Bottrop. . In den Frühlings- und Sommermonaten locken in Bottrop zahlreiche Sehenswürdigkeiten, Parks und Halden, die sich auch mit dem Fahrrad gut erreichen lassen. Franz Reidick, 2. Vorsitzender des ADFC Bottrop, gibt einige Tipps für Kurztouren im Stadtgebiet.

Sich bei schönem Wetter spontan auf den Drahtesel zu schwingen, ist für viele Bottroper eine wunderbare Freizeitbeschäftigung. Und letztlich ist der Weg das Ziel. Zudem muss die Radtour nicht unbedingt immer eine Tagestour sein. „Im Stadtgebiet gibt es auch zahlreiche kurze Routen, die sich durchaus lohnen und an so manchen interessanten Sehenswürdigkeiten im Stadtgebiet vorbeiführen“, stellt Franz Reidick, 2. Vorsitzender des ADFC-Bottrop, fest und hat auch sogleich einige Tipps parat.

Rundtour im südlichen Stadtgebiet

Eine etwa ein- bis zweistündige Rundtour bietet sich beispielsweise im südlichen Stadtgebiet an. „Die Strecke zum Rhein-Herne-Kanal über die Essener Straße ist problematisch“, gibt Reidick zu und verweist auf eine Alternative: Vor der Emscherbrücke (Essener Straße) in Richtung Essen gibt’s rechts einen Weg parallel zur Emscher, dann links über die Fußgängerbrücke durch das Prosperwäldchen zum Kanal.“ Über den Kanalweg geht’s dann in Richtung Essener Stadthafen und dann links in Richtung Bernemündung. „Hier bietet sich eine Rast im Biergarten an“, so Reidick.

Von dort geht’s an der Berne entlang bis zur Emscher, über den Emscherradweg bis zum Industriegebiet Knippenburg und über die Knappenstraße am Malakoffturm vorbei in Richtung Prosperstraße. Von hier radelt man unter der Eisenbahnbrücke hindurch, dann rechts über Ostring und Beckstraße links in die Bahntrasse Prosper II bis zum Prosper III-Gelände. „Die Strecke verläuft über Rad-, Wald- sowie kombinierte Rad- und Fußwege“, so Reidick. „Die Tour eignet sich auch für Kinder, allerdings im Brückenbereich Prosperstraße aufpassen.“

Alpiner Abstecher auf die Halde

Eine schöne Kurzroute bietet sich im Norden der Stadt an. Los geht’s am Stadtgarten, vorbei an den Stadtteichen Richtung Tierheim zum Landschaftsbauwerk Schöttelhalde und zur Grafenmühle. Über den Alten Postweg geht’s dann Richtung Oberhausen. Hinter der Halde Haniel links, dann über eine Brücke in Richtung Fuhlenbrock und über die frühere Bahntrasse Haniel-Jacobi.. „Man kommt am Golfplatz aus“, so Reidick. „Dann geht’s am Parkfriedhof vorbei zurück zum Stadtgarten.“ Für Radler mit alpinen Ambitionen lohnt bei dieser Tour natürlich ein Abstecher auf die Halde Haniel. „Die Ausblicke über Kirchhellener Heide und Bottroper Stadtgebiet bis hin zum Münsterland sind einfach toll“, schwärmt Reidick. Für diesen Abstecher müsse man eine Stunde einplanen.

Eine weitere schöne Tour startet am Museum Quadrat. Über die Straßen „Im Stadtgarten“ und Overbeckstraße geht’s zum Kirchschemmsbach. Hier auf dem Radweg am Bach entlang bis zur Stadtgrenze nach Nordosten und dann entweder in Richtung Nordsternpark oder über die Industrie-, Stenkhoff-, Kirchhellener und Alte Kirchhellener Straße, vor dem Bahnübergang rechts zum Vorthbach und dann zurück zum Stadtgarten.

Als Kartengrundlage für alle Touren empfiehlt Reidick den Stadtplan oder einen Blick auf Google-Earth im Internet. „Natürlich dürfen bei keiner Tour Flickzeug, Pflaster, Getränke und ein bisschen Obst fehlen.“

Weitere Ausflugsziele:

Spaziergang in luftiger Höhe: Schloss Beck lockt mit nostalgischen und modernen Attraktionen

Mit rund 40 Attraktionen lockt in den Sommermonaten der Freizeitpark Schloss Beck in den Norden des Stadtgebietes. Im Schatten von 250 bis 300 Jahre alten Bäumen und des spätbarocken Schlosses bietet der Park auf rund 200 000 Quadratmetern nicht nur für kleine Besucher ein abwechslungsreiches Programm - unweit des neueren und großen Nachbarn Moviepark. „Wir sehen den Park aber nicht als Konkurrenz, unser Publikum ist ein anderes“, stellt Inhaberin Renate Kuchenbäcker fest.

Ende der 70er Jahre erfüllte sich ihr Ehemann mit der Anlage des Freizeitparks einen Traum. „Wir haben klitzeklein angefangen“, erinnert sich Kuchenbäcker. Noch heute erinnern hölzerne Schiffsschaukeln und nostalgische Kinderkarussells an diese Anfangsjahre. Und lachend erinnert sich Kuchenbäcker an das eigene Magengrummeln beim Schaukeln in Kindheitstagen.

Ein modernes Highlight im wahrsten Sinne des Wortes ist seit 2012 der „Baumkronenpfad“, beliebt bei kleinen wie großen Gästen gleichermaßen. „Die Großen genießen vor allem die Aussicht über den See,“ meint Karla Kuchenbäcker. Für die Kleinen sei eher das Klettern und Laufen in luftiger Höhe ein Erlebnis. Über gut 200 Meter windet sich der Pfad in etwa 15 Metern Höhe durch die Baumkronen. Tafeln informieren zwischendurch über die Lebewesen im Wald.

In Kürze öffnet eine neue Attraktion im Freizeitpark: Ein riesengroßes und zu 90 Prozent überdachtes Klettergerüst. Den Namen sollen die Kinder selbst bestimmen. Zudem locken Drachenbahn, Wasserbootrutsche, verschiedene Karussells, Flugsimulator und natürlich der Besuch des Schlosses selbst.

Industriedenkmal mit Ausblick: Der Malakoffturm bietet Zeitreise in Arbeitsalltag der Bergleute 

Trutzig wie eh und je erhebt sich der Malakoffturm unweit von Alpincenter und Tetraeder gen Himmel. Ab 1871 errichtet, 1986 stillgelegt und 1999 durch die Historische Gesellschaft restauriert, gilt er als außergewöhnliches Ausflugsziel im Stadtgebiet, das eine Zeitreise in den längst vergangenen Arbeitsalltag des Bergbaus ermöglicht. Zwar ist der Malakoffturm nur selten geöffnet, doch lassen sich auch Sondertermine vereinbaren. Zudem bietet der Turm in Kürze eine neue Attraktion: Die 1. Seilscheibenebene soll im Rahmen von Führungen für Besucher geöffnet werden. Dann bietet sich bei ein grandioser Ausblick über das Betriebsgelände von Prosper II und weit über das Ruhrgebiet.

Jeden Dienstag von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr sowie jeden Donnerstag von 14 bis 17 Uhr ist der Malakoffturm geöffnet. Jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat bietet die Steigergruppe zudem jeweils um 14.30 Uhr Führungen über die Obertage-Betriebe von Prosper II an. Weitere Termine sind nach Absprache unter 102 430 möglich.

Im Malakoffturm können Besucher die Steigerstube mit zahlreichen Accessoires des Bergbaus besichtigen und im Bergbauarchiv stöbern, das mit Bauplänen und Dokumenten die Entwicklung des Bottroper Bergbaus ab 1854 nachzeichnet. Interessenten können nach Absprache auch in einer rund 1500 Bücher umfassenden Sammlung alter schlesischer Bücher ab etwa 1788 schmökern. „Es kommen immer wieder Leute in den Turm, die früher mit dem Bergbau verbunden waren“, so Franz Reidick, 1. Vorsitzender der Historischen Gesellschaft. „Aber gerade mit der neuen Aussichtsplattform ist der Turm sicher auch ein Anziehungspunkt für noch mehr Besucher.“

Weitere Infos: www.historischebottrop.de

Rasante Abfahrten und Kletterspaß: Sommerrodelbahn und Klettergarten locken zum Alpincenter 

Schwindelig dürfen kleine und große Besucher sicher nicht sein, wenn sie sich in den Hochseilklettergarten am Alpincenter begeben. In einer Höhe von bis zu zehn Metern geht’s über 13 Stationen. Alpines Feeling bleibt beim Hangeln durch die Seile und mit den weiten Ausblicke über das Ruhrgebiet natürlich nicht aus. Und Thomas Bonnemeyer, Stellv. leiter der Ski- und Sportschule, versichert: „Passieren kann nichts! Ein selbstsicherndes System bewahrt vor Stürzen in die Tiefe.“ Wenn man erst mal eingehakt sei, laufe alles automatisch, der Weg sei vorgegeben. „Und wer nicht mehr kann, wird von uns natürlich runtergeholt“, so Bonnemeyer. Durch Spezialbrillen, die die Sicht verdunkeln, oder durch Anketten an den Partner, könnten sich Kletterlustige den Parcours zudem erschweren. Um in dem Hochseilgarten zu klettern, müssen Kinder mindestens 30 Kilo wiegen und 1,30 Meter groß sein. Höchstgewicht ist 130 Kilo. Kinder unter neun Jahren dürfen nur in Begleitung Erwachsener klettern. Bei starkem Regen und Wind ist der Klettergarten geschlossen.

Am Alpincenter lockt in den Sommermonaten auch die erste undeinzige Sommerrodelbahn des Ruhrgebiets. Auf einer Gesamtlänge von über 1000 Metern überwindet sie einen Höhenunterschied von 80 Metern. Vom Gipfel des Alpincenter-bergs geht’s in rasanter Fahrt von bis zu 42 Stundenkilometern auf kurvenreicher Strecke und durch einen Kreisel hinunter zur Talstation. „Man kann nicht aus der Bahn fliegen“, versichert Nicole Brattig vom Alpincenter. „Und die Geschwindigkeit lässt sich selbst regulieren.“ Die Sommerrodelbahn ist ein Spaß für die ganze Familie, Kinder ab acht Jahren dürfen alleine fahren.

Info: Hochseilklettergarten und Somerrodelbahn sind mittwochs bis sonntags geöffnet. Weitere Infos: www.alpincenter.com

Oase der Entspannung und Ruhe: Im Bernepark locken Wiesen, Spielplätze, Restaurant und Kultur 

Einst flossen hier die Abwasser und verbreiteten üble Gerüche. Jetzt ist die ehemalige Kläranlage Bernemündung eine oase der Ruhe und Entspannung. Drum zieht es die Bottroper Christa und Theo Konieczny mit ihrem Enkel Cornelius (7) immer wieder hierher. „Hier kann er laufen und toben, wie er will, und wir müssen nicht immer rufen ‘Pass’ auf’“, meinen die Großeltern übereinstimmend.

Seit 1997 lag das ehemalie Gelände der Kläranlage still, ehe es im Kulturhauptstadtjahr 2010 zu dem beliebten Kultur- und Freizeittreffpunkt umgebaut wurde. Im Mittelpunkt der Anlage stehen natürlich die beiden 73 Meter großen ehemaligen Klärbecken - das eine mit Teich, das andere terrassiert und bepflanzt. Doch nicht nur die Besucher des Restaurant im ehemaligen Maschinenhaus sowie Kunst-, Kultur- und Theaterbegeisterte, die gelegentliche Aufführungen im Park besuchen, kommen im Bernepark auf ihre Kosten, sondern auch kleine und große Spaziergänger, die hier einfach nur faulenzen, lesen oder entspannen möchten.

Für die kleinen Besucher gibt es Spielplatz und lange Rutschen. Aber Cornelius liebt es beispielsweise auch, einfach zwischen den bepflanzten Kreisen herumzuspringen oder Bälle zu werfen. Das Betreten der Wiesen ist im Bernepark ja absolut erwünscht. „Als ich damals die Entwürfe für den Park sah, war ich erst skeptisch“, gibt Christa Konieczny zu. „Aber das ist jetzt hier eine wunderbare Oase der Stille. Dabei ist die Stadtmitte nur zehn Minuten entfernt.“

Info: Der Bernepark, Ebelstraße 25a, ist bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet. Der Eintritt ist frei. Parkmöglichkei gegenüber des Eingangs. Ebelstraße 25a

Tipps von Mitgliedern des Leserbeirats:

Volker Seeske empfiehlt die weiten Blicke über die Felder an „Schimmel’s Ruh“ 

Die Vögel zwitschern und der Blick schweift weit über die Felder. Und wenn die Bäume nicht so hoch wären, könnte man sogar über das „Dorf“ blicken. „Früher war das durchaus möglich“, erinnert sich Volker Seeske, Mitglied im WAZ-Leserbeirat, an seinem Lieblingsplatz „Schimmel’s Ruh“ in Kirchhellen. Der 54-Jährige hat’s nicht weit bis zu seinem liebsten Ausflugziel, denn er wohnt nicht weit entfernt. „Warum sollte ich weit fahren, wenn ich so viel Grün direkt vor der Haustür habe?“

Obwohl Volker Seeske bereits seit 28 Jahren in Kirchhellen wohnt, hat er die nähere Umgebung erst vor etwa 14 Jahren entdeckt. „Seither jogge ich regelmäßig und gehe mit dem Hund hier spazieren.“ Begleitet wird er dabei meist von seiner Frau Claudia und inzwischen auch von den Enkelkindern Felix (2) und den einjährigen Zwillingen Mia und Lilly. „Das ist hier ein Geheimtipp“, meint Seeske. „Es ist nie überfüllt. Man kann die Seele baumeln lassen und abschalten.“

An „Schimmel’s Ruh“ führt auch der Kirchhellener Rundwanderweg vorbei, gut markiert mit kleinen grünen Schildchen. „Den bin ich aber noch nie gegangen“, so Seeske. Hier gibt es so viele Spazierwege, beispielsweise um den ‘Kanickelberg’ herum bis hin zur Gladbecker Stadtgrenze.“ Und mitunter laufe einem auch mal ein Fuchs über den Weg.

Info: Schimmel’s Ruh bzw. der Rastplatz Overhagen liegt an der Kreuzung Auf dem Schimmel/Am Hagelkreuz

Margret Martin liebt Ruhe und Idylleam Heidesee  

Ruhig und friedlich liegt der Heidesee inmitten frisch grüner Bäume und Sträucher. Das Wasser kräuselt sich im Wind, Enten ziehen ihre Bahnen. Schon seit Jahrzehnten kommt Leserbeirätin Margret Martin mit Ehemann Hans-Joachim immer wieder gern zum Heidesee in Grafenwald - mal zu Fuß, mal mit dem Fahrrad.

„Schön ist, dass es hier nie zu voll wird“, schwärmt die 62-Jährige. „Auch wenn sich auf dem Weg vom Parkplatz zum See die Menschen drängen, findet man am See immer ein ruhiges Plätzchen.“ Als die Kinder des Ehepaares noch klein waren, kamen sie natürlich auch oft hierher - zu Badespaß und Picknick. Heutzutage zieht es Hans-Joachim und Margret Martin oft mit dem Fahrrad an den See. „Der ist dann aber nur eine Station im Rahmen einer meist längeren Tour“, so Hans-Joachim Martin und erläutert: Vom Eigen geht’s über Grafenmühle, Heidesee, Heidhofsee in Richtung Flugplatz Schwarze Heide, und zurück durch die kleinen Ortsteile von Kirchhellen. „Sehr abwechslungsreich.“ Ein Spaziergang rund um den See lockt die beiden auch immer wieder. „Der dauert etwa eine Stunde“, so Margret Martin. Und anschließend geht’s stets zum Landcafé Beckedahl. „Wir lieben den selbst gebackenen Kuchen dort“, stellen die beiden überstimmend fest. Ein weiterer Ausflugstipp der beiden: Der Senkungssee an der Schwarzbachbrücke. „Hier gibt’s Urwald pur!“

Info: Parkplätze am Alten Postweg

Der Stadtgarten ist Monika de Byls liebstes Ausflugsziel 

Schon in ihrer Kindheit kam Monika de Byl oft in den Bottroper Stadtgarten. „Mit meinem älteren Bruder und meiner jüngeren Schwester ging’s dann auf den Spielplatz“, erinnert sich die WAZ-Leserbeirätin. Damals habe es noch eine große Querschaukel gegeben. „Mir wurde zwar immer schlecht, aber ich musste trotzdem immer schaukeln“, erinnert sich die 65-Jährige lachend. Oft habe auch ein Picknick zu dem Ausflug gehört „und sonntags gab’s immer zum Abschluss ein Eis für zehn Pfennig.“

Auch heute zieht es Monika de Byl immer wieder in den Stadtgarten, der für sie zu jeder Jahreszeit seinen besonderen Reiz hat. „Aber jetzt im Frühling, wenn alles nach und nach blüht, ist es natürlich besonders schön.“ Spezielle Lieblingsstellen hat die 65-Jährige nicht. „Der Weg ist stets mein Ziel“, lacht de Byl. Und der führt sie vom Eingang am Overbeckshof meist Richtung Marienhospital zu den Stadtteichen, dann über die Kirchhellener Straße in Richtung Autobahn und an der Jugendherberge entlang, an den Stadtteichen vorbei und durch die Kleingartenanlage zurück. „Da bin ich etwa anderthalb Stunden unterwegs.“

An den Stadtteichen beobachtet die pensionierte Lehrerin gern die brütenden Graureiher. Und obwohl Monika de Byl das frische Grün und die bunten Farben des Frühlings auch im eigenen Garten genießen könnte, lockt sie der Stadtgarten. „Ich brauche Bewegung und deswegen komme ich immer wieder in den Stadtgarten