Bottrop. Bottrop besitzt eines der schönsten Rathäuser in NRW. Die Stadt hat einen Film herausgebracht, in dem es auch um Kurioses des Baudenkmals geht.

Dass Bottrops schmuckes Rathaus in schwerer Zeit entstanden ist, ist heute kaum vorstellbar. Denn auch optisch macht der größtenteils während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) und in den Jahren danach errichtete Prachtbau und der Platz davor nicht den Eindruck, als hätte damals Mangel geherrscht. Jetzt hat die Pressestelle der Stadt einen Film produziert, der nicht nur (Dank der Hilfe der Bottroper Feuerwehr) schöne Luftaufnahmen zeigt, sondern auch tiefer gräbt, bis in die Katakomben.

Dass bei einem landesweiten Voting Bottrops Rathaus auf Platz vier kam und damit sogar alte Städte wie Münster oder Aachen zumindest rathausmäßig hinter sich gelassen hat, freut die Leiterin der Pressestelle, Jeanette Kuhn, und ihren langjährigen Vorgänger Andreas Pläsken, besonders.

Baugeschichte des Bottroper Rathauses spiegelt auch Entwicklung vom Dorf zur Stadt

So tauchen sie in die Geschichte der jungen Stadt Bottrop ein, für die dieser Bau steht und anhand von dessen Baugeschichte sich auch das schnelle Wachstum vom Dorf zur Stadt nachzeichnen lässt. Als Bottrop noch Dorf war, entstand ein erster Amtsbau an der heutigen Kirchhellener Straße. In en 1870er Jahren reichte das aus, um nicht nur eine Verwaltung, sondern auch noch Gericht und Polizei unterzubringen. So kommt es, dass Bottrop bis heute Arrestzellen in seinem Rathauskeller hat.

Die Zellen hatten im Laufe der Jahre auch eine unrühmliche Geschichte und dienten teilweise Obdachlosen als freiwillig-unfreiwillige Unterkunft. In ihnen wurden aber auch während der Nazi-Diktatur Bottroper jüdischen Familien eingesperrt, von denen nur die wenigsten die Deportationen in die Vernichtungslager überlebten. Heute sind die Zellen bei geführten Besichtigungen zugänglich.

Die prachtvoll gestaltete Decke und die Wandgemälde mit Szenen aus Bottrops Geschichte im großen Ratssaal gehören zu den Höhepunkten einer Rathausführung.
Die prachtvoll gestaltete Decke und die Wandgemälde mit Szenen aus Bottrops Geschichte im großen Ratssaal gehören zu den Höhepunkten einer Rathausführung. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Der Altbau wurde später zu einem Flügel des neuerbauten Rathauses und liegt etwas versteckt hinter dem heutigen Hauptgebäude samt Turm. Andreas Pläsken und Jeanette Kuhn erzählen von traurigen und schönen Ereignissen. Vom Bombentreffer im Zeiten Weltkrieg ebenso, wie von der qualitätvollen Außen- und Innenausstattung mit Bauplastik, Täfelungen, Lampen, Buntglasfenstern und den großen Wandgemälden im Ratssaal.

Und natürlich darf bei einem Film über das Rathaus das multimedial aufgestellte Historische Erlebniszentrum (HEZ) nicht fehlen. Dort geht es um Bottroper Brauchtum und das Vereinsleben, das seit jeher das Leben zunächst im Dorf, dann in der Stadt stark mitprägt.

Zahlreiche Glasfenster der Firma Peters aus Paderborn aus der Erbauungszeit haben die Zeiten und vor allem den Zweiten Weltkrieg im Bottroper Rathaus überlebt.
Zahlreiche Glasfenster der Firma Peters aus Paderborn aus der Erbauungszeit haben die Zeiten und vor allem den Zweiten Weltkrieg im Bottroper Rathaus überlebt. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Dass Bottrops Rathaus nicht nur als schöner Solitär daherkommt, sondern bis heute mit seinem geschlossen gestalteten Rathausplatz und dem umgebenen Verwaltungsviertel wie aus einem Guss daherkommt, wird im Film noch einmal besonders deutlich, gerade auch durch die tollen Luftbilder.

Abrufbar ist der Film auf Youtube oder auf bottrop.de.