Bottrop. Bereits zwei Blindgänger wurden 2025 in Bottrop gefunden, fast in jeder Woche nach weiteren Bomben gesucht. Warum ist das so? Eine Erklärung.
Zwei Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg haben Kampfmittelexperten in diesem Jahr bereits in Bottrops Erde gefunden, einen in der Welheimer Mark, einen unmittelbar neben der Straße „Im Gewerbegebiet“ im Stadtteil Boy. Genauso viele nicht explodierte Bomben sind im gesamten Kalenderjahr 2024 gefunden worden, beide zum Jahresende. Einer der Blindgänger sorgte damals für viel Aufmerksamkeit, die seither nicht abgeflacht zu sein scheint.
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Nicht nur, weil am Abend des 25. Oktobers fast 3000 Menschen wegen des Einsatzes vom Kommunalen Ordnungsdienst evakuiert werden mussten, sondern auch, weil die Bombe wegen ihres chemischen Zünders nicht entschärft werden konnte und daher kontrolliert gesprengt werden musste. Mit dem Knall, der in der Nacht nicht nur unzählige Bottroper geweckt haben dürfte, sondern auch eine Vielzahl an Schäden zur Folge hatte, begann in Bottrop eine Bombenfund-Serie – zumindest gefühlt.
20 Mal in sechs Monaten: Wieso in Bottrop derzeit vermehrt nach Blindgängern gesucht wird
Insgesamt 20 sogenannter Blindgängerverdachtspunkte, also Orte, an denen sich auf Grundlage historischer Luftbildaufnahmen der Verdacht ergibt, dass im Boden eine Bombe liegen könnte, wurden alleine in den letzten sechs Monaten von Spezialisten untersucht. Seit Jahresbeginn 2025 gibt es fast wöchentlich neue Ankündigungen für Sondierungsarbeiten, infolge derer nach weiteren nicht detonierten Bomben gesucht wird. Wer sich im Vergleich allerdings die nüchterne Zahl der wirklich gefundenen Blindgänger anschaut, wird jedoch schnell feststellen, dass nicht wirklich die Rede von einer Serie sein kann.
Bei den 20 Überprüfungen sind insgesamt vier Bomben gefunden worden. Zum Vergleich: 2022 waren es ebenfalls vier, 2023 insgesamt drei Blindgänger, obwohl damals etwas weniger gesucht worden ist. 2023 hatte es insgesamt zwölf, 2023 15 Suchen gegeben. Mehr gesucht wird momentan, da es vermehrt Baumaßnahmen im Bereich von Kampfmittelverdachtsflächen gibt, erklärt die Stadt auf Nachfrage. Im Vorfeld solcher Bauprojekte muss eine Kampfmittelüberprüfung bei der Ordnungsbehörde angefragt werden.
Diese beantragt dann wiederum eine Auswertung beim Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Arnsberg, dem alte Karten der Alliierten vorliegen. „Durch die Luftbilder der Alliierten lassen sich Blindgängerverdachtspunkte, Bombenabwurfgebiete, Schützenlöcher sowie Artillerie-/Stellungsbereiche feststellen“, erklärt die Stadtverwaltung.
Was in Bottrop passiert, wenn eine Bombe vermutet wird
Konkrete Verdachtsmomente ergeben sich erst dann, wenn eine Oberflächendetektion ausgewertet worden ist. Im Zuge der Oberflächenüberprüfung wird ein spezielles Sondiergerät eingesetzt, das ferromagnetische Signale misst. Bei Spezialtiefbaumaßnahmen kann auch eine Bohrlochsondierung notwendig sein. Dann werden mindestens 37 Löcher mit erschütterungsarmen Geräten innerhalb eines festgelegten Rasters gebohrt, um entsprechende Messungen durchzuführen.
Sollten Signale festgestellt werden, wird aus dem vorherigen Blindgängerverdachtspunkt auf dem Papier ein Verdachtsmoment. Vereinfacht: Es könnte eine Bombe in der Erde schlummern. Michael Althammer, der den zuständigen Fachbereich für Recht und Ordnung leitet, erklärt jedoch: „Es könnte sich aber auch um einen anderen magnetischen Gegenstand handeln, zum Beispiel um ein Fahrrad oder eine Badewanne.“
Überprüft wird der Verdacht dann innerhalb eines behutsamen Bodeneingriffs der geschulten Spezialkräfte. In rund fünf bis zehn Prozent der überprüften Verdachtsmomente, so teilt die Stadt in jeder Pressemeldung zu entsprechenden Sondierungsarbeiten mit, werden dann tatsächlich Blindgänger gefunden.
Entschärfung oder Sprengung: Wer entscheidet, wenn eine Bombe gefunden wird
In diesen Fällen liegt die Verantwortung dann beim jeweiligen Truppführer des Kampfmittelbeseitigungsdienstes. „Dieser entscheidet vor Ort auch, ob der Blindgänger entschärft werden kann oder ob eine kontrollierte Sprengung erforderlich ist“, so die Stadtverwaltung. Die darauffolgenden Entschärfungs- oder Sprengarbeiten starten erst, wenn die Menschen den Evakuierungsbereich verlassen haben.
In Bottrop wurden seit 2022 insgesamt elf Blindgänger gefunden. Acht konnten entschärft werden, drei weitere mussten von den Experten kontrolliert gesprengt werden. Auch die 250-Kilogramm-Bombe, die im Oktober 2024 in rund vier Metern Tiefe in Bottrop-Welheim gefunden worden war, musste gesprengt werden. Der Grund: Der chemische Zünder ließ sich nicht mehr entschärfen, die Gefahr war zu groß.
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Wie viele Bomben insgesamt noch unter Bottrop liegen könnten, kann indes nicht abgeschätzt werden. Nur so viel kann die Stadt sagen: schätzungsweise 48 Prozent aller Luftangriffe in Deutschland hätten sich auf Nordrhein-Westfalen konzentriert. Dabei sind fünf bis zehn Prozent aller abgeworfener Bomben nicht detoniert.
Termin steht schon: Wann in Bottrop der nächste Verdachtspunkt überprüft wird
Übrigens: Am 25. Februar stehen die nächsten Sondierungsarbeiten in Bottrop an. Dann werden die Spezialkräfte zwei Verdachtspunkten auf der Horster Straße auf Höhe des Bahnhofs Boy nachgehen, für die es bereits im November Anhaltspunkte gegeben hatte. Bei einer vorherigen Bohrlochsondierung hatte sich ein anderer Verdachtspunkt, wenige Meter entfernt, nicht bestätigt.