Bottrop. Im August hat die Nadler-Belegschaft vom Aus ihres Werkes erfahren. Jetzt endet die Produktion. Wie die Nadler-Familie das erlebt.

Im Nadler-Werk an der Scharnhölzstraße ist die letzte Schicht gefahren worden, ist der letzte der dort produzierten Feinkostsalate vom Band gelaufen. „Es war ein Nadler-Salat, der Marke gebührend“, sagt Volker Krafzik, Geschäftsführer der NB Manufaktur GmbH & Co. KG. Und: „Das war für alle Beteiligten hochemotional. Ich bin seit 32 Jahren im Werk. Das war der schlimmste Tag, den ich je mitgemacht habe.“ Kein Auge sei trocken geblieben.

Bottroper Werksschließung: „Die Nadler-Familie hat zusammengehalten“

Für diesen mehr als denkwürdigen Moment in der bald 100-jährigen Nadler-Geschichte, davon 46 Jahre am Standort Bottrop, sind Beschäftigte und Ehemalige im Werk zusammengekommen, berichtet Volker Krafzik: „Die Nadler-Familie hat zusammengehalten.“ Wie sie es immer getan hat, denn die Belegschaft hat in den vergangenen Jahren bereits manche Kämpfe ums Werk ausgefochten und verschiedene Besitzerwechsel erlebt.

So hatte bereits 2017 hatte der damalige Mutterkonzern, die Unternehmensgruppe Theo Müller, angekündigt, das Werk bis 2020 zu schließen. Doch dann übernahm zum Jahreswechsel 2021/2022 die NB Manufaktur GmbH & Co. KG als ein Unternehmen der Wernsing Food Group das Feinkost-Werk, das damit erst einmal gesichert war.

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Im August dieses Jahres wurde aber dann die endgültige Schließung der Bottroper Produktionsstätte verkündet. In einer Pressemitteilung hieß es damals: „Dieser Schritt wurde aufgrund von vorhandenen Überkapazitäten am Feinkost-Markt und des sich daraus ergebenden schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes der Produktionsstätte in Bottrop notwendig.“

Seit der Übernahme des Werkes durch die Wernsing Food Group seien über vier Millionen Euro in verschiedenste Produktionsanlagen investiert worden, um die Fertigungstiefe am Standort zu stärken und auszuweiten. Im gleichen Zeitraum habe das Management der Betreibergesellschaft NB Manufaktur auch sämtliche Lohnrunden in vollem Umfang akzeptiert. Man habe aber die Auslastung nicht steigern „und damit die Kostenstruktur nicht nachhaltig verbessern“ können, hießt es weiter.

Nadler-Belegschaft: Altersdurchschnitt bei 57 Jahren

Über die zuletzt rund 170 Mitarbeitenden hatte Betriebsratsvorsitzende Suzann Dräther gegenüber der Redaktion erklärt: „Der Altersdurchschnitt liegt bei 57 Jahren. Es sind Leute hier beschäftigt, die haben schon ihre Ausbildung hier gemacht und sind seit 30 Jahren dabei.“ Auch Paare gehörten zur Belegschaft, die nun doppelt vom Werksaus betroffen sind.

Am letzten Produktionstag, erzählt Volker Krafzik, habe sich die Belegschaft dann noch „zum Leichenschmaus“ bei Kaffee und Kuchen in der Kantine zusammengesetzt. Arbeit gibt es durchaus noch im Werk: „Jetzt müssen wir alles so hinterlassen, dass der nächste einziehen könnte“, meint der Geschäftsführer.

Teile der Maschinen könnten von anderen Konzern-Standorten übernommen werden, „das wird in den nächsten Wochen entschieden“. Die Produkte aus Bottrop sollen seiner Auskunft nach nicht vom Markt verschwinden: „Was hier noch produziert wurde, wird auch weiterproduziert.“

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Der freiwillige Sozialplan und der Interessensausgleich seien Ende Oktober verabschiedet worden. „Hier geht keiner mit null nach Hause“, so Krafzik. Ein großer Teil der Beschäftigten habe zudem bereits eine Anschlussanstellung gefunden. „Es gibt viele, die deutlich vor Ablauf ihrer Kündigungsfrist schon einen neuen Job haben.“ Bei mehr als 60 Prozent der Beschäftigten gelte eine Kündigungsfrist bis Mitte nächsten Jahres.

Und er selbst? „Ich werde den Laden schließen.“ Er werde bald 62 Jahre alt, ist seit 32 Jahren dabei, war vor seiner Position als Geschäftsführer bei der NB Manufaktur lange Nadler-Werksleiter, wie Volker Krafzik berichtet. „Ich tue mich schwer mit dem Gedanken, woanders hinzugehen.“