Bildprogramm der alten Glasmalereien lässt sich heute noch gut nachvollziehen. Wer für die Ausgestaltung verantwortlich war, liegt aber im Dunkeln.

  • Buntglasfenster schmücken Haupttreppenhaus im repräsentaiven Ratstrakt
  • Welche Künstler und Firmen sie anfertigten, ist derzeit noch nicht bekannt
  • Immerhin lässt sich eine Datierung der Gläser auf 1919 festlegen

100 Jahre nach der Eröffnung des Rathauses, steht nicht nur das Gebäude im Mittelpunkt eines neu erwachenden Interesses.

Auch Details, wie Ausstattung und Baugeschichte rücken angesichts der bevorstehenden großen Sanierung in den Blick. Dazu gehören auch die Buntglasfenster, die vor allem das Haupttreppenhaus im repräsentativen Ratstrakt schmücken.

Wie sich herausstellte, ist dabei noch nicht einmal geklärt, welche Künstler und Firmen im Einzelnen hinter der Ausschmückung des turmbekrönten zentralen Bauteils stehen.

© FUNKE Foto Services

Auch Stadtarchivarin Heike Biskup kann nur bruchstückhaft die Fenstergeschichte erzählen. Auch ein kürzlich ins Archiv zurückgekehrtes Protokollbuch der Baukommission aus den Entstehungsjahren des Rathauses nennt lediglich die Münchener Firma Franz Xaver Zettler und hält fest, dass für „die oberen Fenster andere Skizzen eingefordert werden sollen“, sagt Heike Biskup.

Für das Trauzimmer werden Glasfenster der Berliner Firma Puhl und Wagner - Gottfried Heinersdorff erwähnt. Außerdem käme dann auch noch die „Mayer’sche Hofkunstanstalt“ - ebenfalls in München - ins Gespräch, so die Archivarin. Letztere Firma hat auch in Essen und Dortmund gearbeitet.

Dreiteiliges Bildprogramm

Immerhin lässt sich eine Datierung der Gläser auf 1919 - also das Jahr der Stadterhebung Bottrops - festlegen. Die dargestellten Themen und Figuren zeigen einerseits ein klassisches Bildprogramm, das von unten nach oben fortschreitet.

Im Bild  zu sehen: die  Tugenden der Weisheit und Gerechtigkeit.
Im Bild zu sehen: die Tugenden der Weisheit und Gerechtigkeit. © FUNKE Foto Services

Im Treppenaufgang fällt zentral Fortuna als Glücks- und Schicksalsgöttin in den Blick. Dann erblickt der Besucher Hermes, den Beschützer von Handel und Verkehr umgeben von Symbolen für Fleiß und Gemeinschaft (Bienenkorb) und der Eintracht (ineinander gelegte Hände).

Auf der dritten Ebene zeigen die damaligen Künstler Eigenschaften, die den Menschen auszeichnen. Darunter zum Beispiel die Kardinaltugenden Tapferkeit, Mäßigung, Weisheit und Gerechtigkeit.

Andererseits seien aber auch Hinweise auf Bottroper Geschichte zu finden, sagt Heike Biskup. So verweisen eine Förderturm oder Amboss und Zange auf die industriellen Grundlagen des modernen Bottrop, das damals einen ungeheuren Modernisierungsschub erlebte.

Renovierung und Ausstellung

Der größte Teil des Rathauses wird Ende des Jahres für den Publikumsverkehr geschlossen. Dann beginnen die geplanten große angelegten Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten, vor allem im energetischen Bereich.
Es soll aber im Erdgeschoss auch ein Raum der Geschichte entstehen, in dem die Besucher sich über den Bau aber auch die Historie der Stadt informieren können.
Zur Zeit ist im unteren Eingangsfoyer eine Ausstellung zur Rathausgeschichte zu sehen.