Bottrop. Ein älterer Jugendlicher hat einen Schüler am Busbahnhof Bottrop angegriffen. Fast alle schauen weg. Was die Vestische sagt.

Und wieder passiert es am ZOB: Nach Schulschluss warten ein 13-Jähriger und sein Schulfreund auf den Bus, als sie ein älterer Jugendlicher unvermittelt anspricht. „Auf welche Schule gehst du?“, will der wissen. Zwei Mal. Als der 13-Jährige nicht antwortet, schlägt der Ältere ihm brutal mit der flachen Hand ins Gesicht und verschwindet. Die Abdrücke sind noch lange danach sichtbar. Der Schüler ist geschockt, zittert am ganzen Körper, vielleicht auch, weil niemand drumherum hilft.

Als ein Passant dann doch einen Busfahrer bittet, die Polizei zu rufen, soll dieser abgelehnt haben und weitergefahren sein. Der Junge ruft seine Mutter an. Die rät ihm, schnell ins Kundencenter der Vestischen zu gehen. Dort erzählt der Junge von dem Vorfall und bittet erneut, die Polizei zu rufen. Erneut Fehlanzeige. Der Mitarbeiter soll gesagt habe, er hätte doch bestimmt ein Handy und könne das selbst tun.

Schüler erkennt den Jugendlichen später am ZOB in Bottrop wieder – Mutter informiert die Polizei

Kurz darauf trifft die Mutter ein und fragt den Mitarbeiter, warum er nicht geholfen habe. „Der hat uns beiden dann gesagt, mein Sohn könne selbst die Polizei rufen, und zwar nicht gerade freundlich“, so die Mutter gegenüber der WAZ. Als sie dann erneut den ZOB überqueren, um nach Hause zu fahren, sehen die Schüler den „Schläger“ mit seinem markanten Käppi dort wieder. Der rennt weg, Richtung Kaufland.

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Mit Hilfe von KOD und Polizei, die zuvor nicht am Ort waren, kann der Jugendliche nun auch gefasst werden. Die Polizei nimmt dessen Daten auf. „Wir haben Anzeige erstattet“, so die Mutter. Das bestätigt auch die Polizei, ebenso, dass es sich um einen etwas älteren Jugendlichen handelt, dem die Tat vorgeworfen wird.

Immerhin wisse man, wo der Angreifer möglicherweise zur Schule gehe, so die Mutter. Der Schulfreund des Sohnes habe anfangs zurückgefragt, wo der Angreifer selbst denn zur Schule gehe. Der solle geantwortet haben: „Marie-Curie.“

„Es ist eben wieder der ZOB in Bottrop gewesen, wo etwas passiert ist“

Warum das ein Fall für die Öffentlichkeit sei, wo doch keine Bande wie schon öfter in Frage käme, es nicht um Raub oder schwere Körperverletzung gehe? „Wir haben auch erst einmal drüber geschlafen, im ersten Affekt soll man nicht handeln“, so die Mutter. Aber: Es sei eben wieder der ZOB gewesen, an dem etwas passiert ist, gegen 14 Uhr nachmittags. Und wieder sei niemand eingeschritten, bis auf den Passanten, der mit einem Busfahrer Kontakt aufgenommen hat, ohne Erfolg. Die Begegnung im Kundencenter, wo man eher abgebügelt worden sei, hätte für sie dem Ganzen dann noch die Krone aufgesetzt.

„Wir kennen solche Situationen“, so ein Sprecher der Vestischen. Selbstverständlich erwarte die Vestische von ihren Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden empathisch und zuvorkommend zu begegnen, auch über den alltäglichen ÖPNV-Service hinaus.

„Unser Kundenberater hat in diesem Fall die Lage des Jungen anders eingeschätzt, zumal der Junge auch keine Angaben zum mutmaßlichen Täter und zur Gewalttätigkeit machen konnte. Unser Mitarbeiter konnte keine Notsituation erkennen und hat den Jungen gebeten, die Polizei selbst anzurufen. Er wollte ihm anbieten, noch im Kundencenter als geschütztem Raum zu verweilen, kam aber nicht mehr dazu, da der Junge den Raum schon wieder verlassen hatte“, so das Verkehrsunternehmen auf Nachfrage.

Am Ende ist es auch für die Familie des Jungen ein Appell wichtig: Seht nicht weg, wenn jemandem geholfen werden muss. Lieber einmal mehr hinschauen oder fragen, ob alles in Ordnung ist. Das gelte besonders für Orte, wie den Bottroper ZOB.