Bottrop. Mit Mehrheit hat sich der Schulausschuss für den Gesamtschulstandort Paßstraße ausgesprochen. Nicht mit mir, sagt OB-Kandidat Frank Kien (CDU).
Die Debatte um die Endfassung des Schulentwicklungsplans im Rat der Stadt ist nicht ganz überraschend in einen erneuten Streit um den Standort für die dritte Bottroper Gesamtschule gemündet. Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert hatte vergeblich versucht, diese Debatte im Keim zu ersticken. SPD und ÖDP warfen dem OB-Kandidaten Frank Kien (CDU) vor, mit der Standortfrage den Kommunalwahlkampf zu eröffnen.
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Dass Bottrop eine dritte Gesamtschule braucht, wird seit Jahren diskutiert und ist inzwischen unstreitig. Jeder Bottroper Schulpolitiker kennt die Zahlen: 200 Schüler zusätzlich kommen jedes Jahr an Bottrops weiterführende Schulen. 550 Schüler mehr gab es in den letzten Jahren an den Grundschulen, 400 zusätzliche wachsen in den nächsten Jahren heran. Die Stadt plant deshalb im Schulentwicklungsplan Erweiterungen an 13 Grundschulen und fünf weiterführenden Schulen, aber das wird nicht reichen.
Wo aber soll im Schuljahr 2027/28 eine dritte Gesamtschule an den Start gehen? Das hatte die Stadt die Eltern der Bottroper Erst- und Zweitklässler gefragt, deren Kinder die neue Gesamtschule besuchen könnten. Das Ergebnis dieser Befragung war nicht so aussagekräftig, wie es sich die Schulverwaltung erhofft hatte. Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert sieht darin dennoch ein Votum gegen den Standort der bisherigen Hauptschule in Welheim und für den Standort auf dem aufgegebenen Sportplatz an der Paßstraße. Eine Mehrheit von SPD, Grünen und ÖDP war ihr im Schulausschuss gefolgt. Sie hatten der Verwaltung aufgegeben, einen Errichtungsbeschluss für den Standort Paßstraße zu erarbeiten.
„Nach der Elternbefragung ist der Standort Welheim keine Option mehr. “
Das war allerdings keineswegs das letzte Wort zur Standortfrage. Schon vor der Ratssitzung hatte sich herumgesprochen, dass der frisch gekürte OB-Kandidat der CDU Frank Kien das Thema Schulentwicklungsplan zu einer erneuten Ablehnung des Standortes Paßstraße würde nutzen wollen.
Das konnte auch der Appell der Sozialdezernentin nicht verhindern. Sie mahnte, auf dem Weg zur neuen Gesamtschule das Tempo wie vereinbart hoch zu halten angesichts des „demografischen Drucks“ durch die drastische Steigerung der Schülerzahlen. Ohnehin sei nach der Elternbefragung „der Standort Welheim keine Option mehr“.
„Warum hängen wir den Bottroper Süden noch weiter ab?“
Das sieht Frank Kien anders. Die Elternbefragung habe „keine breite Unterstützung“ für den Standort Paßstraße ergeben, sagt der Oberbürgermeisterkandidat der CDU (Wahlkampfslogan: „Frank kann‘s“). Dann zählte er noch einmal die Argumente auf, die aus Sicht der CDU gegen den Standort sprechen: Ob die Neubaukosten von 60 Millionen Euro plus zu erwartende Preissteigerungen verhältnismäßig seien, wenn die Stadt mit der Hauptschule ein Gebäude mit Schwimmbad, Sportplatz und Aula zurückgreifen könne? Ob sich noch mehr Schülerverkehr am Busbahnhof ZOB knubbeln solle?
Seine These: „Die Weiternutzung des Standortes Welheim wird überhaupt nicht diskutiert. Warum hängen wir den Bottroper Süden noch weiter ab?“ Die 30.000 Quadratmeter Sportplatzfläche an der Paßstraße will Kien lieber für innenstadtnahes Wohnen nutzen.
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„Eine Entscheidung für den Standort Welheim ist nicht mehr möglich, das haben Sie doch gehört!“ konterte Marianne Dominas (ÖDP). Im Übrigen gehöre diese Debatte in den Schulausschuss. Kiens Rede sei „ein Zeichen, das der Wahlkampf jetzt schon losgeht.“ Auch SPD-Fraktionschef Matthias Buschfeld, seines Zeichens OB-Kandidat der Sozialdemokraten, sprach von einem „billigen Wahlkampfauftakt der CDU“.
Am Ende hat übrigens auch die CDU dem Schulentwicklungsplan zugestimmt. Aber Frank Kien legt nach. Am Tag nach der Ratssitzung postet er auf Instagram ein Video vom Sportplatz an der Paßstraße mit der Überschrift: „Gegen den Schulstandort an der Paßstraße in Bottrop!“ Und dem Originalton: „Als Ihr Oberbürgermeister würde ich mich dafür einsetzen, dieses wunderbare Grundstück in der Innenstadt zur attraktiven Wohnbebauung zu nutzen.“