Bottrop-Kirchhellen. Nur eine Anlaufstelle bietet das Menükarussell in Bottrop. Was es dort auf die Gabel gibt und warum keine anderen Gastronomen mitmachen.

Die Bottroper Teilnehmer am Menükarussell haben sich halbiert. Das war gar nicht so schwer, denn bei der Auflage des beliebten Restaurant-Formats vor einem Jahr gab es auch nur zwei Teilnehmer: der Gasthof Berger in Feldhausen und der Bahnhof Nord in Alt-Bottrop. Dessen Inhaber, Thorsten Stöcker, wurde damals von Stefan Bertelwick ermuntert, erstmals mit einzusteigen. Ab 1. Februar hält Bertelwicks Gasthof Berger nun wieder allein die Genussfahne für ganz Bottrop hoch.

Haben alle anderen guten oder gehobenen Restaurants kein Interesse (mehr) an diesem Format, das in diesem Jahr 20 wird? Lohnt es sich der Aufwand eines speziell für diese Wochen kreierten Menüs nicht? Denn nicht alle in Frage kommenden Speiselokale sind ja geschlossen, wie derzeit beispielsweise Forsthaus Specht an der Grenze zu Kirchhellen.

Die Teilnahme bedeutet immer größeren Aufwand und bindet Kapazitäten in der Küche

Andere, wie zum Beispiel das Restaurant Große-Wilde, haben einfach keine zusätzliche Kapazität, für mehrere Wochen ein umfangreiches Extra-Menü zusätzlich auf die Karte zu setzen. „Wir stoßen schon jetzt personell und räumlich an unsere Grenzen“, sagt Inhaberin Tina Große-Wilde.

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Dabei hätten sie und ihr Mann, Küchenchef Carlos Rempert, früher öfter an Aktionen wie dieser teilgenommen. „Wir finden, es ist ein tolles Format, gerade auch, um die Küche eines Restaurants kennenzulernen, aber wir würden es einfach nicht zusätzlich stemmen können“, so die Gastronomin, die auch das gleichnamige Hotel auf dem Eigen führt.

Despina und Iohanni Gortsas könnten sich eine Teilnahme am Menükarussel durchaus vorstellen.
Despina und Iohanni Gortsas könnten sich eine Teilnahme am Menükarussel durchaus vorstellen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Und weiter südlich in der Stadt? Auch das griechische Restaurant Pikilía in der Innenstadt wäre beispielsweise ein spannender Neuzugang fürs Karussell. „Stimmt, ein gutes Format, bei dem sich Koch oder Köchin austoben könnten und zwei Monate lang konzentriert und abgestimmt zeigen können, was sie draufhaben“, sagt Inhaber Iohanni Gortsas. Er sei zwar noch nicht darauf angesprochen worden, aber er könne sich gut vorstellen, einmal mit aufs Menükarussell zu steigen.

Jedenfalls möchte Gortsas mit seiner Frau gerade mit Blick auf die Erweiterung um einen „Fine-Dining-Bereich“ direkt neben dem Pikilía-Stammhaus die Idee aufnehmen. Man könnte beispielsweise das Karussell-Menü im neuen Bereich servieren, für den ja auch die Küche erweitert werde. „Der gewohnte Betrieb könnte dann mit der ständigen Karte wie gewohnt weiterlaufen.“

Bottrops Bahnhof Nord steigt wieder vom Karussell und setzt weiter auf die eigenen Formate

Schön wäre es schon, wenn die Stadt stärker vertreten wäre. Für Thorsten Stöcker und den Bahnhof Nord, der im letzten Winter mit David Spickermann am Herd ein ausgefallenes regional inspiriertes Menü auf die Karte zauberte, hat sich nach eigener Aussage allerdings „die Teilnahme nicht gelohnt“. Man möchte ja nicht nur den Teilnahmebeitrag, den die Organisatoren bekommen, einspielen, so Stöcker. Als Werbeeffekt über den Kreis der Stammgäste hinaus habe ihm das Karussell nichts gebracht.

Von den übrigen fast 100 teilnehmenden Restaurants liegen allein 26 im Vest: von Dorsten, Marl, Recklinghausen bis Waltrop oder Gelsenkirchen. Und wer aus Gladbeck kommt, wo sich das Menükarussell gar nicht dreht, hat es nicht weit zu Berger in Feldhausen.

Ab 1. Februar: In Feldhausen blickt man kulinarisch Richtung Mittelmeer und Südamerika

Dort richtet Stefan Bertelwick ab 1. Februar den kulinarischen Blick in vier Gängen grob Richtung Mittelmeer mit einem Ausflug über den großen Teich nach Südamerika. Das zeigt sich bei der Vorspeise, einer Lachs-Thunfisch-Ceviche. Diese kalte Garmethode stammt ursprünglich aus Peru. Mit Avocado, Papaya und Süßkartoffel bleibt man auf dem Kontinent oder dem anderen Ende der Welt, von hier aus betrachtet.

Feldhausen, Grenze Gladbeck: Der Gasthof Berger von Stefan Bertelwick ist in diesem Jahr die einzige Bottroper Adresse, an der sich ab 1. Februar das Menükarussell wieder dreht.
Feldhausen, Grenze Gladbeck: Der Gasthof Berger von Stefan Bertelwick ist in diesem Jahr die einzige Bottroper Adresse, an der sich ab 1. Februar das Menükarussell wieder dreht. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Flott geht‘s dann wieder Richtung Europa. Nach einer warmen Vichyssoise mit arabisch (oder andalusisch) anmutenden Merguezbällchen folgt der legendäre Fisch dieser Jahreszeit: Winterkabeljau oder Skrei („mein Lieblingsfisch, allein schon wegen des nachhaltigen Fangs“, wie der Koch und Inhaber bekennt). Mit Tomate, Garnele, Rauchmandel und schwarzem Knoblauch plus Rosmarinrisotto schwimmt der nordische Fisch aromatisch in südlichen Aromen. So auch der alternativ angebotene konfierte Kalbsrücken.

Beim Dessert, Nougatmousse mit Passionsfrucht und Co., gibt man sich klassisch international, wäre da nicht noch am Ende Blumenkohl (!) erwähnt. Nicht groß, wie Gemüse, sondern zerkleinert, karamellisiert, aber als Aroma immer noch herauszuschmecken, so Stefan Bertelwick. Fazit: Berger bleibt spannend.

Menükarussell: 1. Februar bis 31. März. Info und Übersicht: mnkl.de. Gasthof Berger, Schlossgasse 35. Info: gasthof-berger.de. Das Menükarussell gibt es bei Berger nur abends und erstmals auch nicht an den Sonntagen.