wie Selzer beobachtet hat: „Für einen leeren Kaffeebecher laufen die meisten Leute zum nächsten Mülleimer, aber nicht für eine aufgerauchte Kippe.“
„Viele Duisburger wissen gar nicht, was eine Kippe so anrichtet“
Dort setzen die Meidericher Grünen mit den Fluppenfallen an, also mit umgestalteten Tetrapaks, und haben sie etwa an Laternenmasten und Sitzbänken angebracht, wo keine Abfalleimer hängen oder stehen. Ein bisschen Wasser im Inneren sorgt dafür, dass eingeworfene Glimmstängel die Behälter nicht ankokeln.
„Viele Duisburger wissen gar nicht, was eine Kippe so anrichtet“, spricht Mitstreiterin und Ortsverbandssprecherin Pelin Osman über den erhofften Langzeitnutzen der Aktion. Sie soll die Bevölkerung dafür sensibilisieren, dass Zigaretten der Natur schaden und zudem nicht biologisch abbaubar sind – insbesondere die Filter nicht.
Grüne: Eine Zigarette vergiftet 40 Liter Wasser
„Wir Grüne setzen uns grundsätzlich für die Umwelt ein, und Zigaretten vergiften das Wasser“, sagt Selzer. Eine einzige auf den Boden geschmissene Fluppe belaste circa 40 Liter, „und da haben wir noch tiefgestapelt“, ergänzt die 32-Jährige mit Verweis auf wissenschaftliche Studien und Medienberichte.
So freuen sich die beiden Aktivistinnen, dass die Behälter gut angenommen werden. So waren, kurz nachdem ein gutes dutzend der Fluppenfallen erstmals vor gut anderthalb Wochen in der Einkaufsstraße und in der näheren Umgebung aufgehängt waren, tags darauf bereits 23 Zigaretten darin zu finden. Wegen eines Design-Makels musste der Ortsverband die Fallen zwar kurzerhand wieder abnehmen und neue Milch- und Safttüten austrinken, mit anderen Aufdrucken bekleben und aufhängen, doch das Interesse bleibt seither bestehen.
Die Aktion ist bewusst keine Antiraucherkampagne
„Es ist bewusst keine Antiraucherkampagne“, betont Kathrin Selzer, und das erhöhe gerade für viele Raucher die Bereitschaft, mitzumachen. Zumal es völlig einfach ist: nur die Zigarette einwerfen und fertig. Fallenpaten aus der Partei, wie Selzer und Osman, kontrollieren die Behälter, leeren oder tauschen sie notfalls aus und entsorgen den Inhalt im Restmüll. Eine digitale Karte verhindert zudem, dass Standorte vergessen werden.
Kennengelernt haben die beiden Politikerinnen die Aktion im benachbarten Düsseldorf, wo sogenannte „Kippengeister“ aufgerauchte Zigaretten schlucken – doch der Name Fluppenfalle passt einfach besser zum Ruhrpott.
Pilotprojekt in Meiderich soll auf den gesamten Bezirk ausgeweitet werden
Die Grünen sehen die Aktion in Meiderich zudem als Pilotprojekt, das bei Erfolg ausgebaut und auch auf alle anderen Stadtteile im Bezirk ausgeweitet werden soll. Denn Safttüten sind schnell in Kippenfallen umgewandelt: Vorlagen ausschneiden und damit die Getränkekartons bekleben.
„Jede Kippe, die eingeworfen wird, ist ein Gewinn für uns“, freut sich Pelin Osman und hofft auf die Mitarbeit der Menschen im Bezirk, genau die Standorte auszumachen, an denen Zigaretten ein besonders großes Problem sind – weil vielleicht ein Mülleimer fehlt oder viele Leute zu bequem sind, dorthin zu gehen. So zählt sie etwa Bushaltestellen, Ampelübergänge oder U-Bahneingänge auf. „Auf den Straßen und im Bezirk, wo man wohnt, sieht man die Probleme ja am schnellsten“, so die 31-Jährige.
Die Initiatorinnen hoffen, dass die Stadt Duisburg die Idee künftig aufgreift
Natürlich wolle nicht jeder mitmachen, wissen die beiden Meidericherinnen, manche schon aus Prinzip nicht, weil es eine Initiative der Grünen ist. So wurden schon Kippenfallen abgerissen oder eingeboxt. Doch Pelin Osman und Kathrin Selzer lassen sich davon nicht entmutigen.
Im Idealfall findet die Stadt Duisburg die Idee sogar so gut, so die Hoffnung der beiden Initiatorinnen, dass sie diese mittelfristig aufgreift und die umgebauten Tetrapaks durch robuste Fluppenfallen aus Metall ersetzt.
>> Lanuv: „Kippen gehören in den Restmüll, immer“
- Die Aussage, dass eine Kippe 40 Liter Wasser vergiftet, ist dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) zu pauschal. „Unzweifelhaft ist: In einer verbrauchten oder ,verrauchten’ Zigarette bzw. im Resttabak stecken viele Schadstoffe, die auch die Umwelt belasten. Nicht nur das Wasser, sondern auch Böden“, so ein Sprecher.
- Dabei sei die Menge entscheidend: „Am Ende entsteht die schädliche Wirkung durch die vielen einzelnen Kippen, die in der Natur entsorgt werden. Und das sollte niemals passieren.“ Das Lanuv sieht die Raucher in der Verantwortung, ihre Kippen niemals in der Natur zu entsorgen. Denn: „Viele Tiere und Insekten, aber auch der Boden und die Gewässer tragen immer einen Schaden davon. Kippen gehören in den Restmüll, immer.“
- Wenn die Fluppenfallen in Duisburg dazu beitragen, „dass weniger Kippen in der Natur entsorgt werden, ist das auf jeden Fall zu begrüßen“.