Bottrop/Oberhausen. Auf der Halde Hoheward in Herten darf man bereits starten. Auch die Bottroper Halde würde sich für Flüge anbieten. Wie der Sport möglich wäre.
Wer auf dem bekannten Kreuzweg der Halde Haniel wandern möchte, wundert sich häufig bereits am Fuße der Halde aufseiten der Oberhausener Birkhahnstraße über ein seltsames Schild. Das markante Verbotsschild, das einen Gleitschirm-Flieger abbildet, untersagt die Nutzung der Halde für Gleitschirmflüge über dem Gebiet. Wieso sie dennoch interessant für Hunderte Flieger sein könnte, hat uns ein Experte im Gespräch erzählt.
Wie das Gleitschirmfliegen auf der Halde Hoheward funktioniert
Dr. Martin Bellgardt ist leidenschaftlicher Gleitschirmflieger. Er und einige Mitstreiter haben es 2021 im engen Austausch mit dem RVR geschafft, mit ihrem gemeinnützigen Förderverein „Ruhrpott-Paragliding“ einen Gleitschirmplatz auf der Hertener Halde Hoheward zu etablieren. Seither heben dort regelmäßig Flieger ab, „an guten Tagen 20 bis 30“.
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Viele von ihnen kommen aus der Region, rund 5.000 Fliegende gibt es allein in Nordrhein-Westfalen – das hat eine Verbandsanfrage von Bellgardt ergeben. Sie können an der Halde Hoheward ihr Groundhandling (vereinfacht: Bodenarbeit mit dem Gleitschirm in der Luft) trainieren und vom Westplateau auf eine mittlere Ebene des künstlichen Hügels fliegen. Zuletzt war sogar der österreichische Weltrekordhalter „Mad Mike“ Küng auf der Halde, um sein Groundhandling-Wissen zu vermitteln.
Das Groundhandling, das auf dem Boden stehend stattfindet, ist auch auf der Bottroper Halde Haniel erlaubt, das Abheben auf über fünf Meter Höhe jedoch nicht. Die Ruhrkohle AG ist verantwortlich für die Halde Haniel, zudem steht diese unter Bergaufsicht, voraussichtlich bis 2027. Deshalb ist das Gleitschirm-Fliegen dort derzeit grundsätzlich verboten – obwohl nahezu ideale Gegebenheiten für die Gleitschirmsportler interessant wären.
Halde Haniel in Bottrop bietet gute Voraussetzungen
„Die Halde Haniel ist besonders wegen ihrer Ostwindlage interessant“, erklärt Bellgardt weiter, „hier könnte man bei stabilen Lagen und klarer Luft stundenlang an der Haldenkante entlang in der Luft schweben.“ Man könnte nicht immer, aber an einigen Tagen sogar gut in luftigere Höhen gelangen, wenn man die Thermik (aufsteigende Luft, Anm. d. Red.) nutzt. „Als Landeplatz wäre dann eine Wiesenfläche, rund 100 Mal 100 Meter groß, am Haldenfuß ideal.“ Landen könne man aber auch auf der Fläche der ehemaligen Zeche Prosper-Haniel, wo ab Anfang 2025 bereits Abbrucharbeiten starten sollen.
Doch so einfach ist das nicht, wie Bellgardt, Vorsitzender des Paragliding-Vereins, verrät. Zunächst müsste die Halde offiziell von der RAG an den Regionalverbund Ruhr übergeben werden, eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts, der insgesamt elf Städte – darunter auch Bottrop – und vier Kreise angehören. Wenn die Halde im Besitz des RVR wäre, müsste man noch mit den hiesigen Jägern, die dortige Flächen gepachtet haben, eine Lösung finden.
Danach müsste man technische sowie für den Naturschutz wichtige Gutachten beauftragen und die Untere Naturschutzbehörde ins Boot holen. Wenn es auch dann keine Beanstandungen gäbe, könnte man fast schon loslegen. Dann könnte man das Fliegen sogar touristisch nutzen, um Leute in die Region zu ziehen. „Tandem-Flüge in luftige Höhen sowie spezielle Flugausbildungen könnten gewerblich gut genutzt werden. Das Fliegen zieht besonders im dicht bebauten Ruhrgebiet Leute an.“ Selbst zum Zuschauen würden Menschen kommen, man könnte auch überregional damit Touristen locken.
Ruhrpott Paragliding möchte bei Konzeptentwicklung mitreden
Dabei wolle man als Verein, der überregionale Flächen für den Sport gewinnen möchte, aber keineswegs „alleine durch die Wand“ oder etwas überstürzen. Vielmehr wäre der Verein daran interessiert, bei der Konzeptentwicklung rund um die Halde Haniel, auf der wegen des maroden Amphitheaters ohnehin viel passieren muss, involviert zu werden. „Gemeinsam mit Mountainbikern, Modellfliegern und weiteren Sportlern“, wie Bellgardt sich wünscht.
Wer interessiert an der Vereinsarbeit des Ruhrpott-Paragliding e.V. ist, der findet unter www.bellair-paragliding.jimdosite.com mehr Informationen. Außerdem ist der Verein per E-Mail erreichbar: info@ruhrpott-paragliding.de