Bottrop. . Der Planungsausschuss erteilt Strecke über die Gladbecker Straße ein Absage. Grüne halten am Verlauf fest und gehen in ihrer Forderung sogar weiter.

Ja, Bottrop stimmt den Planungen des RVR zum Regionalen Radwegenetz zu, aber nicht in dieser Form. So ließe sich wohl der Beschluss des Ausschusses für Stadtplanung und Umweltschutz und die entsprechende Stellungnahme der Stadt an den Regionalverband auf den Punkt bringen. Streitpunkt ist immer noch die Wegeführung des Radschnellwegs von Gladbeck über Bottrop nach Essen. Der RVR sieht diese Trasse unter anderem entlang der Gladbecker Straße – was zu Einschränkungen für Autofahrer und zu einer Verringerung der Parkflächen führen würde.

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Da will Bottrop nicht mitspielen. Dabei sei die Stellungnahme der Verwaltung noch „wachsweich“ formuliert, kritisierte SPD-Fraktionschef Thomas Göddertz in der Ausschusssitzung und stellt klar: „Einen Radschnellweg entlang der Gladbecker Straße wird es mit der SPD nicht geben.“ Dem schloss sich sein CDU-Gegenüber Hermann Hirschfelder an.

In der Stellungnahme an den RVR weist die Verwaltung „mit Nachdruck“ darauf hin, dass die von Bottrop favorisierte Strecke über die RAG-Trasse und dann entlang der Tetraeder-Halde zum Hauptbahnhof führt. Bei der Stadt sieht man stillgelegte Bahntrassen als ideale Routen für Radwege, schließlich böten sie einen „direkten, Kreuzungsfreien, barrierearmen, steigungsarmen Verlauf.“ Außerdem verringerten sich die Fahrtzeiten abseits der Straßen.

Einzig die Grünen sprechen sich für die Trasse entlang der Gladbecker Straße aus. In ihren Augen ist die Straße dort breit genug, um auch den Radschnellweg zu führen. Dabei fallen Stellplätze entlang der Straße weg, doch gegenüber der WAZ zeigte sich Grünen-Fraktionschefin Andrea Swoboda überzeugt, dass im Hinterland der Gladbecker genügend Parkraum vorhanden sei.

Route entlang dem Kirchschemmsbach

Planungsdezernent Klaus Müller kündigte im Planungsausschuss an, dass auch daran gedacht sei, mit dem NRW-Verkehrsministerium noch einmal zu verhandeln, inwieweit die Vorgaben für einen Radschnellweg, was etwa die Breite angeht, in einigen Bereichen etwas gelockert werden könnten.

Dann wäre möglicherweise die Route entlang des Kirchschemmsbachs, die fast parallel zur Gladbecker Straße verläuft und wo es bereits einen Radweg gibt, eine Alternative.

Zudem warnen die Grünen, dass längst nicht sicher sei, dass das Land die von der Stadt bevorzugte Strecke über die RAG-Trasse auch zahle. Schließlich sei die Idee der Radschnellwege, Zentren zu verbinden. Auch in der vom RVR vorgelegten Kosten-Nutzen-Analyse komme diese Trasse schlechter weg. All das spricht in den Augen der Grünen nicht für eine Förderung des Landes. „Und dann stellt sich der Oberbürgermeister hin und erklärt, dass der zweite Radschnellweg in ganz Deutschland an der Innovation City scheitert?“

Raum zurückgeben

Andrea Swoboda und Roger Köllner, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, appellieren an die übrigen Parteien im Rat, nicht mehr länger das überholte Ziel der „autogerechten Stadt“ zu verfolgen, sondern vielmehr Radfahrern und Fußgängern Raum in der Stadt zurückzugeben. Vor dem Hintergrund müssten nicht nur Radwegeverbindungen sondern beispielsweise auch Parkräume überdacht werden. In anderen europäischen Städten funktioniere das auch, so Köllner und Swoboda.

Sie teilen auch die Sorge des Einzelhandels nicht, dass ohne Auto weniger Kunden kämen. Andrea Swoboda: „Es eröffnen sich neue Chancen auf gute Kunden, die gern in der Stadt einkaufen. Nirgendwo ist ein Geschäft pleite gegangen, wenn der Radverkehr gefördert wurde, eher sind gegenteilige Effekte eingetreten, weil die Aufenthaltsqualität gestiegen ist.“

Die Grünen sehen im Radverkehr allgemein und im Radschnellweg auf der vom RVR favorisierten Trasse eine „Riesenchance“, für die sie weiterhin kämpfen wollen. Daher suchen sie nun auch das Gespräch mit den Geschäftsleuten an der Gladbecker Straße, die sich gegen den Radschnellweg ausgesprochen haben. Die Grünen sehen in dem Radweg einen Ausgangspunkt für weitere gute Fahrradverbindungen in Bottrop.

Aktuell stehen sie in den politischen Kreisen Bottrops damit aber ziemlich allein da. Die politischen Vertreter der Stadt in der Verbandsversammlung des RVR wollen jedenfalls darauf hinarbeiten, dass die Verantwortlichen die Planung des Radschnellwegs noch einmal überdenken.