Bottrop. Bottroper konnten Geschenke an die Tafel spenden. Brigitte Kircher ist ihrer unbekannten Spenderin sehr dankbar: „Es ist genau das Richtige!“
Von einem „Weihnachtspäckchen“, wie die Bottroper Tafel es nennt, kann bei Brigitte Kircher nicht die Rede sein. Das Geschenk, das von einer unbekannten Person – vermutlich aus Bottrop – stammt, sieht verpackt aus wie ein großes Lego-Set.
„Dickes Danke“ an die Tafel und die Bottroper: „Ein Griff in die Goldgrube“
Das ist Brigitte Kircher sehr wichtig: Sie will sich bedanken. „Ein dickes Danke an die Mitarbeiter der Tafel und die Bottroper Bürger, dass sie so viel gespendet haben.“ Ganz besonders froh ist sie über den Einsatz des Chefs der Bottroper Tafel: „Er war ein Griff in die Goldgrube, ein Sechser im Lotto!“ Sie ist ganz euphorisch, wenn sie erzählt, wie Jochen Klee für seine Kunden sorgt. Er geselle sich auch gerne mal draußen dazu, um sich zu unterhalten.
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Sie lobt das Gemeinschaftsgefühl: In ihrer „Clique“ bei der Tafel seien alle gleich, ob Deutsche, Russen oder Türken – sowas spiele dort keine Rolle. Den Frauen, die das Essen austeilen, sei sie ebenfalls sehr dankbar und verbunden. Die Rentnerin hat nämlich selbst acht Jahre ehrenamtlich bei der Tafel gearbeitet, daher wisse sie, wie anstrengend die Arbeit sein könne.
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Weihnachtspäckchen der Bottroper Tafel: Worüber sich die Rentnerin freut
„Schwarzwurzeln, die mag ich“, sagt sie zu dem ersten Glas, das sie aus dem Karton nimmt. „Eine Entspannungsmaske, damit wir noch schöner werden.“ Den Früchtetee, der nach Winterpunsch schmecken soll, will sie an eine Freundin weiter verschenken. Denn bei Tee trinke sie nur Fenchel und Pfefferminz gemischt, erzählt sie.
In dem Päckchen liegen noch LED-Lichter: „Oh, bei der Deko muss ich aufpassen, dass meine Katze nicht damit spielt.“ Maggie, Kirchers Schildpatt-Katze mit riesigen Augen, streift durch das Wohnzimmer und scheint ebenfalls Freude an dem Paket zu haben, denn sie spielt mit dem Geschenkpapier und der Schleife.
Brigitte Kircher nimmt eine Konserve in die Hand: „Kalbsragout mit Champignons, wie fein!“ Dann greift die Rentnerin nach einem Glas Tomatensauce und Maccheroni: „Das passt ja gut zusammen. Das sind ausgerechnet die teuren Nudeln von Barilla“, freut sie sich. Beim Christstollen weiß sie sofort: „Den werd’ ich morgen frühstücken.“ Das Highlight für die 67-Jährige: eine hellrosa Plüsch-Wärmflasche. „Genau richtig, ich bin eine Frostbeule!“
Gependete Geschenke: „Seit 16 Jahren bekomme ich Weihnachtspäckchen und ich war immer sehr zufrieden“
Außerdem liegen in dem Geschenk noch zwei Handcremes, Erdbeer-Rhabarber-Konfitüre und ein Sprüche-Adventskalender. Da nun schon Heiligabend ist, bleibt der dann eher für das nächste Jahr. „Ich bin begeistert davon! Ich finde die Sachen toll, es ist genau das Richtige“, sagt sie fröhlich. „Der unbekannten Spenderin einen recht herzlichen Dank!“
In der beiliegenden Karte steht: „Wir wünschen wunderbare Momente der Freude und des Geborgenseins und hin und wieder ein kleines Weihnachtswunder, das Ihnen ganz alleine gehört.“
Nicht zum erstem Mal habe da eine unbekannte Person ins Schwarze getroffen: „Seit 16 Jahren bekomme ich Weihnachtspäckchen und ich war immer sehr zufrieden mit dem, was drinnen war. Es war immer etwas gemischt, meist überwiegend Lebensmittel.“ Ihr Wunsch an die Spender vom nächsten Jahr: „So wie gehabt!“
„Ich achte darauf, dass kein Alkohol drin ist. Das ist immer schlecht. Ich bin nämlich seit 30 Jahren trockene Alkoholikerin.“ Stolz fügt sie hinzu: „31, um genau zu sein!“ Die Bottroper Tafel bittet ebenfalls darum, keinen Alkohol und keine Tabakwaren mit den Weihnachtspäckchen zu verschenken.
Hart gearbeitet, aber auf Tafel angewiesen: „Ich versuche, immer das Beste daraus zu machen“
Obwohl sie immer Vollzeit gearbeitet habe, reiche die Rente nicht für die Grundsicherung, erzählt Brigitte Kircher. Als gelernte Verkäuferin habe sie schon bei Kodi, Schlecker und in einem Ein-Euro-Laden gearbeitet. Auch für Nadler und ein Unternehmen, das Toilettenanlagen reinige, sei Kircher tätig gewesen.
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Immer wieder seien Arbeitgeber pleite gegangen, sodass sie einen Neuanfang wagen musste. „Ich versuche, immer das Beste daraus zu machen, und meistens gelingt es mir auch“, sagt sie beschwingt. „Langeweile kenn ich nicht“, erzählt die gebürtige Rheinländerin über sich. Das wird sich auch an den Weihnachtsfeiertagen nicht ändern, die verbringt sie nämlich mit ihrer Familie.