Bottrop/Gladbeck. Die Stadt Bottrop legt eine preisgünstige Alternative vor zum umstrittenen Radschnellweg nach Gladbeck. So verläuft die „Radvorrangroute“.

Mit dem neuen Radweg nach Gladbeck auf der Trasse der alten Zechenbahn ist die Bottroper Stadtverwaltung so gut wie durch. Die Fördermittel sind bewilligt, für den Kauf vieler notwendiger Flächen liegen Vorverträge vor, die Route ist durchgeplant. Der große Charme der „Radvorrangroute“: Nach aktueller Schätzung kostet sie nur ein Viertel von der Summe, die die Stadt für den umstrittenen Radschnellweg 7 zwischen Essen, Bottrop und Gladbeck in die Hand nehmen müsste. Der Fahrradclub ADFC applaudiert.

Die Pläne für die Vorrangroute auf der alten Zechenbahntrasse sind Ergebnis einer erbittert geführten Debatte in der Bottroper Politik. Der „Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet“ soll nach dem Willen des Regionalverbandes Ruhrgebiet (RVR) über die Gladbecker Straße durch die Bottroper Innenstadt führen. Weil das auf der Gladbecker Straße Parkplätze kosten würde, haben SPD und CDU schon Ende 2018 gegen diese Trasse ein großes Stoppschild aufgestellt. „Einen Radschnellweg entlang der Gladbecker Straße wird es mit der SPD nicht gebe“, sagte damals Fraktionschef Thomas Göddertz. Die Grünen und die Initiative „Aufbruch Fahrrad“ hielten dagegen an der Route in die Innenstadt fest.9

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Vor dem Hintergrund dieses Streits formuliert die Verwaltung alle Aussagen zur Radwegeplanung zwischen Gladbeck und Essen diplomatisch. Planungsamtsleiterin Christina Kleinheins sagte es im Juni so: „Die Radvorrangroute über die ehemalige Bahntrasse ist kein Ersatz für den Radschnellweg, sondern eine kurzfristiger umsetzbare Ergänzung.“ 


Carolina Kießlich, Sprecherin der Stadtverwaltung Bottrop

„Wir haben mit dem Land und dem RVR abgestimmt, dass wir die Radvorrangroute zuerst bauen.“

Carolina Kießlich
Stadtsprecherin

Diese Sprachregelung gilt bis heute, sagt Stadtsprecherin Carolina Kießlich: „Da eine politische Mehrheit für die geplante Führung des Radschnellwegs nicht absehbar ist, haben wir mit dem RVR und dem Land abgestimmt, dass wir die Radvorrangroute zuerst bauen. Der zentraler gelegene Radschnellweg ist aber weiterhin in den Konzepten enthalten und soll auch umgesetzt werden. Hierzu gibt es regelmäßige Abstimmungstermine mit Straßen NRW mit dem Ziel, eine konsensfähige und technisch machbare Trasse zu finden.“

Radweg auf der alten Zechenbahntrasse

Eine solche Trasse haben die Planer der Vorrangroute schon gefunden, zumindest von der Boye an der Stadtgrenze zu Gladbeck bis zur Bahnbrücke am Tetraeder: die alte Zechenbahntrasse der RAG-Tochter RBH. Die Flächen sind noch zu haben, sagt die Stadtsprecherin: Es gebe einen Kaufvertragsentwurf, mit dem der erste Bauabschnitt komplett abgedeckt wäre.

Schwierig wird es südlich von Tetraeder und Alpincenter. Da liegt die marode Bahnbrücke Prosperstraße im Weg, und da fehlen der Stadt noch Flächen. Wenn die Bahn ihre Brücke neuer und höher baut, soll sie gleichzeitig Platz für die Radroute schaffen. Derzeit sprechen Stadt und Bahn von einer Bauzeit von Ende 2025 bis 2027. Erst danach will die Stadt den dritten Bauabschnitt der Rad-Route in Angriff nehmen.

Hier wird es schwierig: Wenn die Bahn die marode Brücke an der Prosperstraße neu baut, soll sie auch eine Brücke für Radler bauen.
Hier wird es schwierig: Wenn die Bahn die marode Brücke an der Prosperstraße neu baut, soll sie auch eine Brücke für Radler bauen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Das letzte Stück der Vorrangroute zum Hauptbahnhof und weiter nach Ebel wird allerdings kein Leckerbissen für Radtouristen werden. Entlang der Bahngleise der S9 und parallel zur Straße Gohrweide führt die Trasse bis zur Bahnhofstraße. Die will die Stadt nächstes Jahr auch mit Radwegen ausbauen; die Pläne werden den Bürgern vorgestellt am Dienstag, 10. Dezember, ab 18.30 Uhr im Vereinsheim von Polonia Ebel am Lichtenhorst.

In Bottrop-Ebel haben Radler Anschluss an die Berne-Route

Dieser Ausbau würde den Lückenschluss nach Ebel bringen. Am Bernepark bekommen die Radler Anschluss an die „Berne-Route“ Richtung Essener Innenstadt. Und was die Anbindung an die Bottroper Innenstadt angeht: Im Verkehrsausschuss hat die SPD gerade einen Prüfauftrag eingebracht für eine verbesserte Radwegeverbindung zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt.

Im Naturschutzbeirat will sich der Fachbereich Tiefbau noch vor Weihnachten für den Trassenbau eine Befreiung von den Auflagen des Landschaftsschutzes einholen. Gegenüber dem Radschnellweg (39 Millionen Euro) schätzt der Fachbereich die Kosten für die Vorrangtrasse auf 8,8 Millionen Euro. Und es gibt Geld vom Land für den Bau, sagt Carolina Kießlich: „Der Förderbescheid liegt vor.“

„Wir haben mit dem ADFC Gladbeck diesen Ausbau bereits im April 2017 in einem Schreiben an den Oberbürgermeister angeregt“, sagen Heinz Brockmann und Dirk Schaefer vom Bottroper Fahrradclub ADFC. „Wir freuen uns, dass die Pläne nun so weit fortgeschritten sind, und hoffen auf kurzfristige Umsetzung.“ Die Anbindung an die Bottroper Innenstadt könne über den Uferweg Kirchschemmsbach erfolgen.