Bottrop/Oberhausen. Der RVR plant ein Windrad auf der Halde Haniel. Kurator Guido Hofmann ist geschockt – und will Bottrops bekanntes Kunstwerk notfalls abbauen.

Mit großer Bestürzung reagiert der Bottroper Bildhauer Guido Hofmann auf die konkretisierten Windrad-Pläne, die im jüngsten Entwurf des Planungsausschusses Regionalverband Ruhr zur „1. Änderung des Regionalplans Ruhr - Windenergie“ veröffentlicht worden sind. Der Künstler ist als Meisterschüler verantwortlich für die Totems von Agustín Ibarrola – und soll in Absprache mit der Familie über das Riesen-Werk entscheiden.

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Kunstwerk auf der Halde: Ist „Seele des Berges“ – und des Künstlers

Aufgestellt wurden die Totems, wie Ibarrola sie selbst genannt hat, vom baskischen Künstler im Zuge der ersten Ruhrtriennale 2002. Der damals für das bekannte Festival verantwortliche Theaterintendant und Festivalleiter Gerard Mortier (gest. 2014) hatte Ibarrola im Baskenland kennengelernt und seine bemalten, bunten Bahnschwellen, eine Vision, die letztlich auch umgesetzt wurde.

Seither ziehen sich die farbenfrohen „Totems“ als imposantes Gesamtkunstwerk auf dem südlichen Teil des Kamms der Halde entlang, locken jährlich Tausende Touristen dorthin. Sie haben sich an dem höchsten Punkt der Stadt zu einem der beliebtesten Punkte entwickelt – und zur „Seele des Berges“ wie Kurator Hofmann findet. Ähnlich sah es auch der spanische Künstler nach der Errichtung: „Ich habe einen Teil meiner Seele mit den Totems in Bottrop hinterlassen.“ Im Alter von 93 Jahren ist der Künstler 2023 verstorben.

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Die Pläne, wenige Hundert Meter von dem Kunstwerk entfernt eine Windkraftanlage bauen zu wollen, die das Kunstwerk deutlich überragen würde, schockieren Hofmann, der sich als Kurator und Freund des Künstlers schon seit der Installation um das Werk kümmert. „Ich verstehe nicht, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann“, erzählt Hofmann im Gespräch mit der Redaktion.

Kurator und Freund zu Plänen: „Das zeugt von einer gewissen Ignoranz“

Weiter: „Ich bin kein Gegner der Windkraft, aber das zeugt von einer gewissen Ignoranz. Das Kunstwerk ist international bekannt, Tausende Menschen kommen hierher, um es live zu sehen. Ein Windrad dort würde es zerstören. Das sollte besser woanders aufgestellt werden.“

Die Halde mit ihrem Kunstwerk gilt als ein Panorama der Route Industriekultur, die auf 400 Kilometern die wichtigsten Industriedenkmäler des Ruhrgebiets verbindet. Dabei sieht Hofmann genau das in Gefahr. Er findet, „das Kunstwerk lebt von Ruhe, die würde es mit einem Windrad dort nicht mehr geben. Vielleicht sollten die Verantwortlichen dort mal mehr Zeit verbringen, dann würden sie das merken.“

Schon in den vergangenen Jahren wurde über ein Windrad im Umfeld der Halde Haniel diskutiert. Direkt nebenan, auf der Halde Schöttelheide, sollte damals eine Anlage errichtet werden. Letztlich verhinderte die Stadt Bottrop das RVR-Vorhaben, indem es die natürlich verwilderte Halde in unmittelbarer Nähe der Naturschutzgebieten Grafenmühle, Köllnischer Wald und Kirchheller Heide ebenfalls zu einem Naturschutzgebiet erklärte.

Wenn ein Windrad auf der Halde kommt: „Dann bauen wir die Totems ab!“

Auch das lässt Künstler Hofmann nun verzweifeln. Er hinterfragt die Sinnhaftigkeit des Naturschutzes auf der Halde Schöttelheide im Bezug auf das aktuelle Vorhaben: „Wenige Hundert Meter entfernt wurde ein Windrad verboten, weil es die seltenen Vogelbestände, die dort heimisch sind, gefährdet. Und jetzt diskutieren wir wenig entfernt wieder darüber darüber? Das raubt mir wirklich die Kraft.“

Wenn die Pläne, die die Verbandsversammlung, das höchste Gremium des RVR, tatsächlich umgesetzt werden sollten, will er mit der Familie des Künstlers über weitere Schritte sprechen. Der Künstler, der bereits von dem Zaun um das Kunstwerk bestürzt war, kündigt aber bereits an: „Dann bauen wir die Totems ab!“