Bottrop. Bottrops CDU hat einen Kandidaten für das Amt des OB. Das war zuletzt nicht der Fall. Man zeigt Geschlossenheit. Aber wer ist Frank Kien?

Die Bottroper CDU hat einen Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr. Allein das ist eine Nachricht, unabhängig vom Kandidaten. Denn – für alle, die sich nicht erinnern: Bei der letzten Wahl 2020 war das nicht so. „Ein Fehler“, sagt Hermann Hirschfelder nicht erst jetzt zu dieser Entscheidung. Das sieht heute ganz anders aus.

Der Fraktionsvorsitzende, der selbst zwei OB-Wahlkämpfe gestemmt hat (1999 und 2004) und die CDU-Bezirksvorsitzende Anette Bunse sitzen entspannt mit Frank Kien am Tisch der CDU-Zentrale am Altmarkt. Der 57-Jährige soll für die Christdemokraten das Rennen machen und 2025 ins Rathaus einziehen. Gewählt werden muss Kien, zurzeit Ratsherr und Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Bottrop-Mitte, allerdings noch. Dazu sind alle Bottroper Parteimitglieder am 7. November aufgerufen und nicht wie früher nur Delegierte. Ziel: Die stärkste Partei im Rat zu werden.

Der aller Voraussicht nach künftige OB-Kandidat der CDU, Frank Kien (m.), hier mit der CDU-Bezirksvorsitzenden Anette  Bunse und Hermann Hirschfelder als Fraktionsvorsitzendem.
Der aller Voraussicht nach künftige OB-Kandidat der CDU, Frank Kien (m.), hier mit der CDU-Bezirksvorsitzenden Anette Bunse und Hermann Hirschfelder als Fraktionsvorsitzendem. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Dass da etwas „schiefgehen könnte“, glauben weder Hermann Hirschfelder noch Anette Bunse. Wer bis jetzt nicht aus der Deckung gekommen sei, werde das wohl auch dann nicht tun. Aber in einer Demokratie sei zuweilen auch das Unwahrscheinliche möglich.

Dieses Mal haben sich die Christdemokraten aber gründlich vorbereitet. Denn man weiß: Kandidatinnen oder Kandidaten für ein politisches Amt findet man nicht wie den sprichwörtlichen Sand am Meer. „Wir haben erst im kleinsten Kreis gesprochen, überhaupt erst einmal sondiert, dann die Runden immer größer werden lassen“, sagt Hermann Hirschfelder. Denn Kandidaten innerparteilich zu verbrennen oder zu früh zu präsentieren, das könne nach hinten losgehen.

Nach dem Verkauf seiner Firma kann sich Frank Kien zu 100 Prozent dem Wahlkampf widmen

Er selbst sei erstmal für eine mögliche Kandidatur „in sich gegangen“, habe sich intensiv mit seiner Frau abgestimmt. Die beiden Kinder seien ja zum Glück schon größer. Ein entscheidender Moment sei auch der Verkauf seiner Firma im vergangenen Sommer gewesen, sagt Frank Kien. Ein Unternehmen für sanitäre Installation und Heizungsbau, mit 150 Angestellten schon ein ordentlicher mittelständischer Betrieb. Er sei jetzt in einer Übergangsphase nur noch beratend tätig.

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„So kann ich mich jetzt schon zu 90, im Wahljahr zu 100 Prozent auf den Wahlkampf vorbereiten, ein großer Vorteil“, so Kien, für den auch nach Verkauf der Firma das Hände-in-den-Schoß-legen keine ernsthafte Option ist. Zwar ist Politik für ihn kein Neuland mehr, nimmt aber jetzt wohl an Intensität zu.

OB-Kandidat ist seit 1998 Mitglied der Bottroper CDU

1998 trat Kien in die Partei ein, übrigens fast zur selben Zeit wie Anette Bunse. Aktiv in der Politik ist er seit 1999. „Zuerst als sachkundiger Bürger in Ausschüssen, dann seit 2012 auch als Ratsherr“, so der Unternehmer, der heute unter anderem dem Rechnungsprüfungs- und Bau- und Verkehrs- und Wirtschaftsförderungsausschuss angehört.

Mit fünf Jahren kommt Frank Kien nach Bottrop. Nicht aus dem Ruhrgebiet, sondern aus dem malerischen Diez an der Lahn, mit Altstadt und Schloss in Rheinland-Pfalz. Politisch sozialisiert in der Ära Helmut Kohl, an dem nicht nur in Rheinland-Pfalz in jenen Jahren niemand vorbeikommt. Aber jetzt kommt der Knall: „Ich habe in jungen Jahren sogar mal SPD gewählt“, gibt Kien ganz offen zu.

Bottrops neuer OB-Kandidat: Von der Arbeiterfamilie zum Firmenbesitzer

Und von seinem Hintergrund hätte er auch eher zum klassischen sozialdemokratischen Klientel gehört: „Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie, war nicht bei der Bundeswehr, sondern habe Zivildienst im sozialen Bereich bei der Awo geleistet, war in der evangelischen Jugend hier in Bottrop aktiv.“ Klingt nicht gerade wie „typisch CDU“. Und dennoch: „Meine politische und werteorientierte Heimat zusammen mit einer sozialen Verantwortung habe ich seit langem schon in der CDU gefunden.“

Was ihn aber letztlich für die Kandidatur bewogen hat? Vielleicht einmal der andere Blick auf Stadt und Verwaltung. „Im Gegensatz zu den letzten Oberbürgermeistern bis hin zu Bernd Tischler, den ich übrigens schätze, komme ich nicht aus der Verwaltung.“ Da müsste einiges optimiert, zügige Querverbindungen geschaffen werden, nicht nur zwischen den einzelnen Ämtern, auch über die Stadtgrenze hinaus.

Frank Kien.

„Als Grüßaugust sehe ich mich nicht, falls ich OB werde. “

Eine Wirtschaftsförderung, die den Namen verdiene, eine nachhaltige Entwicklung der Innenstadt, auch mit Blick aufs Wohnen, damit die Stadtmitte auch für unterschiedliche Klientel wieder attraktiv werde, Sicherheit, der Umgang mit Migration, Bildung und Kultur: alles Themen, die für Frank Kien im Rahmen des Möglichen einen Neustart brauchen. Und das vor allem mit dem Blick auf das, was die Menschen in Bottrop wollen und brauchen, die übrigens einbezogen werden müssten.

Aber vielleicht nicht so, wie die Initiative „Bottrop bewegt“ es jetzt machte, die OB-Kandidatinnen und Kandidaten per Stellenannonce sucht: „Demokratische Teilnahme immer ja: Aber das war eine Katastrophe!“ Die CDU geht in mehreren Phasen in die Offensive. Was sie und Frank Kien vorhaben: Man darf gespannt sein. „Als Grüßaugust zum Durchschneiden von Einweihungsbändchen sehe ich mich jedenfalls nicht.“